Die Aryan Brotherhood ist eine berüchtigte Gefängnis-Gang. Um Morde abzusprechen, nutzte sie einen alten, aber wirksamen Geheimcode.

Im Jahr 1997 schickte ein Insasse des Hochsicherheitsgefängnisses in Florence, Colorado einen Brief an einen Leidensgenossen, der in Lewisburg, Pennsylvania inhaftiert war. Der Brief erschien harmlos, es ging um die Geburt eines Enkels. Leider kenne ich kein besseres Bild von diesem Schreiben als das folgende:

Aryan-Brotherhood-Letter

Der Brief war allerdings längst nicht so harmlos, wie er aussah. Er stammte von einem Mitglied der berüchtigen Gefängnisgang Aryan Brotherhood und enthielt einen steganografischen Code. Das zu Grunde liegende Verfahren ist bereits 400 Jahre alt und geht auf den britischen Philosophen Francis Bacon (1562–1626) zurück.

Der Code sieht vor, dass es von jedem Buchstaben des Alphabets jeweils zwei Varianten gibt (z. B. kann sich der mittlere Strich des E in der Mitte befinden oder leicht nach ober versetzt sein). Die eine Variante wird als jeweils als 0, die andere als 1 interpretiert. Jeweils fünf Buchstaben stehen für einen Geheimtextbuchstaben. Will man es einfach machen, dann steht 00000 für A, 00001 für B, 00010 für C und so weiter. Die Aryan Brotherhood machte es aus Sicherheitsgründen jedoch etwas weniger regelmäßig. So stand bei ihr 11011 für A, 10111 für B und 11100 für C.

Doch dummerweise für die Gefängnisgang hat das FBI eine ziemlich fähige Codeknacker-Truppe (die Cryptanalysis and Racketeering Records Unit, CRRU), und diese durchschaute den Code. Die folgende Grafik der CRRU entschlüsselt einen Teil der Nachricht (statt 0 und 1 wird A und B verwendet):

Aryan-Brotherhood-FBI

Der gesamte Klartext aus der obigen Nachricht lautet: CONFIRM MESSAGE FROM CHRIS TO MOVE ON DC.

Wie sich zeigte, war diese Nachricht die Bestätigung eines Mordauftrags, der von Mitgliedern der Gang tatsächlich ausgeführt wurde. Neben dem Bacon-Code hatte die Aryan Brotherhood im Gefängnis mehrere weitere geheime Kommunikationsmittel verwendet, darunter Geheimtinte aus Urin sowie Tote Briefkästen im Griff eines Wischmobs oder unter einem Stein im Gefängnishof. Im Mordprozess, der 2005 begann, dienten einige der von der CRUU entschlüsselten Botschaften als Beweise.

Zum Weiterlesen: Codeknacker auf Verbrecherjagd, Folge 10: Der Code der chilenischen Drogenkuriere