Rosetta, Philae und “Tschuri” kommen zurück – am 12.05.2017 landen sie im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (HLMD).
Unter dem Titel “ROSETTA – Europas Kometenjäger” zeigt das HLMD eine Sonderausstellung, in dessen Mittelpunkt diese so spektakuläre wie erfolgreiche ESA-Mission steht.
Ein Meilenstein der unbemannten Raumfahrt.
Neben den Modellen von Rosetta und Philae steht der große, graphitschwarze 3 D-Ausdruck des Kometen “67P/Tschurjumow-Gerassimenko”. Die ESA-Mission ist eingebettet in eine Ausstellung über Kometen und Meteoriten, unter anderem einem Mars- und einem Mond-Meteoriten. Visueller Schwerpunkt der Präsentation wird die Visualisierung der genialen Flugdynamik der ESA-Sonde mit ihren vielen Fly-bys und Swing-bys im Deckengewölbe des Saals sein.
Eine schöne Gelegenheit für mich, noch einmal in wunderbaren Erinnerungen zu schwelgen.
Geologen bringen Steine zum Erzählen über längst vergangene Erdzeitalter. In dieser Ausstellung geht es erstmals darum, außerirdische Gesteine zum Erzählen zu bringen, über Zeiten vor der Entstehung der Erde. Die erste Ausstellung im HLMD, die außerirdisch wird.
Die Ausstellung wird am 12.05.2017 eröffnet, läuft bis zum 08.10.2017 und wird flankiert von einem umfangreichen Sonderprogramm mit vielen Experten-Vorträgen. Außerdem gibt es natürlich öffentliche Führungen und die Möglichkeit, selbst eine Führung für eine Gruppe zu buchen. Und ich freue mich sehr, selbst dabei zu sein!
Ariane zickt ´rum und P 67 springt ein
1993 beschloss ESA’s Science Programme Committee ein anspruchsvolles Projekt: Die erste Landung auf einem Kometen. Ein Meilenstein im Kontext der langfristigen Planung des Horizon 2000-Programms. Die wichtigsten wissenschaftlichen Ziele waren die Erforschung von Kometen, die Beziehung zwischen Kometen- und interstellarer Materie und die Implikationen für die Entstehung unseres Sonnensystems.
Die Kometen haben sich wie die Sonne und unsere Planeten vor 4,6 Milliarden Jahren gebildet. Sonne und Planeten haben seitdem im Innern und auf der Oberfläche eine vielfältige Evolution durchlaufen, während die Kometen Artefakte aus dieser frühen Entwicklung unseres Sonnensystems sind. Auch die Suche nach der Herkunft des irdischen Wassers war ein wichtiger Aspekt der Mission, es steht im Kontext mit der Entstehung des Lebens, genauso wie die Suche nach organischen Verbindungen, die die Bausteine des Lebens sind.
Das Ziel der Rosetta-Mission war ursprünglich der Komet 46P/Wirtanen. Leider klappte der Start mit der Ariane 5 nicht wie geplant 2003. Der Komet Wirtanen ließ sich von diesen irdischen Technik-Problemen nicht erweichen und zog weiter seine Bahn… am Einsatzgebiet vorbei.
Ein neuer Komet musste her – P 67 passte perfekt!
1969 hatten Klim Tschurjumow (Universität Kiew, Ukraine) und Svetlana Gerassimenko (Institut für Astrophysik, Duschanbe, Tadschikistan) den Kometen entdeckt, ein heller Flatschen, der seinen ganz eigenen Weg durchs Sonnensystem verfolgte. Außer den üblichen Fach-Publikationen war der kleine Brocken keine weitere Erwähnung wert. Er wäre einfach weiterhin durchs Sonnensystem gesaust und allmählich vor sich hingeschmolzen.
Als Ziel-Komet für die ESA-Mission ist er der Star unter den Kometen geworden. Keinesfalls eine Notlösung, war er eine wesentlich größere Herausforderung für die ESOC-Crew. Bei der Annäherung wurde nämlich deutlich, dass es sich um einen Doppelkometen handelt. Ein größerer Körper ist über einen Hals mit einem kleineren Körper verbunden. Nach dem ersten ungläubigen Staunen ward er liebevoll “Rubberducky” (Gummiente) genannt.
Diese völlig unerwartete Form machte die Suche nach einem Landeplatz für den kleinen Kometenlander Philae extrem schwierig. Philae sollte ohne eigenen Antrieb auf die Kometenoberfläche absteigen, darum konnte man nur ein Zielgebiet wählen, nicht aber den genauen Zielpunkt. Und die Kartierung der Oberfläche musste zügig erfolgen, bevor P 67 mit zunehmender Oberflächentemperatur zu viel Aktivitäten entwickelte. Oberflächenaktivität bedeutet hier schließlich, dass auf besonnten Flächen Eis unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit Eis aus dem festen unmittelbar in den gasförmigen Aggregatzustand wechselt (sublimiert) und als “Jet” entweicht. Solche Jets hätten den kleinen Lander einfach wegblasen können. Schließlich gab es einen geeigneten Landeplatz, etwa von der Größe eines Fußballfeldes.
Dieser letzte Reiseabschnitts von Rosetta und Philae war absolut dramatisch. Glücklicherweise ging ja dann alles gut – Philae landete nicht einmal, sondern gleich mehrmals. Wie die Flugdynamiker am beweglichen Kometen navigiert haben und welche besonderen Schwierigkeiten dabei aufgetreten sind, haben sie mir im Interview detailliert erklärt.
Rosetta zum Einlesen und Auffrischen
Die drei großen, übergeordneten Missions-Ziele waren:
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