Im Jahr 1976 verließ ein junger Mann seine Familie und schickte ihr ein paar Monate später eine verschlüsselte Nachricht aus Israel zu. Kann sie jemand knacken?

Heute geht es um einen Mann, dessen Name ich nicht kenne. Er wurde am 19. November 1954 geboren und wuchs in den USA auf. Noch in seinen frühen Zwanzigern lebte er bei seinen Eltern. Der junge Mann arbeitete als Computer-Programmierer und Hardware-Entwickler – ein damals noch deutlich seltenerer Beruf als heute.

Der namentlich nicht bekannte Mann interessierte sich für US-Geschichte. Er erlitt zwei schwere Unfälle, die sein Weltbild veränderten. Er beschäftigte sich danach mit Parapsychologie, religiösen Lehren und Astrologie.

1976 war der junge Mann plötzlich verschwunden. Die Umstände sprachen nicht für ein Verbrechen, sondern eher für eine freiwillige Flucht.

Im Oktober 1976 erhielten die Eltern einen Brief ihres verschwundenen Sohnes. Das Schreiben war recht kurz und außerdem verschlüsselt (MLH sind die Initialen seiner Mutter).

MLH-Cryptogram

Die Eltern konnten das Schreiben (ich nenne es “MLH-Kryptogramm”) nicht entschlüsseln und wandten sich daher an die American Cryptogram Association (ACA). In deren Zeitschrift The Cryptogram wurde das Kryptogramm in der Ausgabe Jan/Feb 1978 auf der Titelseite vorgestellt.

Ich gehe stark davon aus, dass jemand innerhalb der ACA die Lösung gefunden hat (ansonsten wäre das MLH-Kryptogramm sicherlich populärer). Ich besitze allerdings nicht alle Cryptogram-Aufgaben und kenne den Klartext daher nicht.

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Bitte vormerken: Am 8. Juni 2016 bin ich an einer spannenden Veranstaltung in Soest beteiligt: DIE CODEKNACKER.
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Falls jemand einen verschlüsselten Text (z. B. Postkarte oder Brief) aus dem Raum Soest kennt, bitte melden.
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Der Artikel in The Cryptogram nennt noch ein paar Besonderheiten, die zur Lösung beitragen könnten. So ist auf dem Briefumschlag das Wort „apt.“ klein geschrieben, und statt „Avenida“ heißt es „Avienda“. Als Absender ist „Milestone“ eingetragen.

Kann jemand dieses Kryptogramm knacken? Oder kennt jemand die Lösung? Ich bin gespannt.

Zum Weiterlesen: Gelöst: Der verschlüsselte Drohbrief an US-Präsident Roosevelt

Kommentare (12)

  1. #1 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/
    8. April 2016

    Parts of it remind me of a rebus. The “carrot” might be a “greater than”, with the circle/dot being an “eye”, for instance: “more than eye”? Then, the heart, with the ± signs on the sides of the heart meaning that they “more or less” love “Poo, too”. A pet? Sibling? There are what look like headphones earlier, too… “listen”?

    It might also make sense to use a rebus, as why would the man otherwise expect his parents to know the cipher?

    Just wild speculation. Maybe someone knows where later copies of this magazine are kept.

  2. #2 Jerry McCarthy
    England
    8. April 2016

    Carrot? “Caret”, surely! 🙂

    https://en.wikipedia.org/wiki/Caret

  3. #3 Klaus Schmeh
    8. April 2016

    Wolfgang Wilhelm über Facebook:
    Der erste Gedanke den ich bei verschlüsselten Texten aus Israel (oder arabischen Ländern) habe: erst mal gucken, ob es nicht von rechts nach links gelesen wird.

  4. #4 Jerry McCarthy
    England
    8. April 2016

    Diese Sprachen, sowie Jiddisch, werden “right-justified” geschrieben. Z.B., https://he.wikipedia.org/wiki/%D7%A2%D7%91%D7%A8%D7%99%D7%AA . Die Nachricht wird “left-justified” geschrieben.

  5. #5 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/
    8. April 2016

    Considering the man’s background in early computer languages, I looked over several of them. Many of the characters he used in his cipher can be found in these languages, such as the “delta”, “caret”, “plus/minus”, and more. Look at early “C”, “ALGOL68”, and APL languages, among a few. In some cases, these computer symbols map directly to IBM keyboard keys, such as in ALGOL68, in which the “Delta” is the letter “H” on the keyboard.

    There are dozens of such languages and variations. Maybe I or someone here will have time to look over a few, and try some substitutions in the cipher.

    Samples:
    https://www.computerhistory.org/atchm/the-apl-programming-language-source-code/

    https://en.wikipedia.org/wiki/ALGOL_68

    Knowing the company the man worked for, or even the area of the country he was from, might help narrow down the firm, and so, the languages he may be using here… if any.

  6. #6 Tobias Schrödel
    9. April 2016

    Hallo Klaus,
    ich habe einen recht guten Draht zur ACA und habe denen eine Mail geschrieben. Wenn sich etwas ergibt, poste ich es hier.
    Viele Grüße, Tobias

  7. #7 Mac-FD
    Germany
    9. April 2016

    Spannend!
    Aber; ich befürchte das hier einfach jemand seinen Verstand verlor, folglich eine Decodierung seiner Nachricht nur (teilweise) möglich wäre, wenn wir den Verfasser fragen könnten.

    English: Don’t try to decipher mad messages 😉 !

  8. #8 Tobias Schrödel
    10. April 2016

    Hallo Klaus,
    die ACA hat mir eben folgendes geantwortet: Die Publisher von damals sind mittlerweile alle verstorben, aber ein Vorstandsmitglied wird die älteren Mitglieder ansprechen und nachfragen, ob sich jemand erinnern kann. Aber: die Dame sagte auch, wenn es gelöst worden wäre, dann hätte es mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Folgeartikel gegeben.
    Ich melde wieder, falls es Neuigkeiten gibt.
    Gruß, Tobi

    • #9 Klaus Schmeh
      10. April 2016

      Vielen Dank! Es kann durchaus sein, dass es einen Folgeartikel gab, den ich aber übersehen habe. Vielleicht stand die Lösung sogar in der gleichen Ausgabe.

  9. #10 Tobias Schrödel
    16. April 2016

    Hallo Klaus,

    HONEYBEE von der ACA hat sich gemeldet. Es gab tatsächlich einen kurzen weiteren Beitrag zu diesem Thema. In der MA 1978 Ausgabe der Cryptogram wird erwähnt, dass der Code noch nicht geknackt sei.
    In der bald erscheinenden Sommerausgabe (Juli/August) wird sie über meine Anfrage berichten, und dass “wir” hier in Deinem Blog die Lösung suchen. Vielleicht kann sich ein älterer Leser noch an etwas erinnern.

    Ich werde ebenfalls ihrer Empfehlung folgen und in eine moderierte ACA Google-Gruppe posten. Sollte sich daraus noch etwas ergeben, melde ich mich umgehend.

    Viele Grüße,
    Tobi

    • #11 Klaus Schmeh
      16. April 2016

      Vielen Dank für die Unterstützung! Ich hätte nicht gedacht, dass dieses Kryptogramm so einer harte Nuss ist.

  10. #12 Jane Smith
    17. April 2016

    Es wäre interessant, den Namen des Mannes zu wissen. Das Wort unten mit dem schiefen X sieht ein wenig wie eine Unterschrift aus.

    Ich habe über diese Seite https://www.nampn.org/mp1970-1979.html versucht, in Frage kommende Akten zu finden, aber ohne Erfolg. Das Geburtsdatum stimmt für keinen der dort aufgelisteten Männer.

    Darüber hinaus könnte man überlegen, was er seinen Eltern wohl sagen wollte. “Ich bin da und da, mir geht es gut, macht Euch keine Sorgen?” Das hätte er nicht verschlüsseln müssen.

    Es ist schade, dass man nicht mehr über ihn weiß. Er wird wahrscheinlich davon ausgegangen sein, dass seine Eltern den Code knacken können – warum hätte er sonst überhaupt eine Nachricht schicken sollen?

    Immerhin haben wir die Info, dass der Mann sich für Astrologie interessiert hat. Und abgesehen von Computersymbolen könnten die benutzten Zeichen auch aus der Astrologie stammen. Oder es ist eine Mischung aus beiden.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Astrological_symbols
    Der Kreis mit dem Punkt darin = Sonne, engl. sun, klingt fast wie son = Sohn.
    Das Zeichen ganz am Anfang der Nachricht erinnert an das Zeichen für Typhon.