Auf Twitter wurde ein verschlüsseltes Tagebuch aus dem Jahr 1916 vorgestellt. Kann ein Leser es dechiffrieren? Es dürfte nicht besonders schwierig sein.

English version (translated with DeepL)

Tobias Schrödel, der meinen Lesern längst als Comedy-Hacker, Krypto-Postkarten-Sammler, Krypto-Bibliograf und Stern-TV-Experte bekannt sein dürfte, hat mich auf einen interessanten verschlüsselten Text aufmerksam gemacht. Dieser wurde gestern von Christoph Pallaske auf Twitter verbreitet. Herr Pallaske ist anscheinend ein promovierter Historiker aus Köln. Er hat getweetet:

Ein Schüler hat mir das Tagebuch seines Uropas aus dem Ersten Weltkrieg gezeigt – verfasst teilweise in #Geheimschrift. Hat jemand eine Idee, um welchen Code es sich handelt?

 

Das Tagebuch

Hier ist ein Ausschnitt aus dem besagten Tagebuch:

Quelle/Source: Twitter

Anscheinend wurden die Einträge im Februar 1916 verfasst. Sie sind nur teilweise verschlüsselt. Die Information, dass der Autor sonntags in der Kirche war, ist beispielsweise im Klartext zu lesen.

Verschlüsselte Tagebücher sind nicht Ungewöhnliches. Auf meiner Encrypted Book List befinden sich um die 30 davon (dieses hier werde ich an Position 00115 aufnehmen). Es ist auch nicht außergewöhnlich, dass der Schreiber nur Teile seiner Einträge verschlüsselt hat. Offenbar ist es vielen Tagebuch-Autoren zu mühsam, alles zu chiffrieren, was sie zu Papier bringen.

 

Lösungsansätze

Der Vorteil eines verschlüsselten Tagebuchs aus Sicht eines Codeknackers ist, dass das verwendete Verfahren in aller Regel recht einfach ist. Meist handelt es sich um eine einfache Buchstaben-Ersetzung. Anscheinend haben die meisten Tagebuch-Schreiber keine Lust, eine komplizierte und dadurch zeitaufwendige Chiffriermethode einzusetzen.

Wie schon bei der verschlüsselten Postkarte, die ich vorgestern vorgestellt habe, kann man versuchen, Wörter an Hand der Buchstaben-Muster zu erraten. Jürgen Hermes, ein Leser dieses Blogs, hat dies getan und einen entsprechenden Kommentar auf Twitter veröffentlicht. Jürgen sind die beiden Wörter wo+ und w+{ in der sechsten Reihe ins Auge gesprungen. Beide beginnen mit dem gleichen Buchstaben und haben einen weiteren Buchstaben gemeinsam. Anscheinend lauten die beiden Wörter DIE und DER.

Vermutlich steht das c für das N und das – für das A.

Damit ist die Verschlüsselung fast schon gelöst. Schafft es ein Leser, auch den Rest zu entziffern?


Further reading: Zwei verschlüsselte Tagebücher: Wer kann sie knacken?

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Kommentare (5)

  1. #1 Armin Krauß
    30. April 2022

    Ich glaube der Klartext müsste ungefähr so aussehen:

    IN IHREM BETCHEN GUT MIT IHR
    Sonntags, den 6. Februar 1916
    ??? In der Kirche. FRITZ AUCH
    .NM. AN BASTE FRIEDEL WAR ALEIN
    ZUHAUSE FRANZ WAR BEI MIR.
    SIE WAHR SER LIEBENSWÜRDIG.
    AB. AUCH AN BASTE U. ?AR BACHS.

  2. #2 Beobachter
    30. April 2022

    hinweis –

    in der überschrift fehlt beim -ersten- weltkrieg das -r-.

    sorry wg. der kleinschreibung – ich kann derzeit nur mit rechts tippen.

  3. #3 Klaus Schmeh
    30. April 2022

    @Armin: Vielen Dank! Das ging ja wieder sehr schnell!!

  4. #4 Klaus Schmeh
    30. April 2022

    @Beobachter:
    Danke für den Hinweis, habe ich korrigiert.

  5. #5 Narga
    30. April 2022

    Vor “in der Kirche” steht noch “Mg.”, denke ich. Das würde zu “Nm.” und “Ab.” an den verschlüsselten Zeilenanfängen passen und steht dann vermutlich für Morgen, Nachmittag und Abend.