Im Jahr 1942 dachte sich ein deutscher Soldat einen Code aus, den er für versteckte Botschaften an seine Geliebte nutzen wollte.
English version (translated with DeepL)
In meinem Buch “Versteckte Botschaften – Die faszinierende Geschichte der Steganografie” ist von einem US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg die Rede, der seiner Familie Briefe zuschickte. Da er seinen Aufenthaltsort darin nicht nennen durfte, hatte er mit seinen Angehörigen zuvor einen Code vereinbart.
Wo liegt Nutsi?
Der Code des Soldaten besagte, dass seine Familie jeweils den ersten Buchstaben aus jedem Brief nehmen sollte. Aneinandergereiht ergab sich der Name des aktuellen Aufenthaltsorts. Die entsprechenden Buchstaben in den ersten fünf Briefen lauteten T-U-N-I-S, der Soldat befand sich also in Tunis, der Hauptstadt Tunesiens.
Allerdings beachtete der Soldat nicht, dass die Briefe unterschiedliche Laufzeiten hatten, und er verzichtete zudem auf ein Datum. Seine Eltern stellten daher einige Zeit später per Brief eine eine Rückfrage: Wo liegt Nutsi?
In meinem Buch gibt es einige weitere Geschichten dieser Art. Meist ging es den Absendern nicht um Spionage, sondern nur darum, den Angehörigen Dinge mitzuteilen, die die Zensur nicht zuließ. Soldaten, die einen solchen Code nutzten, gingen ein erhebliches Risiko ein, denn man konnte dies als Verrat militärischer Geheimnisse auslegen, was oftmals hart bestraft wurde. Mir ist allerdings kein Fall bekannt, in dem eine solche Aktion für den Betroffenen negative Konsequenzen hatte.
Der Gamber-Code
Blog-Leser, Krypto-Buch-Experte und Comedy Hacker Tobias Schrödel hat mich nun auf ein weiteres Beispiel dieser Art aufmerksam gemacht. Es geht wiederum um den Brief eines Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Hier ist der Briefumschlag:
Der Absender ist ein Otto Gamber, der im Jahr 1942 in Brünn (heute Tschechien) stationiert war. Er hatte anscheinend den Rang eines Fliegers, was dem niedrigsten Dienstgrad bei der Luftwaffe entsprach. Die Empfängerin hieß Else Rothmaier und lebte in Niederlustadt zwischen Karlsruhe und Mannheim. Der Titel “Fräulein” verrät, dass Else und Otto noch nicht verheiratet waren. Hier ist der Brief:
Otto schlägt Else also einen Code vor und nennt dafür ein Beispiel:
Liebe Else, falls wir ins Ausland kommen sollten und dir unseren Standort nicht schreiben darf, so möchte ich dir gleich meinen Schlüssel dazu bekannt geben. Nehmen wir mal zum Beispiel Spanien. Da schreibe ich dir folgendes: Einige Kameraden aus meiner engeren Heimat sind bei mir. Darunter auch Sepp, Paul, Adam, Niki, Irmin, Emil und Neuninger.
Die Anfangsbuchstaben der Kameraden ergeben SPANIEN. Interessant finde ich, dass Otto offensichtlich nicht befürchtet, dass ein Zensor auf diesen Brief schaut. Hat er diesen Brief nicht per Feldpost, sondern auf dem normalen Postweg verschickt? Was bedeutet dann aber der violette Stempel auf dem Briefumschlag? Vielleicht weiß ein Leser mehr.
Ob Otto Gamber diesen Code je in der Praxis verwendet hat und was aus ihm geworden ist, ist mir leider nicht bekannt. Vielleicht wissen meine Leser auch hier mehr dazu.
Follow @KlausSchmeh
Further reading: Zwei Verbrechen, bei denen Steganografie zum Einsatz kam
Linkedin: https://www.linkedin.com/groups/13501820
Facebook: https://www.facebook.com/groups/763282653806483/
Kommentare (1)