1944 verschickte ein Mitglied der SS einen verschlüsselten Funkspruch. Schafft es ein Leser dieses Blogs, den Code zu knacken?

Der US-Professor Nick Gessler hat eine interessante Sammlung – Verschlüsselungsmaschinen, Verschlüsselungsformulare, Chiffrierscheiben, verschlüsselte Postkarten und mehr. Es sind viele Einzelstücke darunter. Besonders interessant finde ich den folgenden Zettel, den mir Nick Gessler bereits vor zwei Jahren gezeigt hat:

SS-Code

Dieses Formular wurde offensichtlich 1944 von einem Mitglied der SS ausgefüllt. Vermutlich handelt es sich um einen verschlüsselten Funkspruch, der auf dieses Weise protokolliert wurde. Bisher hat niemand die Lösung gefunden.

Leider ist nichts über die genaue Herkunft des Formulars bekannt. Die Unterschrift könnte “Klein” heißen. Vielleicht erkennt jemand etwas auf dem Stempel:

SS-Code-Stempel

Die bekannteren Verschlüsselungsverfahren des Zweiten Weltkriegs (Enigma, Doppelkasten, Rasterschlüssel 44) passen wohl nicht. Die Sonderzeichen in der mittleren Spalte sind ungewöhnlich. Da die Nachricht von einem Untersturmführer unterzeichnet wurde (dies ist ein eher niedriger Rang), kann es sehr gut sein, dass statt einer Verschlüsselungsmaschine ein manuelles Verfahren zum Einsatz kam. Dadurch würde das Knacken wohl einfacher werden.

Zum Weiterlesen: Die Top-25 der ungelösten Verschlüsselungen

Kommentare (14)

  1. #1 Pnugi
    München
    15. April 2014

    Auf dem Stempel lese ich:

    Waffen SS
    Xxxxstempel
    Xxxxxxxxxx der XxxxXxxxx Lager Xxxxx

  2. #2 masso
    16. April 2014

    Hallo.
    Ich denke, dass auf dem Stempel zu lesen ist:
    WaffenSS
    Dienststempel
    Panzergeschwader der xxx yyy Lager zzz

    Wie oben rechts auf der Notiz zu lesen ist (10 SS Frundsberg) geht es sich der Nachricht um die https://de.wikipedia.org/wiki/10._SS-Panzer-Division_%E2%80%9EFrundsberg%E2%80%9C
    Diese befand sich zu den genannten Datum (9.2.1944) im Gebiet um die heute französische Stadt Lisieux. Kurz danach, im März wurde die Division dann an die Ostfront verlegt. Das Lager zzz sollte sich auch noch ausfindig machen lassen, wobei natürlich nicht für jede Truppenverlegung in den letzten Jahren des Krieges mehr neue Stempel hergestellt wurden.

    Bei dem xxx handelt es sich mit Sicherheit um eine AbKürzung des übergestellten Korps oder der Panzer- Armee. Hierzu konnte ich auf die Schnelle nichts für den Zeitraum finden,im August ’44 wurde die 10. Division dem https://de.wikipedia.org/wiki/II._SS-Panzerkorps unterstellt.

    Auch interessant ist der Name Lippert auf der Notiz: Hierbei könnte es sich um SS-Standartenführer Michel Lippert ( https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Lippert ) handeln, von Januar bis Februar 1943 Kommandeur der 10. Im Feb ’44 war er allerdings bereits Kommandeur einer Grenadier- Brigade.

  3. #3 masso
    16. April 2014

    Was mir nun beim weiteren einlesen in die Materie allerdings auffiel ist, dass die 10. SS Panzer-division keine eigene Aufklärung, und somit auch keine Bodentruppen den Aufklärungsgeschwadern zugeteilt waren.
    Das bedeutet, dass meine Vermutung für das erste Wort falsch ist; würde es zum Beispiel Panzerregiment heißen wäre dem Wort sehr wahrscheinlich eine Zahl voran gestellt. Es findet sich auch eine SS-Panzer-Nachrichten-Abteilung als Teileinheit in der Literatur, allerdings dürfte das von der Länge des Wortes nicht passen.

  4. #4 Michael
    16. April 2014

    Unter dem Adler steht wohl Dienststempel. Das erste Wort der Umschrift dürfte Kommandantur sein.

    Der Rang des Addresaten, SS-Standartenführer Lippert, entspricht dem eines Obersts.

  5. #5 Hobby_Feldpost
    16. April 2014

    Lippert war der Kdr. der 10. SS-PzDiv (Frundsberg… ganz oben die roten Buchstaben) aber nur bis 1943… evtl. mal einen grösseren Scan hier reinstellen oder an meine Mail schicken… evtl. kann man dann mehr erkennen 🙂
    Besonders die Einheit neben Frundsberg würde mich interessieren: 3. ??? kann man so nicht erkennen

  6. #6 Michael
    16. April 2014

    p.s. Untersturmführer entspricht einem Leutnant.

  7. #7 Michael
    16. April 2014

    pps. Das erste Wort der Umschrift ist auf keinen Fall Panzergeschwader. “dantur” ist meiner Meinung nach recht klar zu lesen, der Unterschwung eines “g” ist definitiv nicht vorhanden. Abgesehen davon gibt es das Wort Panzergeschwader in Zusammenhang mit der Waffen-SS nicht.

  8. #8 Grubber
    16. April 2014

    Könnte die Unterschrift nicht “Grass” heißen?

    • #9 Klaus Schmeh
      16. April 2014

      Die Unterschrift auf dem Stempel? Sieht für mein Dafürhalten nicht nach “Grass” aus, aber da bin ich kein Experte.

  9. #10 joerg
    Berlin
    16. April 2014

    Entweder Codebuch oder codierte Kartenkoordinaten.

    Jörg

  10. #11 GCH
    16. April 2014

    Wegen der seltsamen Anordnung der Zeichen: Könnte es sein, dass die linke Hälfte der Klartext ist? rechts der Geheimtext, der dann gesendet wurde? Die Bedeutung des Klartexts ist vielleicht nur für SS “Insider” verständlich.

    • #12 Klaus Schmeh
      16. April 2014

      Ist nicht auszuschließen. Vielleicht stammt der “Klartext” auf der linken Seite aus einem Codebuch (ist also schon verschlüsselt).

  11. #13 Klaus Schmeh
    17. April 2014

    Oliver Helweg hat über Facebook ein paar interessante Anmerkungen gemacht:
    Das ist ein QR-Schlüssel in der ersten Reihe https://de.wikipedia.org/wiki/Q-Schlüssel siehe auch https://users.telenet.be/d.rijmenants/en/kurzsignale.htm

    Die SS erwartete was auf einem Feldflugplatz:
    1 Zeile : Masse (Gewicht, Ladung) QR Luftfahrzeug. Aber “Dieser” Funkspruch war eher eine “Anforderung” einer Dienststelle: Was , wie , wo ?
    Alap = Ungarn/Budapest
    “Kssy” Decknahme (Abkürzung) für die Operation in Budapest
    https://de.wikipedia.org/wiki/Decknamen_deutscher_Militäroperationen_im_Zweiten_Weltkrieg“
    Hab meine ehem. Kameraden der Aufklärung gefragt (Marinefernmeldestab 70)

  12. #14 joe
    berlin
    17. April 2014

    Hallo,

    da lag ich ja gar nicht so falsch.
    Das gabe es auch in den Anfangsjahren der NVA – Flugzeugmeldeschlüssel.

    https://scz.bplaced.net/codes.html#flug