Ein britisches Unternehmen will Passwörter durch Folgen von Bildschriftzeichen (Emojis) ersetzen. Die Idee ist zwar nicht völlig neu, hat aber ihre Vorteile.
Passwörter sind doof. Wer kann sich schon eine Zeichenfolge wie “X6dfh§ifjF” merken? Begriffe, die irgendwo in einem Wörterbuch stehen könnten, sollte man nicht verwenden, und dann muss man sich am besten noch für jede Anwendung ein eigenes Passwort ausdenken. Selbstverständlich sollte man dieses regelmäßig wechseln.
Die britische Firma Intelligent Environments hat nun eine interessante Alternative zu Passwörtern auf den Markt gebracht: die Emoji-Authentifizierung. Die Idee hierbei: Der Anwender muss statt Buchstaben oder Zahlen eine Folge von Emojis (so nennt man Bildschriftzeichen auf Neudeutsch) eintippen. Emojis sind, so das Kalkül des Unternehmens, für den Nutzer leicht zu merken und für einen Hacker schwer zu erraten.
Völlig neu ist diese Idee allerdings nicht. Bereits vor 16 Jahren ist mir auf einer Messe ein Produkt namens Passfaces begegnet. Dieses sieht vor, dass der Nutzer jeweils aus neun vorgegebenen Gesichtern eines auswählt. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt. Trifft der Anwender jeweils die richtige Wahl, dann ist die Authentifizierung erfolgreich.
Auch bei Passfaces werden Buchstaben und Zahlen durch Informationen ersetzt, die leichter zu merken sind. Übrigens können sich Menschen Gesichter besonders gut einprägen – dafür hat die Evolution im Laufe der Jahrmillionen gesorgt.
Es gibt weitere Variationen desselben Themas. So bietet Windows 8 so genannte Fotogesten. Diese sehen vor, dass der Anwender auf einem Bild per Finger bestimmte Linien zieht (beispielsweise von der Nase einer abgebildeten Person zum rechten Schuh). Hier gibt es ein Video dazu. Dabei handelt es sich um eine spezielle Ausführung von Passwort-Gesten, die auf Smartphones und Tablets inzwischen weit verbreitet sind. Zukünftig könnte es auch dreidimensionale Passwort-Gesten geben. Sensoren, die eine Handbewegung im Raum auswerten können, existieren bereits.
Besonders gut kann sich das menschliche Gehirn übrigens Gerüche merken – das hat mir jedenfalls einmal ein Biologe erklärt. Von einer Authentifizierung, die dies ausnutzt, habe ich bisher allerdings noch nichts gehört. Vielleicht ist das ja eine Marktlücke.
Bei all diesen Passwort-Alternativen sollte man jedoch nicht vergessen: Genauso wie ein Hacker ein Passwort ausspähen oder vom Server klauen kann, kann er dies auch mit Emojis, Passfaces oder Gesten tun. Die genannten Technologien sind daher nicht so sicher wie beispielsweise eine Smartcard oder ein Security Token. Dafür sind sie einfach und praktikabel, was in der Sicherheitstechnik immer ein Vorteil ist.
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Zum Weiterlesen: Die Grundlagenkrise der Kryptografie – Teil 1
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