Ein umstrittener Internet-Star aus Chile wird seit 2017 vermisst. Ein Verbrechen gilt inzwischen als wahrscheinlich. Auf dem SoundCloud-Account des Verschwundenen wurde zwischenzeitlich eine möglicherweise verschlüsselte Nachricht veröffentlicht.
English version (encrypted with DeepL)
Verschlüsselungen, die etwas mit einem Kriminalfall zu tun haben, sind traditionell eines der beliebtesten Themen auf diesem Blog. Allein der Fall des Zodiac-Killers hat schon mehrfach für hohe Zugriffszahlen gesorgt. Auch der Somerton-Mann, das Mordopfer Ricky McCormick und der Frauenmörder Henry Debosnys stoßen immer wieder auf großes Interesse. Eine neuere „Entdeckung“ ist der Fall des Journalisten Ray Rivera, der tot aufgefunden wurde und einige seltsame Notizen hinterließ.
Elonka Dunin, Ko-Autorin meines aktuellen Buchs “Codebreaking: A Practival Guide”, hat mich kürzlich auf einen weiteren Krypto-Kriminalfall aufmerksam gemacht. Es geht um die Ermordung einer Frau namens Margaret Bodfish im Jahr 1999. Wie man hier nachlesen kann, hinterließ Bodfish ein Tagebuch mit “seltsamen hieroglyphischen Schriften”, über das ein Ermittler sagte: “Wir versuchen immer noch, es zu entschlüsseln. Es ist nicht-alphabetisch und es scheint ihre eigene Geheimsprache zu sein.” Mehr ist mir nicht bekannt. Wenn ein Leser etwas zu diesem Fall und diesem verschlüsselten Tagebuch weiß, würde mich das sehr interessieren.
Der Fall Sebastián Álvarez
Per Google bin ich kürzlich auf einen weiteren Fall gestoßen, der in die Rubrik „ungelöstes Verbrechen, ungelöste Verschlüsselung“ passen könnte. In dessen Mittelpunkt steht der chilenische Internet-Star Sebastián Álvarez. Dieser wurde in seiner Heimat vor allem durch frauenfeindliche, rassistische und andere beleidigende Blog-Beiträge bekannt. Man nannte ihn “mente inferma” (“krankes Hirn”).
Álvarez verschwand am 27. September 2017 spurlos. Zuletzt gesehen wurde er in Curiñanco, einem Dorf and der Pazifikküste, das zur als Touristenziel bekannten Stadt Valdivia gehört. Er wohnte in dieser Gegend zusammen mit seinem Lebensgefährten.
Quelle/Source: Policía De Investigaciones De Chile
Nun könnte man bei einem solchen Zeitgenossen vermuten, dass er freiwillig verschwunden ist, um irgendwann medienwirksam wieder aufzutauchen. Denkbar wäre auch, dass Álvarez sich für eine Weile aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollte. Doch die Sache ist wohl nicht ganz so einfach. Álvarez wird nun schon seit vier Jahren vermisst, auch von seinen Angehörigen. Einen PR-Gag kann man inzwischen wohl ausschließen. Davon geht wohl auch die Polizei aus, weshalb sie Álvarez sucht – bisher ohne Erfolg.
Álvarez hatte Drogenprobleme, und die Beziehung zu seinem Lebensgefährten soll in einer Krise gewesen sein. Er äußerte Suizidabsichten. Es ist durchaus möglich, dass er sich selbst das Leben nahm. Vor seinem Verschwinden arbeitete er an einem Alternate Reality Game (ARG) mit dem Titel “The Treasure of Curiñanco”.
Eine gute Übersicht zu diesem Fall gibt es auf Reddit.
Nach Álvarez’ Verschwinden gab es vereinzelt noch Aktivitäten auf seinen Social-Media-Accounts. Nach Lage der Dinge steckte der Verschwundene jedoch nicht selbst dahinter, sondern jemand anderer, der die Zugangsdaten hatte. Sein Lebensgefährte ist ein nahe liegender Verdächtiger. Natürlich wurde dieser auch schon als möglicher Mörder von Álvarez diskutiert, aber dafür gibt es keine Beweise.
Die verschlüsselte Botschaft
Zu den Social-Media-Aktivitäten, die einige Wochen nach Álvarez’ Verschwinden registiert wurden, gehörte auch ein Beitrag auf SoundCloud. In diesem war eine Morse-Nachricht mit folgendem Inhalt entalten:
LRSQPX3WN – GLGEXUWDRYDPS2WKB4ZDK5G66JR64YRJEZ3FZY7BRGRMLAD
Auf Youtube gibt es ein Video, das die Morse-Nachricht und ein paar weitere Informationen enthält:
Selbstverständlich kann es sich bei diesem Kryptogramm um bedeutungslosen Unfug handeln, den Álvarez’ Lebensgefährte oder sonst jemand veröffentlicht hat.
Es ist aber auch möglich, dass die Buchstabenfolge eine Bedeutung hat. Besonders spannend wäre es, wenn jemand mit Insiderinformationen – vielleicht sogar der Mörder – auf diese Weise eine Botschaft hinterlassen hat. Der Fall des Zodiac-Killers zeigt, dass so etwas vorkommt. Anderseits könnte Álvarez die Botschaft bereits vor einem etwaigen Selbstmord selbst eingestellt und das Veröffentlichungsdatum auf ein paar Wochen später konfiguriert haben.
Sachdienliche Hinweise zu diesem Fall und dem Kryptogramm nehme ich gerne entgegen. Die Polizei in Chile ist sicherlich auch daran interessiert.
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Further reading: An unsolved encrypted message from a recent murder case
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