Der Weltrekord für den längsten kryptografischen Schlüssel, der per vollständiger Suche gelöst wurde, ist fast 20 Jahre alt. Wann wird endlich eine neue Bestmarke aufgestellt?
English version (translated with DeepL)
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Ein alter Weltrekord
Kommen wir nun zum eigentlichen Thema des Tages. Da sich die Computer-Technik in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt hat, mag man kaum glauben, dass einer der bedeutendsten kryptografischen Weltrekorde seit fast 20 Jahren Bestand hat. Es geht um den längsten Schlüssel, der jemals durch Durchprobieren (auch als vollständige Schlüsselsuche oder “Brute Force” bekannt) geknackt wurde.
Im September 2002 berichteten die Medien ausführlich über den heute noch gültigen Rekord. Damals hatte ein Team der Initiative Distributed.net einen 64-Schlüssel des symmetrischen Verfahrens RC5 in fünfjähriger Arbeit mit einer vollständigen Suche geknackt. 331.252 Nutzer in aller Welt hatten Rechenkapazität zur Verfügung gestellt. Am Ende fand ein Teilnehmer in Japan den richtigen Kandidaten.
Die RSA-Challenges (1997-2007)
Die 64-Bit-Schlüsselsuche fand im Rahmen der so genannten RSA Secret-Key Challenges statt. Für diese Krypto-Rätsel-Serie veröffentlichte die US-Firma RSA Security im Jahr 1997 13 verschlüsselte Texte, die es mit vollständiger Schlüsselsuche zu lösen galt. 12 davon waren mit dem Verfahren RC5 verschlüsselt, einer mit dem DES. Dem jeweiligen Gewinner winkte ein Geldpreis. Die Texte waren mit Schlüsseln unterschiedlicher Länge verschlüsselt. Damit man Schlüsselkandidaten testen konnte, war jeweils ein Teil des Klartexts bekannt.
Es begann mit einem 32-Bit-RC5-Schlüssel, der schnell geknackt war. Auch der 40-Bit- und der 48-Schlüssel des RC5-Verfahrens waren für einige Teilnehmer der Challenge keine große Hürde. Um 56 Bit zu lösen, waren dagegen immerhin 140 Tage (DES) bzw. 265 Tage (RC5) notwendig. Und schließlich wurde auch, wie erwähnt, der 64-Bit-RC5-Schlüssel gelöst. 10.000 Dollar Preisgeld konnte Distributed.net dafür einstreichen.
Der logische nächste Schritt wäre gewesen, die 72-Bit-Challenge zu knacken. Tatsächlich wurde dazu ein Distributed.net-Projekt ins Leben gerufen, das jedoch zu keinem Erfolg kam. Es ist meines Wissens nicht mehr aktiv.
Im Mai 2007 gab der Veranstalter die Einstellung der acht noch offenen Secret-Key-Challenges bekannt. Die Lösungen wurden zwar nicht verraten, doch Preisgelder gab es keine mehr. Wer also Lust hat, kann sich nach wie vor an den Challenges mit den Schlüssellängen 72, 80, 88, 96, 104, 112, 120 und 128 versuchen.
Seit dem Brechen des 64-Bit-Schlüssels im Jahr 2002 hat niemand behauptet, einen längeren Schlüssel als diesen durch vollständige Suche geknackt zu haben. Das bedeutet, dass 64 Bit den aktuellen Weltrekord bilden.
Meine Weltrekord-Challenge
Bereits vor 12 Jahren beschloss ich, eine Challenge zu veröffentlichen, die das Knacken eines 65-Bit-Schlüssels durchvollständige Schlüsselsuche zum Inhalt hat. Das Kalkül dahinter dürfte klar sein: Wer die Challenge löst, stellt einen neuen Weltrekord auf. Genauer gesagt, wird der Weltrekord auf diese Weise um genau ein Bit verbessert.
Meine Weltrekord-Challenge habe ich auf der Krypto-Rätsel-Plattform MysteryTwister veröffentlicht (auf Deutsch und Englisch). 2017 habe ich zum ersten Mal darüber gebloggt.
Ein Preisgeld gibt es leider nicht. Es könnte aber zu einem gewissen Medienecho führen, wenn dieser Weltrekord nach 20 Jahren endlich verbessert wird.
Der Geheimtext, den ich verwendet habe, wurde mit der Software CrypTool verschlüsselt. Ich habe dazu den AES-Verschlüsselungsalgorithmus im ECB-Modus mit einer Schlüssellänge von 128 Bit gewählt. Die ersten 65 Bit des Schlüssels müssen erraten werden. Die restlichen 63 Bits sind auf 1 gesetzt.
Die ersten acht Bytes des Klartextes sind die Lösung der Aufgabe. Sie bilden ein englisches Wort, das in großen ASCII-Buchstaben geschrieben ist. Die restlichen acht Bytes haben den Wert “CrypTool” (im ASCII-Code) oder 43 72 79 70 54 6F 6F 6C (im Hexadezimal-Code).
Hier ist der Geheimtext der Weltrekord-Challenge (im Hexadezimal-Code):
4B 14 55 BC 8D DF 33 AF 57 91 53 90 BB 2C E1 2A
Da sich die Computertechnologie in den letzten 20 Jahren verbessert hat, sollte es heute möglich sein, die Lösung in deutlich weniger als fünf Jahren zu finden. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Rechenleistung alle 18 Monate verdoppelt (Moore’sches Gesetz), müsste die benötigte Zeit um das Achttausendfache geringer sein. Anstelle von fünf Jahren wären das nicht mehr als ein paar Stunden, sofern die gleiche Menge an Hardware verwendet wird wie damals.
Die Weltrekord-Challenge müsste also lösbar sein. Vielleicht hat ja ein Leser Lust, sich daran zu versuchen.
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