Was hat Fußball mit Verschlüsselungstechnik zu tun? Mehr als man denkt! Zumindest die Steganografie hat im Fußball ihren Platz.
Alle reden heute über Fußball. Die alten Griechen taten es ebenfalls. Der Beweis: Im Fachbuch „Der neue Pauly; Enzyklopädie der Antike”, einem Standardwerk der Geschichtswissenschaften, war früher ein Stichwort namens „Apopudobalia“ enthalten. Dieses griechische Wort lässt sich mit „Fußball“ übersetzen und steht in der Tat für eine antike Leibesertüchtigung, bei der ein rundes Spielgerät mit den Füßen bearbeitet wird. Von den Griechen gelangte dieses Spiel angeblich über die Römer zu den Briten. Auch in Deutschland wurde der Nachfolger von Apopudobalia irgendwann populär – und erfolgreich, wie sich gestern wieder einmal zeigte.
Natürlich war die Geschichte vom Apopudobalia-Spiel im alten Griechenland frei erfunden. Neben dem Jux hatte die antike Balltreterei jedoch auch einen ernsten Zweck: Damit sollten Abschreiber entlarvt werden. Das Kalkül der Pauly-Autoren: Wer allzu dreist von der Enzyklopädie kopierte, übernahm auch den unsinnigen Apopudobalia-Eintrag und verriet sich dadurch. Eine solche Vorgehensweise wird auch “Plagiatsfalle” genannt.
Plagiatsfallen sind eine Form der versteckten Kommunikation und gehören dadurch zur Steganografie.
Jargon-Codes im Fußball
Der Fußball hat aber noch mehr Steganografisches zu bieten. So mancher Fußball-Trainer nutzt beispielsweise einen Jargon-Code, um die Abseitsfalle zu organisieren. Hat die gegnerische Mannschaft einen Freistoß im Mittelfeld, dann ruft der Betreuer den Spielern einen scheinbar belanglosen Satz zu, etwa „Michael, geh enger an deinen Mann!“. Die wahre Bedeutung dieses Kommandos lautet: Kurz vor Ausführung des Freistoßes sollen alle Abwehrspieler nach vorne laufen, um die Gegner abseits zu stellen.
Bei vielen Mannschaften ist eine weitere Steganografie-Variante verbreitet. Diese ersetzt eine Sache, die auch gestern im WM-Finale mehrfach zu sehen war: Ein Spieler hebt beim Eckball die Hand. Passiert dies öfters, dann weiß die gegnerische Mannschaft irgendwann, was die Geste bedeutet (z. B. “Eckball kommt lang”). Die steganografische Alternative: Beim Eckball zeigt der ausführende Spieler durch Kopfkratzen oder ein zweites Zurechtlegen des Balles an, ob er kurz oder lang spielt.
Steganografie-Betrug bei der Auslosung?
Eine ganz andere Form der Steganografie wurde diskutiert, nachdem im Frühjahr 2008 die ausgelosten Paarungen des UEFA-Cup-Viertelfinales bereits vorab in einem Internet-Forum aufgetaucht waren. Da bei der Ziehung keine Manipulation erkennbar war, kam der Verdacht auf, die verwendeten Kugeln seinen bei dem Prozedere durch Erwärmen markiert gewesen. Zweifellos eine schöne steganografische Idee. Allerdings gibt es keinen ernst zu nehmenden Hinweis darauf, dass tatsächlich ein Betrug im Spiel war. Vermutlich hatte ein Fußallfan die vier Paarungen einfach nur zufällig richtig geraten. Wie groß die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Erfolg ist, überlasse ich dem Leser als Übung.
Mögliche Steganografie-Betrügereien gab es übrigens auch schon bein “Wetten, dass …?” (hier ist ein Artikel dazu).
Fußball-Akrostichen
Wahrscheinlich ebenfalls nur Zufall ist ein Akrostichon (so nennt man ein Wort, das aus Anfangsbuchstaben zusammengesetzt ist), das findige Fußallfans im Jahr 2001 in einer Niederlagenserie von Manchester United entdeckten. Der englische Vorzeigeklub hatte nacheinander (wenn auch nicht in dieser Reihenfolge) gegen Bolton, Liverpool, Arsenal, Newcastle und Chelsea verloren. Betrachtet man die Anfangsbuchstaben dieser Mannschaften, dann ergibt sich das Wort BLANC. Seltsamerweise entsprach dies dem Nachnamen des Manchester-United-Spielers Laurent Blanc. Wollte der Fußballgott der Vereinsführung auf diese Weise mitteilen, wer der wahre Schuldige an der Misere war? Eine zufällige Übereinstimmung erscheint deutlich wahrscheinlicher.
Ein echtes Fußball-Akrostichon stammt von dem deutschen Lyriker Robert Gernhardt. Dieser veröffentlichte 2005 ein Gedicht, in dem es um Fußball und den damaligen Schiedsrichterskandal ging:
Kam einst so stolz daher in Purpurfarben!
Ohn’ allen Makel Szepter, Kugel, Krone.
Erhobnen Hauptes saß er auf dem Throne
…
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Liest man jeweils den ersten Buchstaben einer Zeile, dann ergibt sich „Koenig Fussball“ .
Fußball-Fingercode
Schließlich bereicherte auch der Kabarettist und Schauspieler Dieter Hildebrandt die Fußballgeschichte um eine steganografische Episode. Wie er in einem Interview berichtete, stand er einst während eines Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft auf der Theaterbühne. Da ihn das Ergebnis brennend interessierte, er aber nicht bis zum Ende der Vorstellung warten wollte, sorgte er vor: Ein Kollege musste ihm während des Stücks auf der Bühne den Endstand per Fingercode übermitteln.
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