Wenn es um Spionage geht, verstehen die USA keinen Spaß. Immerhin: Zwei Geheimnisverräter, die im Kalten Krieg zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden, werden nun nach 30 Jahren freigelassen.
Wenn es um Spionage geht, sind die USA weltweit führend. Das weiß man nicht erst seit den Enthüllungen von Edward Snowden. Dies hindert die US-Amerikaner jedoch nicht daran, mit aller Härte zu reagieren, wenn sie selbst ausspioniert werden.
Das musste beispielsweise John Anthony Walker feststellen. Dieser war bei der US-Marine für die Bedienung von Verschlüsselungsgeräten zuständig. Um an Geld zu kommen, verkaufte er als Chiffrierschlüssel verwendete Lochkarten und andere geheime Dokumente an den sowjetischen Geheimdienst. Dies ging Jahrzehnte lang gut, doch 1985 wurde er enttarnt. Er bekam eine lebenlange Haftstrafe. Obwohl Walker nur ein unbedeutender Militärangestellter war, musste die US-Marine einräumen, dass er einen enormen Schaden angerichtet hatte. 2014 starb er nach 29-jähriger Haft (siehe hier).
Besser als Walker könnte es Ronald Pelton ergehen. Dieser arbeitete in den achtziger Jahren für die NSA, und auch er ließ sich dazu verleiten, streng geheime Informationen an den sowjetischen Geheimdienst zu verkaufen. Über sein – vergleichsweise lächerliches – Honorar von 37.000 Dollar konnte er sich jedoch nicht lange freuen. 1985 wurde er verhaftet und zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.
Bereits seit Jahren kann man in der englischsprachigen Wikipedia nachlesen, dass Pelton im November 2015 entlassen werden soll. Demnächst müsste es also soweit sein.
Etwa zur gleichen Zeit wie Pelton betrieb auch Jonathan Pollard bezahlten Geheimnis-Verrat. Pikanterweise verkaufte der Geheimdienstangestellte sein streng geheimes Wissen an den US-Verbündeten Israel. Dies schützte ihn jedoch nicht vor einer lebenslänglichen Haftstrafe, zu der er nach seiner Enttarnung 1986 verurteilt wurde. Im Gefängnis nahm Pollard die israelische Staasbürgerschaft an – in der Hoffnung, dadurch mehr Unterstützung von offizieller Seite in Jerusalem zu erhalten. In der Tat forderten israelische Politiker mehrfach Pollards Freilassung – vergeblich. Da Pollard nicht aus Liebe zu Israel, sondern aus Liebe zum Geld spioniert hatte, taugte er ohnehin nicht so recht zum jüdischen Volkshelden.
Immerhin: Im Juni berichteten die Medien, Pollards Entlassung stehe noch in diesem Jahr an. Da Pollard (wie Ronald Pelton) inzwischen 30 Jahre abgesessen hat, wäre er wohl auch ohne Israel-Bonus begnadigt worden.
Die zwei wohl bedeutendsten Maulwürfe in Diensten einer US-Organisation, die bisher enttarnt wurden, werden sich dagegen noch etwas gedulden müssen. Aldrich Ames und Robert Hanssen flogen erst nach Ende des Kalten Kriegs auf und wurden zu lebenlänglichen Freiheitsstrafen verurteilt.
Sollten auch sie nach 30 Jahren Haft begnadigt werden, dann würde dies 2024 bzw. 2031 stattfinden.
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Zum Weiterlesen: Der US-Spion, den seine Rechtschreibschwäche verriet
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