Im Jahr 1495 schrieb der spätere Kaiser Maximilian I. eine kurze verschlüsselte Nachricht unter einen ansonsten unverschlüsselten Brief. Kann ein Leser dieses Kryptogramm lösen?
English version (translated with DeepL)
Für den heutigen Blog-Artikel musste ich wieder einmal Geschichtsunterricht nehmen. Es geht um Maximilian I. (1459-1519), einen bedeutenden Herrscher der frühen Neuzeit.
Wie man auf Wikipedia erfährt, stammte Maximilian aus dem Hause Habsburg und war von 1508 bis zu seinem Tode römisch-deutscher Kaiser. Er galt als vorausschauender und modernisierender Herrscher und erhielt den Beinamen “der letzte Ritter”, denn er verkörperte das damals bereits geschwundene Ideal des alten burgundischen Rittertums.
Ein Brief aus dem Jahr 1495
Letzte Woche erhielt ich eine E-Mail von der Niederländerin Zoë Maula. Zoë hat in Leiden Japanologie studiert, interessiert sich jedoch auch für die Geschichte der Niederlande im 15. Jahrhundert.
Bei ihren Recherchen ist Zoë auf einen Brief aus dem Jahr 1495 gestoßen, der von Maximilian I. unterschrieben ist. Hier ist ein Scan davon:
Der ansonsten im Klartext verfasste Brief enthält eine kurze verschlüsselte Nachricht rechts neben der Unterschrift:
Leider schaffte es Zoë nicht, dieses Kryptogramm zu lösen. Sie wandte sich daher an Satoshi Tomokiyo, der sie dankenswerterweise auf mich verwies.
Ein weiteres Kryptogramm
Zoë ist bei ihren Recherchen außerdem auf eine Urkunde Maximilians I. vom 10. März 1495 gestoßen, die in einem Buch erwähnt wird. Auch diese enthält einen verschlüsselten Text:
Es könnte sich um das gleiche Verschlüsselungsverfahren handeln.
Lösungsansätze
Die erste verschlüsselte Nachricht von Maximilian I. besteht aus nur etwa 14 Symbolen. Es handelt sich also um ein Mikrokryptogramm (ich habe bisher den Ausdruck “Minikryptogramm” verwendet, doch “Mikrokryptogramm” erscheint mir passender). Ein Mikrokryptogramm ist oft schwer zu lösen, insbesondere wenn sich – wie hier der Fall – die Buchstaben bzw. Symbole kaum wiederholen.
Vor dem verschlüsselten Text das lateinische Wort ”Scio” (“ich weiß”). Dieses könnte einen Hinweis darauf geben, was danach folgt.
Das zweite Kryptogramm ist etwas länger. Vielleicht reichen die insgesamt knapp 40 Symbole für eine Häufigkeitsanalyse aus.
Unabhängig davon erscheint es möglich, dass eine so bedeutende Persönlichkeit wie Maximilian I. weitere Kryptogramme oder sonstige hilfreiche Informationen hinterlassen hat. Vielleicht kann ein Leser weiterhelfen. Zoë Maula und ich freuen uns auf entsprechende Hinweise.
Hinweis: In der ursprünglichen Version dieses Artikels war das zweite Kryptogramm noch nicht enthalten.
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