Der Kryptologe André Langie knackte im Ersten Weltkrieg wichtige Verschlüsselungen. Das Schweizer Fernsehen hat ihm nun eine spannende Dokumentation gewidmet.

Es kommt leider nur selten vor, dass das Fernsehen über Kryptologie und deren Geschichte berichtet. Wenn doch, dann geht es meist um Themen wie die Enigma oder das Voynich-Manuskript, die Kryptologie-Interessierten bereits bekannt sind. Neues habe ich im Fernsehen dagegen selten gelernt.

Um so erstaunlicher ist es, dass das Schweizer Fernsehen nun eine Dokumentation über einen Kryyptologen gesendet hat, über den in der Literatur nur wenig zu finden ist: André Langie (1871-1961). Dabei macht mich eine Sache zugegebenermaßen etwas stolz: Vor dieser Dokumentation war im Internet nur eine Quelle zu finden, in der man etwas über Langie erfuhr – zwei Artikel auf Klausis Krypto Kolumne (hier und hier). Wie Sie diesen Artikeln entnehmen können, wusste ich nur wenig über Langie, außer dass dieser ein sehr gutes Buch und ein scheinbar ungelöstes Krypto-Rätsel hinterlassen hat. Auch sein Todesjahr war mir nicht bekannt.

Die Schweizer Dokumentation hat den Titel Der Landesverrat (hier ist die Dokumentation in der Mediathek). Darin und in einem begleitenden Artikel erfährt man viele Dinge, die ich bisher über Langie nicht wusste.

Langie-Depeche

Langie knackte im Ersten Weltkrieg verschlüsselte russische Telegramme. Zwei Schweizer Offiziere, die Langies Ergebnisse zu Gesicht bekamen, verrieten diese an die Deutschen, mit denen sie sympathierten. Ein solcher Geheimnisverrat wurde üblicherweise mit dem Tode bestraft, doch Ulrich Wille, der Vorgesetzte der beiden Verräter, sympathisierte ebenfalls mit den Deutschen und verhinderte eine Bestrafung. Mit der Zeit durchschaute Langie, für wen er wirklich arbeitete. Dies brachte ihn in Gewissensnot, denn einerseits hätte er seinen Verdacht melden müssen, doch andererseits hätte er damit seinen Vorgesetzten Wille ans Messer geliefert. Bis heute ist diese Geschichte als “Obersten-Affäre” bekannt.

Wer mehr wissen will, sollte sich die Dokumentation ansehen. Ich hoffe, dass das Fernsehen zukünftig noch deutlich mehr derartige Dokumentationen ins Programm nimmt.

Zum Weiterlesen: Langie-Kryptogramm: Ein ungelöstes Krypto-Rätsel aus dem Jahr 1918

Kommentare (3)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    18. Oktober 2015

    Puh, dann ist der Gutste ein großes Risiko eingegangen. Zwei Kollegen und der Vorgesetzte Deutschenfreunde. Da kann einem doch recht leicht ein Unfall passieren…

  2. #2 BreitSide
    Beim Deich
    18. Oktober 2015

    PS: Gratulation für die Erwähnung im TV! Das adelt heutzutage 🙂

    • #3 Klaus Schmeh
      19. Oktober 2015

      Danke. Im TV werde ich nicht erwähnt (oder habe ich das überhört), aber immerhin vom TV-Sender im begleitenden Artikel.