Der Brite Jerry McCarthy hat eine Enigma-Knackmaschine aus den dreißiger Jahren nachgebaut. Ein faszinierendes Stück Technikgeschichte wird dadurch zum Leben erweckt.
Im Zweiten Weltkrieg gelang es den Briten bekanntlich, die deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma zu knacken. Die Briten nutzten dabei das Wissen der Polen, die schon lange vor Kriegsausbruch Enigma-Verschlüsselungen gelöst hatten. Später beteiligten sich auch die US-Amerikaner am Lösen der Enigma.
Die enormen Erfolge bei der Enigma-Dechiffrierung waren nur möglich, weil die beteiligten Codeknacker verschiedene Spezialmaschinen entwickelten, die als Vorläufer moderner Computer angesehen werden können. Insbesondere vier Geräte spielten eine Rolle:
- Zyklometer: Die erste Enigma-Knackmaschine war der 1934 vom polnischen Mathematiker Marian Rejewski entwickelte Zyklometer. Die Funktionsweise wird auf Wikipedia erklärt. Genau genommen diente der Zyklometer dem Erstellen eines Katalogs von “charakteristischen Permutationen”, und dieser Katalog war das eigentliche Werkzeug zum Knacken der Enigma. Kein Exemplar des Zyklometers hat überlebt.
- Bomba: Die ebenfalls von Rejewski entwickelte Bomba (1938) ist die Nachfolgerin des Zyklometer. Kein Exemplar dieses Geräts hat überlebt.
- Turing-Bombe: Dies ist die bekannteste Enigma-Knackmaschine. Sie wurde unter anderem von Alan Turing entwickelt. Der erste Prototyp war 1940 fertiggestellt. Der Name ist an den polnischen Vorgänger Bomba angelehnt, die Funktionsweise ist jedoch eine andere. Heute existiert kein öffentlich bekanntes Exemplar dieser Maschine mehr. Es gibt jedoch einen Nachbau in Bletchley Park.
- Desch-Bombe: Dies ist die US-Weiterentwicklung der Turing-Bombe. Sie funktionierte ähnlich, lief aber erheblich schneller. Die Desch-Bombe ist die einzige Enigma-Knackmaschine, von der ein Exemplar überlebt hat. Es steht im im National Cryptologic Museum in den USA.
Jerry McCarthys Nachbau
Der Brite Jerry McCarthy ist ein versierter Enigma-Experte, den ich seit Jahren kenne. Er ist ein Leser von Klausis Krypto Kolumne und hat hier schon so manchen Kommentar veröffentlicht.
Jerry hat einen Nachbau des Zyklometer (also der ersten der oben genannten Knackmaschinen) angefertigt. Er hat mir dankenswerterweise Informationen, Fotos und ein Video dazu zur Verfügung gestellt. Mit dem vorliegenden Artikel wird dieser bemerkenswerte Nachbau erstmals öffentlich vorgestellt. Zum ersten Mal ist es nun möglich, einen Zyklometer in Aktion zu sehen.
Jerry hat mir zu seinem Nachbau geschrieben: “At some level, it could be said that I have cheated somewhat, in that I am using real switches and real lights to simulate those on the original device, but behind it all, is a PC software-package which contains a set of 6 enigma rotors and 2 Umkehrwalzen suitably connected. I decided to do this as the cost and mechanical complexity of using six real rotors, two Umkehrwalzen, two Eintrittswalzen, etc. was just too high.”
Jerry hat mir außerdem ein Video zur Verfügung gestellt, das den Zyklometer in Aktion zeigt:
Mit dem Zyklometer-Nachbau hat Jerry McCarthy eine wichtige Lücke in der Enigma-Forschung geschlossen. Ich freue mich, dass ich dieses Gerät erstmals der Öffentlichkeit vorstellen durfte.
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Zum Weiterlesen: Mit dem Computer geknackt: Enigma-Funkspruch aus dem Jahr 1939
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