Im Kalten Krieg nutzte ein westlicher Geheimdienst eine besondere Art der versteckten Nachrichtenübermittlung. Die Methode lässt sich halbwegs nachvollziehen, doch leider ist unklar, wer sie einsetzte.
In den Akten der Stasi-Unterlagen-Behörde (BStU) findet sich viel Interessantes über die Kryptologie in der DDR. Wer mehr darüber wissen will, sollte sich die Web-Seite von Jörg Drobick ansehen.
Vor ein paar Tagen habe ich eine Mail von Detlev Vreisleben, einem Experten für Spionagetechnik, erhalten. Auch er ist bei der BStU auf interessante Unterlagen gestoßen. Dazu gehört die Beschreibung eines steganografischen Verfahrens, über das in der Literatur bisher nichts zu finden ist. Dieses Verfahren wird “Einbauschrift” genannt.
Mit der Einbauschrift ist es möglich, zweistellige Zahlen unauffällig in einem beliebigen Text zu verstecken. Hier ist die Beschreibung dieser Methode:
In jeder Zeile wird also der jeweils
erste Buchstabe des ersten und des
vierten Wortes genommen und
über die Tabelle auf eine Zahl
abgebildet. In diesem Text stecken
demnach die Zahlen 58, 26, 53, 48
und 85.
Die folgende Anlage nennt ein paar Bedeutungen, die die Zahlen haben können:
Irritierend finde ich, dass die erste Spalte nur bis G geht. Vielleicht ist sie nicht vollständig dargestellt. Möglicherweise lassen sich auch die restlichen Buchstaben des Alphabets auf eine zweistellige Zahl abbilden, dann könnte man damit beliebige Texte notieren. Da die vier Tabellen teilweise die gleichen Zahlen aufführen, muss der Empfänger wissen, welche Tabelle gerade in Verwendung ist. Vielleicht kann ein Leser mehr zu diesem Verfahren sagen.
Unklar ist leider auch, von wo dieses Verfahren stammt. Laut Detlev Vreisleben wurde es nicht von der DDR entwickelt, sondern ist in den Unterlagen als Methode eines westlichen Geheimdienstes deklariert. Offenbar war es für deutschsprachige Spione gedacht, die in der DDR aktiv waren. Der Geheimdienst, der es nutzte, muss aber nicht notwendigerweise deutschsprachig gewesen sein. Vielleicht weiß auch hier ein Leser mehr.
Insgesamt erscheint mir das Verfahren nicht besonders praktikabel. Einen längeren Bericht konnte man damit sicherlich schon aus Platzgründen nicht verschicken. Geheimtinte war sicherlich eine einfacher zu nutzende Alternative – die konnte aber leichter entdeckt werden.
Follow @KlausSchmeh
Zum Weiterlesen: Die versteckte Nachricht der Geheimagentin Olga
Kommentare (2)