Meine Leser haben mich auf verschlüsselte Zeitungsanzeigen aus dem 19. Jahrhundert aus Frankreich aufmerksam gemacht. Zwei davon sind noch nicht gelöst.
English version (translated with DeepL)
Auf meine Leser war mal wieder Verlass – in diesem Fall sogar gleich mehrfach. Vor ein paar Wochen habe ich berichtet, dass in der Literatur zur Krypto-Geschichte an einigen Stellen von verschlüsselten Zeitungsanzeigen berichtet wird, die im 19. Jahrhundert in Frankreich erschienen sind. Ich hatte aber noch nie eine solche gesehen. Außerdem habe ich im gleichen Artikel eine bis dahin ungelöste verschlüsselte Anzeige aus England vorgestellt.
Kurz darauf hat Jarl Van Eycke die englische Anzeige (und damit einen kryptologischen Cold Case) gelöst. Auf diese tolle Leistung werde ich in einem eigenen Artikel eingehen.
Außerdem haben mich zwei Leser auf verschlüsselte Anzeigen aus Frankreich aufmerksam gemacht und damit die eigentliche Frage aus meinem Artikel beantwortet. Einige dieser Kryptogramme, auf die mich Thomas Bosbach hingewiesen hat, werde ich im Folgenden vorstellen. Einige weitere Tipps stammen von Didier Müller. Zu diesen wird es einen eigenen Blog-Artikel geben.
Anzeigen im Figaro
Thomas Bosbach hat in dem französischen Buch “La Bible des codes secrets” (2019) von Hervé Lehning ein Kapitel über verschlüsselte Zeitungsanzeigen entdeckt. Sie stammen aus der Tageszeitung “Le Figaro”. Vier Anzeigen-Blöcke sind in diesem Werk abgebildet. Der erste Block stammt vom 1. Januar 1890:
Die erste der beiden Anzeigen ist mit einer Caesar-Chiffre verschlüsselt. “Cpoof booff” steht für “Bonne Année”.
Auch dem zweiten Kryptogramm liegt eine Caesar-Chiffre zugrunde. Beim Entschlüsseln gilt: A->Z, B->A, C->B usw. Ausgenommen sind die Vokale, die nach dem Schema A=1, E=2, I=3, O=4, U=5 verschlüsselt sind. Man erhält folgenden Klartext, der einige Abkürzungen enthält:
a v le premier mes veux bonn ann voud etre t pres d v n pens q rev
Es geht also auch hier um Neujahrsgrüße.
Die nächste Anzeige in Lehnings Buch stammt von 12. Januar 1890:
Hier wird wieder die Kombination aus Caesar und Vokalersetzung mit zahlreichen Abkürzungen verwendet. Die beiden esten Wörter lauten “Compl. retabl.”.
Die folgende Anzeige wurde am 23. Januar veröffentlicht:
Auch hier ist das verwendete Verfahren sehr einfach. Es handelt sich um eine so genannte Atbash-Verschlüsselung, die folgendem Schema folgt (V und W werden in diesem Fall nicht unterschieden): A->Z, B->Y, C->X, D->V, E->U, F->T, G->S, H->R, I->Q, J->P, K->O, L->N. Der Klartext beginnt demnach mit “B7. tr. inq. Pai.recu …” und enthält wiederum viele Abkürzungen.
Zwei ungelöste Anzeigen
Im folgenden Block, den Lehning in seinem Buch vorstellt, sind zwei verschlüsselte Anzeigen enthalten:
Es handelt sich um die dritte (C 21) und um die vorletzte (LILI) Anzeige. Die Lösungen sind im besagten Buch von Lehning nicht angegeben und werden stattdessen dem Leser überlassen. Schafft es ein Cipherbrain-Leser, die beiden Kryptogramme zu knacken?
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Further reading: Verschlüsselte Zeitungsanzeigen, Teil 2: Eine mysteriöse Anzeigenserie
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