StartseiteCipherbrain

Wer löst diese ADFGVX-Verschlüsselung?

Von / 23. Dezember 2014 / 6 Kommentare
Mehr

Das ADFGVX-Verfahren stammt aus dem Ersten Weltkrieg. In einem Kryptologie-Buch ist eine Original-Nachricht abgebildet. Kann sie jemand knacken?

Im März 1918 herrschte bei der französischen Funkaufklärung helle Aufregung. Die Funksprüche der Deutschen, die sie empfingen, enthielten nur noch die Buchstaben A, D, F, G und X. Offensichtlich nutzten die Deutschen ein neues Verschlüsselungsverfahren. Die Franzosen nannten es ADFGX.

Die Franzosen hatten damals einen exzellenten Codeknacker namens Georges Painvin in Ihren Reihen, und dieser konnte nicht nur innerhalb von einigen Wochen nachvollziehen, wie das ADFGX-Verfahren funktionierte, sondern fand auch eine Dechiffrier-Methode.

Im ADFGX-Verfahren stehen jeweils zwei Geheimtext-Buchstaben für einen Klartext-Buchstaben. Wie man sich leicht klarmacht, kann man mit Paaren bestehend aus A, D, F, G und X insgesamt 25 Buchstaben kodieren. Später nahmen die Deutschen noch das V dazu, wodurch das (ansonsten gleich funktionierende) ADFGVX-Verfahren entstand. Eine Beschreibung der beiden Methoden und ihrer Geschichte finden Sie in meinem neuen Buch Codeknacker gegen Codemacher (3. Ausgabe) oder bei Wikipedia.

Ähnlich wie bei anderen Verschlüsselungsverfahren des Ersten und Zweiten Weltkriegs sind auch bei ADFGX und ADFGVX nur sehr wenige bis gar keine Original-Funksprüche bekannt (was auch daran liegen könnte, dass bisher kaum jemand danach gesucht hat). Immerhin einen konnte ich ausfindig machen: Im Buch Codes and Ciphers von Peter Way (aus diesem stammt auch eine ungelöste Tresorknacker-Nachricht) aus dem Jahr 1977 ist ein ADFGVX-Telegramm abgebildet. Hier ist er (zum Vergrößern bitte draufklicken):

ADFGVX

Leider ist die Schrift nur sehr schlecht zu lesen (zum Glück gibt es im Geheimtext nur sechs unterschiedliche Buchstaben, was die Sache erleichtert). Die Transkription sieht wie folgt aus:

ADXXV GGXFA FXFVX AXVXV FFXAV GAXGX AGFDX XVVFV VAAXG GGAAX XDXXV AGA

Schafft es jemand, diese Nachricht zu knacken? Es dürfte nicht ganz einfach sein, aber immerhin ist das Verfahren bekannt.

Zum Weiterlesen: Bei mir laufen rund um die Uhr zwei Computer unter Dauerlast

Stichworte: ,
Mehr

Kommentare (6)

  1. #1 Hans Jahr
    23. Dezember 2014

    Picture of ADFGVX cipher telegram is in the Peter Way’s book Codes and Ciphers on page 9.

  2. #2 Norbert
    3. November 2015

    Ich schlage folgende Transkription vor, die sich in zwei Buchstaben von Klaus’ Version unterscheidet:

    ADXXV GGXFA FXFVX AXVXV FFXAV GAXDX AGFGX XVVFV VAAXG GGAAX XDXXV AGA

    (Unterschiede in der 6. und 7. Fünfergruppe)

    Gesendet offensichtlich von deutschen Truppen an der Westfront im Sommer 1918, abgefangen und an den französischen Kryptologen Georges Painvin weitergeleitet. In den leicht zugänglichen Quellen (etwa “The Codebreakers” von David Kahn, aber auch im Internet) wird nur ein einziger der von Painvin geknackten Schlüssel der Deutschen aufgeführt, und zwar derjenige vom 1. Juni 1918, mit dem auch das berühmte “Radiogramme de la Victoire” chiffriert wurde.

    Substitutionsquadrat:
    co8xf4 | mk3az9 | nwl0jd | 5siyhu | p1vb6r | eq7t2g

    Transposition nach folgendem Spaltenschema:
    6,16,7,5,17,2,14,10,15,9,13,1,21,12,4,8,19,3,11,20,18

    Gottseidank passt das auf diese Aufgabe hier 🙂 Damit ist auch klar, dass der Funkspruch vom 1. Juni 1918 stammt, denn die Schlüssel wurden zu dieser Zeit an der Westfront täglich geändert. Klartext (bei meiner Transkription):

    gruppe x lage unverandert 6 x 1 x r x d

    • #3 Klaus Schmeh
      4. November 2015

      Gratuliere! Das sieht gut aus. Damit wäre das Rätsel gelöst.

  3. #4 Norbert
    4. November 2015

    Ich finde es wahnsinnig schwer, bei der 6. und 7. Fünfergruppe die Buchstaben G und D eindeutig auseinanderzuhalten. Die Transkription von Klaus ergibt jedenfalls folgenden Klartext:

    gruppe x lage unverandert 6 x b x rod

    Eine weitere mögliche Lesart wäre:

    ADXXV GGXFA FXFVX AXVXV FFXAV GAXDX ADFGX XVVFV VAAXG GGAAX XDXXV AGA

    Klartext in diesem Fall:

    gruppe o lage unverandert 6 x 1 x r x d

    Da das Klartext-“x” offenbar als Punktersatz dient, erscheint es mir etwas wahrscheinlicher, dass hier “Gruppe O” Meldung gemacht hat.

  4. #5 Armin
    4. November 2015

    Glückwusch, Norbert. Toller Fund!

    Ich habe das Buch mit dieser Abbildung und habe sie mir mal mit einer Lupe genauer angeschaut, da sind die Buchstaben dann eindeutig unterscheidbar. Der exakte Geheimtext unterscheidet sich in 1 bzw. 2 Zeichen von Klaus’ und deinen Transkriptionen und lautet:

    ADXXV GGXFA FXFVX AXVXV FFXAV GAXGX AGFGX XVVFV VAAXG GGAAX XDXXV AGA

    Als Klartext erhält man dann:

    GRUPPE X LAGE UNVERANDERT 6 X B X R X D

  5. #6 Max Baertl
    4. November 2015

    6 X B X R X D X steht für 6. Bayrische Reserve Division, die im 1. Weltkrieg an der Westfront kämpfte.