Ein alter Zeitungsartikel berichtet über deutsche Verschlüsselungstechniken im Ersten Weltkrieg. Darunter finden sich einige skurrile Beispiele.
„Deutschlands geheimnisvolle Verschlüsselungsverfahren“ titelte die Glasgower Zeitung The Post am 30. Juni 1918. Der ganzseitige Artikel berichtete von steganografischen Methoden, die die Deutschen angeblich im Ersten Weltkrieg verwendet hatten oder hätten verwenden können. So ist zum Beispiel von einem scheinbar harmlosen Bild die Rede, in dem eine Landkarte inklusive der Position von Minen versteckt ist (siehe Abbildung). Oder von einem deutschen Offizier, der in britischer Kriegsgefangenschaft Golf spielte und seine vermeintlichen Ergebnisse an seine Ehefrau in Dresden schickte – in Wirklichkeit handelte es sich dabei um geheime Botschaften. Interessant finde ich dass, ein Kriegsgefangener überhaupt die Möglichkeit hatte, Golf zu spielen.
Der The Post-Artikel ist eine Sammlung von Vermutungen und Anekdoten – sicherlich keine Quelle, die man als besonders zuverlässig einschätzen sollte. Interessant daran ist: Fast alle im Artikel beschriebenen Beispiele tauchen in der mir bekannten Literatur sonst nirgends auf – was wieder einmal zeigt, dass es in der Geschichte der Verschlüsselungstechnik noch vieles zu entdecken gibt.
Ein schönes Beispiel, das im besagten Artikel vorgestellt wird, stammt von dem US-Krimi-Autor Melville Davisson Post (1869-1930, die Namensähnlichkeit zwischen der Zeitung und dem Autor ist Zufall). ). Das Beispiel ist fiktiv, soll aber typisch für den Ersten Weltkrieg sein. Es handelt sich um folgenden Brief einer Geheimagentin namens Olga an ihren Onkel (der in Wirklichkeit eine Kontaktperson des Geheimdiensts ist):
Hier ist eine Transkription:
Dear Uncle,–We have at last sold our two farms for one hundred dollars an acre. We are going to move into St Paul, where we can purchase a little house and garden for one thousand dollars. Father will work in one of the big mills. I shall be glad to get out of the lonesome country, and the children will have a chance to go to school. We leave here some time in February, and I will write you from our new address.–Your affectionate niece. Olga
Findet jemand die versteckte Botschaft in diesem scheinbar harmlosen Brief? Sie ist recht kurz und nur in der Abbildung erkennbar (die Position der Wörter spielt eine wichtige Rolle). Ich werde Morgen die Lösung hier veröffentlichen:
Lösung: Two hundred thousand leave February
Melville Davisson Post soll laut The Post in einem „kürzlich erschienenen Artikel“ noch weitere Beispiele dieser Art veröffentlicht haben. Leider wird nicht genau gesagt, wo dieser Artikel erschienen ist (vielleicht weiß ein Leser mehr).
Post ist nicht der einzige Kriminal-Schriftsteller, der ein Faible für die Verschlüsselung hat – auch Edgar Allan Poe, Arthur Conan Doyle, Dorothy Sayers und viele andere ließen Verschlüsselungsrätsel in ihre Geschichten einfließen.
Zum Weiterlesen:
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