Heute geht es um ein verschlüsseltes Buch, das längst entschlüsselt ist. Der Inhalt lässt jedoch viele Fragen offen.
Was macht man, wenn man einen alten verschlüsselten Text besitzt und diesen nicht entschlüsseln kann? Heute wendet man sich natürlich an Klausis Krypto Kolumne. Diese Möglichkeit hatte Markus Adelsbach aus Straßburg jedoch noch nicht zur Verfügung, als er 2012 wissen wollte, was es mit einem teilweise verschlüsselten Büchlein auf sich hatte, das aus dem Nachlass seines Großvaters stammte.
Der Code war schnell geknackt
Da es Klausis Krypto Kolumne noch nicht gab, reichte Adelsbach Scans des Buchs in der Fundbüro-Kolumne von Spiegel Online Einestages ein. Leider gibt es diese spannende Kolumne inzwischen nicht mehr, doch die Anfrage ist noch abrufbar (wenn auch ohne die Scans).
Herr Adelsbach musste nicht lange auf Antworten warten. Eine davon kam von mir. Ich wies ihn auf einige gute Codeknacker hin, die eventuell helfen konnten. Doch das war gar nicht notwendig, denn es meldete sich außerdem ein Leser namens Jörg Steffen, der es geschafft hatte, die Verschlüsselung zu knacken. Es handelte sich um ein Ersetzungsverfahren. Häufige Buchstaben wie das E oder das N werden durch einstellige Zahlen ersetzt. Der folgende Textausschnitt lautet beispielsweise VUT D32 L5762 S32 7528 und entschlüsselt sich in VUT DIE LUMBEN SIE MUSEN.
Das gesamte verschlüsselte Buch inklusive der Entschlüsselung von Jörg Steffen ist hier abrufbar.
Man kann das Buch als Zauberbuch bezeichnen, da einige Inhalte magischen Charakter haben. Außerdem kommen lothringische Dörfer, Rezepte, magische Zahlen und einige andere Dinge darin vor. Auf meiner Liste verschlüsselter Bücher steht das Buch unter der Bezeichnung “Adelsbach-Manuskript” an Position 00032.
Entschlüsselt und dennoch rätselhaft
Vor einigen Wochen erhielt ich eine Mail von Markus Adelsbach. Er schrieb: “Das Büchlein ist immer noch ein Rätsel für mich. Nachforschungen in den zitierten lothringischen Dörfern Sarrealbe, Hinsprich, Diederfing usw. haben wenig ergeben. Anscheinend wurden dort Panama-Hüte hergestellt. Was dies allerdings mit den Rezepten und magischen Zahlen zu tun hat?”
Kann vielleicht ein Leser mehr mit dem Inhalt dieses Buchs anfangen? Wie alt ist es? Wer könnte es geschrieben haben? Was bedeutet der Inhalt?
Immerhin eine Sache ist leicht zu erkennen. Das folgende Bild zeigt das so genannte Sator-Quadrat:
Das Sator-Quadrat ist eine mindestens 2000 Jahre alte Buchstabenspielerei. Sie dreht sich um den lateinisch klingenden Satz SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS. Diesen kann man nicht nur von hinten lesen, sondern auch in der obigen Form als Quadrat schreiben. Der Satz ist darin sowohl zeilenweise als auch spaltenweise lesbar. Einen tieferen Sinn hat diese Wortfolge nicht. Man kann sie mit „Der Sämann Arepo hält mit Mühe die Räder“ übersetzen. Weitere Informationen zum Sator-Quadrat gibt es bei Wikipedia.
Wer mehr in Markus Adelsbachs Zauberbuch findet, möge sich melden.
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Zum Weiterlesen: Aus dem 18. Jahrhundert: Ein verschlüsseltes Buch mit dreieckigen Seiten
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