Wer Verschlüsselung ausprobieren und verstehen will, kommt an der kostenlosen Software CrypTool nicht vorbei. In der soeben erschienenen Version 2 dieses Programms ist einiges neu.

Wenn ich für Klausis Krypto Kolumne etwas verschlüsseln oder ein Kryptogramm analysieren will, dann gilt für mich die Devise: “Nicht lang’ warten, CrypTool starten.” Das kostenlose Programm ist so etwas wie ein kryptologischer Werkzeugkasten, der alle gängigen Verfahren unterstützt und teilweise sogar erklärt. CrypTool ist ideal für “Lehre und Selbststudium, Ausbildung und Awareness”, wie es auf der zugehörigen Web-Seite heißt. Für den produktiven Einsatz ist es dagegen nicht gedacht.

Am 20.08.2014 ist Version 2 von CrypTool erschienen. Schon auf den ersten Blick fällt auf: CrypTool 2 ist völlig anders gestaltet als die Vorgängerversion. So sieht zum Beispiel der Aufruf der Cäsar-Chiffre im Vergleich aus (links Version 1, rechts Version 2):

CrypTool-1-2

Neben der moderneren Optik gibt es jedoch noch deutlich tiefer greifende Unterschiede. So wird bei CrypTool 2 jede Krypto-Funktion innerhalb eines Schaubilds ausgeführt, in dem Klartext, Geheimtext, Verfahren usw. jeweils ein eigenes Objekt darstellen. So sieht das beispielsweise für die Enigma aus:

CrypTool-2-Enigma

Das Interessante an diesem Prinzip: Man kann beliebige Krypto-Funktionen nach dem Baukastenprinzip miteinander kombinieren, wozu eine ansprechend gestaltete Drag-and-Drop-Benutzeroberfläche zur Verfügung steht. So lassen sich sogar Programme schreiben, die aus einzelnen Krypto-Operationen zusammengesetzt sind. Das folgende ist beispielsweise ein Programm zur vollständigen Schlüsselsuche bei einer Skytale:

CrypTool-2-Combined

Nebenbei unterstützt CrypTool 2 einige Krypto-Verfahren, die in der ersten Version noch nicht vorhanden waren, zum Beispiel die Lorenz-Maschine, den Navajo-Code, eine spanische Streifenchiffre und die Hashfunktion Keccak, die gerade als SHA-3 standardisiert wird. Außerdem gibt es Erklärungen zum Padding-Oracle-Angriff und dem Heartbleed-Bug.

Besonders gespannt war ich auf den Navajo-Code, der bekanntlich auf einer Übersetzung in eine Indianer-Sprache basiert (der Code ist allerdings mehr als nur eine Übersetzung). Das Ergbnis einer Navajo-Verschlüsselung wollte ich Ihnen nicht vorenthalten:

CrypTool-2-Navajo

Insgesamt macht CrypTool2 einen sehr spannenden Eindruck. Das Programm ist sehr mächtig und lädt zum Experimentieren ein. Ich wünsche CrypTool 2 auf jeden Fall viel Erfolg!

Hier geht es zur CrypTool-Web-Seite.

Kommentare (7)

  1. #1 Friedhelm Kräutlein
    Berlin
    31. August 2014

    Vielen Danke für den Hinweis, aber warum fehlt der Hinweis auf den Download-URL? Darf der hier nicht erscheinen? Wer mit Google nach cryptool sucht, erhält als ersten Treffer eine “verkehrte” Adresse.

    Gruß
    Friedhelm

    • #2 Klaus Schmeh
      31. August 2014

      Danke für den Hinweis. Hier ist die Web-Seite mit Download-Möglichkeit: https://www.cryptool.org/de/
      Ich habe sie nun auch im Artikel ergänzt.

  2. #3 Harka
    1. September 2014

    Oder noch besser:

    https://www.cryptool.org/de/

    🙂

  3. #4 Dave
    1. September 2014

    Cryptool ist ein wirklich klasse Programm.
    Ich verfolge dieses Tool schon eine ganze Zeitlang, es ist wirklich super wie dieses Tool gepflegt und weiter entwickelt wird.

    Und das alles zum Nulltarif.
    Ich hatte z.B besonders mit der Enigma Analyse schon meinen Spaß gehabt, oder mal einem AES Text auch als Text ausdrucken usw.

    Aber ich gehe mal davon aus das wir hier alle dieses Tool schon kennen und nicht mehr missen wollen 🙂

    Freue mich immer wenn mal was darüber berichtet wird und es so vieleicht der ein oder andere auch für sich entdeckt.

  4. #5 Bernhard Gruber
    1. September 2014

    Die bereits implementierten Lösungen in Cryptool sind echt sagenhaft (Stichwort: Sabatini), allerdings ist die Bedienung oft nicht selbsterklärend. Und vielleicht kommt auch mal ein Plugin für die M-138 🙂

  5. #6 Koch
    Berlin
    2. September 2014

    Ja, danke für die Aufrischung!
    Hatte dieses geniale Tool schon fast aus den Augen verloren.
    Sehr umfangreich und bestens dokumentiert.
    Und sogar in deutsch(ich weiss, es ist ein deutsches Projekt..:))
    Weiter so!

  6. #7 Esslinger
    3. September 2014

    Bernhard Gruber schrieb am 1. September 2014:
    >… allerdings ist die Bedienung oft nicht selbsterklärend.

    Herr Gruber,
    könnten Sie uns wissen lassen, wo die Bedienung unklar ist und ob Sie Vorschläge zur Verbesserung haben. Feedback von den Benutzern ist für Entwickler immer hilfreich. Herzlichen Dank.

    B. Esslinger
    Leiter CrypTool-Projekt