Als Leser dieses Blogs kennen Sie sicherlich die Enigma, die bedeutendste deutsche Verschlüsselungsmaschine des Zweiten Weltkriegs. Doch die Deutschen nutzten damals noch weitere Verschlüsselungsgeräte. Dazu gehörte unter anderem die Siemens & Halske T52, die heute meist als „Geheimschreiber“ bezeichnet wird.

Der Geheimschreiber war der aufwendigste und teuerste Verschlüsselungsapparat seiner Zeit. Er war um ein Vielfaches größer und schwerer als die Enigma und zudem mit einer aufwendigeren Verschlüsselungsmechanik ausgestattet. Dennoch wurde auch der Geheimschreiber geknackt. Doch während zum Dechiffrieren der Enigma Spezialmaschinen, zahlreiche Experten und ein ganzes Heer von Arbeitskräften eingesetzt wurden, löste ein schedischer Mathematik-Professor den Geheimschreiber quasi im Alleingang. Er benötigte dafür gerade einmal zwei Wochen.

Die äußerst erstaunliche Geschichte des Geheimschreibers erzähle ich in meinem kürzlich erschienenen Artikel auf Focus Online.

Als kleine Zugabe gibt es im Folgenden ein paar Fotos des Geheimschreibers, die ich in verschiedenen Museen aufgenommen habe. Die folgende Aufnahme stammt aus dem National Cryptologic Museum in der Nähe von Washington:

Geheimschreiber-NCM

Im Imperial War Museum in London steht ebenfalls ein Exemplar:

Geheimschreiber-IWM

Der folgende Geheimschreiber ist im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn ausgestellt:

Geheimschreiber-HNF

In Bletchley Park, wo einst die Enigma geknackt wurde, befindet sich heute ein Museum. Auch dort ist ein Geheimschreiber zu sehen:

Geheimschreiber-BP

Insgesamt existieren heute nur noch wenige Exemplare des Geheimschreibers. Neben den vier gezeigten Maschinen ist mir nur eine weitere (im Besitz eines österreichischen Sammlers) bekannt. Falls ein Leser weitere Exemplare kennt, würde es mich interessieren.

Enigmas sind im Vergleich zum Geheimschreiber deutlich häufiger. Vermutlich existieren heute noch etwa 1.000 Exemplare. Für eine Enigma werden inzwischen Preise von 250.000 Euro und mehr bezahlt. Wie viel ein Geheimschreiber wert ist, kann ich nicht sagen. Meines Wissens hat in den letzten Jahren kein Gerät dieser Art den Besitzer gewechselt.

Zum Weiterlesen: Enigma-Nachricht entschlüsselt, die kurz nach Hitlers Tod versendet wurde

Kommentare (3)

  1. #1 Jerry McCarthy
    England
    7. Januar 2016

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  2. #2 schlappohr
    7. Januar 2016

    Leider bleiben viele interessante Fragen offen: Nach welchem Algorithmus arbeitet diese Maschine? Ich meine nicht die mechanische Funktion, (die wird ja im Wiki-Artikel zumindest angedeutet) sondern das Prinzip der Verschlüsselung. Ist es ein OTP-Verfahren, oder basiert es z.B. auf der technischen Unlösbarkeit des diskreten Logarithmus? Ist es symmetrisch? Warum wurde gerade dieser Algorithmus gewählt, warum war er nach damaligem Stand der Technik kryptografisch sicher (also schwer zu knacken), und wie hat Beurling es dennoch geschafft? Heutzutage gilt ein kryptografisches Verfahren nur dann als sicher, wenn es offengelegt ist, d.h. die Sicherheit des Systems wird nicht dadurch gefährdet, dass der Angreifer die Funktionsweise kennt. Einzig der Schlüssel muss geheim bleiben. Hätte Beurling das Verfahren schneller knacken können, wenn er eine T52 verfügbar gehabt hätte? Wie wurde der tägliche neue Schlüssel zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht? Gab es einen Vorläufer der heutigen Key-Exchange-Methoden, oder vordefinierte Codebücher?
    Es war sicher eine Meisterleistung, mit den vergleichsweise primitiven elektromechanischen Methoden von damals (das ist nicht abwertend gemeint) eine Verschlüsselungsmaschine zu bauen. Aber ich meine, gerade bei der Kryptografie gebührt die Ehre den Theoretikern.

  3. #3 Jerry McCarthy
    England
    9. Januar 2016

    Mit Google können Sie eine Website finden, die ein paar mehr Details über den Sturgeon gibt. Die mit Google zu benutzen Parameter sind “quadibloc t-52 te0302”. (Leider darf ich nicht den URL hier schreiben.)