Der renommierte Wal-Experte Ken Balcomb (Center for whale research) hatte die Reaktionen von Orcas im Nordpazifik beobachtet, die dort mit den Fischern um die sinkenden Chinook-Lachs-Bestände konkurrieren. Er hatte die Blicke der Schwertwale gesehen und denkt, dass die Wale wissen, dass die Menschen für die Lachs-Knappheit verantwortlich sind. Und auch den Zusammenhang mit dem, was ihnen Streß verursacht und wodurch sie ihre Kälber verlieren. Die Neurowissenschaftlerin und Verhaltensforscherin für Wale Lori Marino (Universität Atlanta) meinte, dass sie ein solches Orca-Verhalten nicht wundern würde. Orcas seien aufgrund ihres extrem hoch entwickelten Gehirns und ihrer komplexen Sozialstrukturen kognitiv durchaus in der Lage,, solche Rückschlüsse zu ziehen.
Pauline Gauffier, eine Wal-Expertin des Walforschungs- und Whale Watching-Unternehmens CIRCE www.circe.info, hat der spanischen Umweltbehörde jetzt einen Managementplan zum Schutz dieser bedrohten Orca-Population für dieses Seegebeit präsentiert: Das Ziel ist dort die, Aktivitäten und den Meereslärm bis auf ein Minimum zu reduzieren – ihre Forschungen haben ergeben, dass dieses Seegebiet zum Kerngebiet dieser Wale gehört.
Persönliche Anmerkung
In allen Fällen waren die Orcs im Gebiet westlich der Straße von Gibraltar vor Barbate wie aus dem Nichts aufgetaucht, und hatten mit Rammstößen gegen den Rumpf sowie der Zerstörung des Ruders die Boote auf Gegenkurs gebracht. Dieses Verhalten ist wirklich außergewöhnlich, mir ist bisher noch niemals ein solcher Bericht untergekommen.
„Schwertwale“ heißen die großen schwarz-weißen Delphinverwandten im Deutschen, ein anderer alter Name ist „Butzkopf“. „Killer whale“ laute ihr Name im Englischen, nicht ohne Grund: In vergangenen Jahrhunderten haben Seeleute, Fischer und Walfänger oft beobachtet wie die Orcas und kleine Wale angegriffen getötet und teilweise gefressen haben. Der Name “Pandas der Meere”, der neuerdings aufkommt, ist jedenfalls grob verharmlosend.
Dabei greifen sie auch auch große Bartenwale an. Ein solcher Angriff läuft als konzertierte Aktion ab – einzelne Orcas verbeißen sich in den Schwanz und in Lippen und Zunge des Wals, ein weiterer versucht, über das Blasloch des Großwals zu kommen und das Opfer unter Wasser zu drücken. Außerdem verwunden sie ihre Beute mit Rammstößen gegen den Leib – dafür nehmen sie einen Anlauf. Diese Rammstöße sollen zu inneren Verletzungen führen.
Das Prinzip eines gemeinsamen Angriffs und der Rammstöße sind also keine neuen Verhaltensweisen, sondern werden nur auf eine neue Zielgruppe angewendet.
Orcas haben unterschiedliche Nahrungspräferenzen, manche fressen gern Fisch, andere bevorzugen Meeressäuger. Jede Gruppe hat eine perfektionierte Jagdtechnik. Die Weitergabe dieser Techniken genauso wie den gruppenspezifischen Dialekt wird von Wissenschaftlern als Kultur eingeordnet.
Möglicherweise sind wir also gerade Zeugen der faszinierenden Entstehung einer neuen Kulturtechnik der Gibraltar-Orcas: Boote umdrehen. Die Botschaft ist hoffentlich unmißverständlich.
Ein Orca-Schutzgebiet wäre ganz bestimmt eine gute Idee. Den Orca-Schutz auch durchzusetzen, dürfte dann die eigentliche Herausforderung sein.
Zum Weiterlesen:
Hier sind mehr Meertext-Orca-Stories:
Orca – Mörderwal oder „Panda der Meere“?
Warum sind Schwertwale schwarz-weiß?
Orca-Omas kümmern sich um ihre Enkel– mit Lachs und Rat
Basilosaurus und Orca: Top-Prädatoren und ihre Beute
Klimawandel in der Arktis: Glück für Orcas, Pech für Belugas (1)
PS: Fast hätte ich es vergessen:
ARTE hat zurzeit eine ausgezeichnete Orca-Dokumentation in der Mediathek!
Es geht um die Erforschunsggeschichte und Kommunikation der Gruppe der Residents in der Johnston-Strait, vor British-Columbia im Nordpazifik. Die zu Wort kommenden älteren Wissenschaftler wie John Ford und Paul Spong sind legendär.
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