Das nennt man Team-Arbeit: Drei Leser dieses Blogs haben zusammen eine Notenchiffre des Künstlers Guy de Cointet gelöst.
English version (translated with DeepL)
Der französisch-amerikanische Künstler Guy de Cointet (1934–1983) interessierte sich für Kryptografie und ließ in viele seiner Werke verschlüsselte Botschaften einfließen.
Seltsamerweise hat sich das Schaffen de Cointets nie so richtig bis in die Krypto-Szene herumgesprochen. Umso mehr freue ich mich, dass ich meinen Lesern diesen Künstler schon mehrfach vorstellen konnte.
Das Noten-Kryptogramm
Besonders interessant ist de Cointets Buch “A Captain from Portugal?”, das praktisch nur aus verschlüsselten Texten besteht. Meine Leser konnten schon einige davon dechiffrieren. Das folgende Notenblatt-Kryptogramm gehörte jedoch zunächst nicht dazu:
Theoretisch könnte es sich hierbei zwar um ein Musikstück handeln, doch dieses würde reichlich seltsam klingen. Außerdem ergeben die Taktstriche und die Achtelnoten ohne Füllung keinen Sinn. Es war also zu erwarten, dass de Cointet hier keine Musik, sondern eine verschlüsselte Botschaft zu Papier gebracht hatte.
Die drei Zeilen unten lauten entschlüsselt wie folgt (wie Armin Krauß und Karo herausfanden):
One of the papers Lorna Laura Maria de Tarquino wanted to see
Matthew Browns Fund
Vor zwei Wochen fand Blog-Leser Matthew Brown eine Arbeit von Marilou Thiébault aus dem Jahr 2018, in der das Musik-Kryptogramm erwähnt wird. Dort heißt es, de Cointet habe ein Verfahren aus dem Kryptografiebuch “Secret Writing” (1936) von Henry Lysing verwendet.
Leider hatte Matthew dieses Buch nicht zur Verfügung. In meinem Regal steht es ebenfalls nicht.
Norbert Biermanns erster Entschlüsselungsschritt
Norbert Biermann, ein Musiker, besorgte sich jedoch ein Exemplar des besagten Buchs und fand dort tatsächlich die passende Ersetzungstabelle. Jede Note steht demnach für einen Buchstaben, die Taktstriche für Leerzeichen. Norbert erhielt folgendes Ergebnis (die erste Note in der vierten Zeile ließ sich nicht eindeutig entschlüsseln, ein C erschien Norbert am wahrscheinlichsten):
VMK PPYXPEFZL YFEZ QK JLPXK JQSYJKTAYPJYZ CWK AQ GK TGY OU VMK YQ
Leider sagt dieser Text erst einmal gar nichts. Hatte de Cointet doch ein anderes Verfahren verwendet? Oder fehlte noch ein zweiter Schritt?
YefimShifrins Lösung
Blog-Leser YefimShifrin glaubte an einen noch fehlenden Entschlüsselungsschritt und fand ihn. Nach Anwendung einer Vigenère-Chiffre erhielt er folgendes Ergebnis:
THE INTRICATE WAYS OF DENSE CONSCIOURNESS ARE TO BE MET IN THE RO
Das verwendete Schlüsselwort lautet CFGH, wenn man A=0, B=1 usw. setzt. Geht man dagegen von A=1, B=2 usw aus, dann kommt man auf BEFG. Alternativ kann man die Zahl 2567 mit gleichem Resultat verwenden. Allerdings ergibt weder CFGH noch BEFG noch 2546 einen erkennbaren Sinn. Hat de Cointet diese Kombination willkürlich gewählt?
Auch der Klartext sagt mir nichts. Er sieht unvollständig aus. Kann ein Leser mehr dazu sagen? Und was hat es mit der genannten Lorna Laura Maria de Tarquino auf sich, die auf der gleichen Seite erwähnt wird? Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne entgegen.
Unabhängig davon möchte ich Matthew, Norbert und Yefim zu dieser Lösung gratulieren. Es freut mich besonders, dass sich hier drei Blog-Leser gefunden haben, die sich meines Wissens noch nie persönlich getroffen haben. So macht das Bloggen Spaß!
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Further reading: Die Listening Stones von Cheltenham (Teil 1): Der Playfair-Stein
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