Ja, auch Kryptologen haben Humor. Das beweist ein “Wettbewerb”, in dem besonders schlechte Verschlüsselungsmethoden eingereicht werden können. Die Jury ist prominent besetzt.
Wettbewerbe haben in der modernen Verschlüsselungstechnik eine lange Tradition. Schon in den Siebzigerjahren suchte die US-Behörde NBS in zwei Wettbewerben ein Verschlüsselungsverfahren, woraus schließlich der DES hervorging. Auch die Verfahren AES und SHA-3 wurden in Wettbewerben ermittelt.
Inzwischen gibt es einen weiteren kryptografischen Schönheitswettbewerb. Dieses Mal geht es aber nicht um das beste Verfahren einer bestimmten Art, sondern um das schlechteste. Und da man schlechte Krypto-Verfahren traditionell als Schlangenöl (Snake Oil) bezeichnet, heißt der Wettbewerb “Snake Oil Crypto Competition” oder kurz SOCC. Ganz ernst gemeint ist diese Veranstaltung zwar nicht, aber das macht sie nicht minder interessant.
Die Web-Seite zur Snake Oil Competition ist etwa genauso schlecht wie die eingereichten Verfahren.
Schlangenöl habe ich auf Klausis Krypto Kolumne übrigens schon einmal behandelt. Die zugehörige dreiteilige Artikelreihe war eine der meistgelesenen in der Geschichte des Blogs (siehe hier, hier und hier). Von den dort vorgestellten Verfahren wurde aber anscheinend bisher keines für die SOCC eingereicht. Dies liegt wohl daran, dass es sich dabei um unfreiwillig schlechte Methoden handelt, während die Snake Oil Crypto Competition auf solche Verfahren ausgerichtet ist, die absichtlich schwach designt wurden.
Auf der Liste der eingereichten Verfahren steht beispielsweise Hensel and Grøstl von Roberto Avanzi:
Auch das Verfahren Lolcipher sieht interessant aus, vor allem, wenn man sieht, wie es das Bild eines Pinguins verschlüsselt (dies ist eine Anspielung auf das hier beschriebene Problem bei der Nutzung von Block-Verschlüsselungsverfahren):
Der Gewinner darf im berüchtigen Journal of Craptology (nein, das ist kein Druckfehler) publizieren und erhält eine Flasche Premium-Schlangenöl sowie 100 Trillionen Zimbabwe-Dollar. Die Jury ist prominent besetzt. Neben den deutschen Kryptologen Stefan Lucks und Tanja Lange sind auch Edward Snowden und Ex-NSA-Präsident Keith Alexander mit von der Partie (Keith Alexander wurde übrigens einer größeren Öffentlichkeit bekannt, als der Alexanderplatz in Berlin nach ihm benannt werden sollte, was sich allerdings als Aprilscherz herausstellte).
Leider ist mir nicht ganz klar, ob die Einreichungsfrist für die SOCC schon abgelaufen ist. Da aber noch eine E-Mail-Adresse für Einreichungen angegeben ist (submit(at)snakeoil.cr.yp.to), lohnt sich ein Versuch. Ich wünsche allen Teilnehmern viel Erfolg.
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Zum Weiterlesen: https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/2014/04/01/voynich-manuskript-pornografische-darstellungen-werden-entschaerft/
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