Orcas sind darum u. a. auf fette Fische wie Lachse oder Heringen aus oder fressen manchmal nur Teile ihrer Beute. Vor Südafrika erlegen sie Weiße Haie und fressen nur deren Leber, die bei Haien besonders groß und fettreich ist.
Mageninhaltsanalysen und Beobachtungen: Orca-Forschung hat blinde Flecken
Da heute keine Wale mehr zu Forschungszwecken erlegt werden (sie sind in den meisten Ländern streng geschützt) müssen sich neugierige Biologen mit den Mageninhalten verstorbener Schwertwale begnügen.
Die Mageninhaltsanalyse gehört zum Standard-Programm jedes Totfunds, jedenfalls in Ländern mit Wal-Management-Programmen. Dafür müssen die toten Tiere allerdings gefunden werden.
Das bedeutet, dass etwa in den meisten europäischen Ländern und den USA diese Daten ziemlich umfassend erhoben werden. An entlegenen Küsten wie etwa in der extrem dünn besiedelten Arktis wird aber nicht jeder Wal gefunden und analysiert. In vielen Ländern gibt es kein Screening für tote Wale.
So kommt es zu größeren Lücken im Wissen.
Das gleiche gilt für Beobachtungen von Orca-Jagden und Nahrungsaufnahme.
Auch da gibt es regionale Schwerpunkte, während andere Areale so gut wie unerforscht sind.
Orcas an Küsten werden natürlich häufiger beobachtet, als auf hoher See lebende Gruppen. Wale, die ortsansässig sind, werden gezielt beobachtet, von Profis und Amateuren. Wale, die umherziehen, werden seltener gesehen und dokumentiert.
Wo Wale auf Forschungsstationen oder Whale watching-Aktivitäten stoßen, wird auch ihre Ernährung häufiger dokumentiert. So wissen wir über die nordpazifischen Orcas vor der US- und kanadischen Küste schon sehr viel, während die im Indopazifik kaum erforscht sind.
Was hat die Kultur mit dem Fressen zu tun?
“This study thus reveals the existence of strikingly divergent prey preferences of resident and transient killer whales, which are reflected in distinctive foraging strategies and related sociobiological traits of these sympatric populations.” haben John Ford, Ken Balcomb et al 1998 die Nahrungspräferenzen der beiden vor British Columbia beschriebenen Orca-Gruppen beschrieben (mittlerweile gibt es eine dritte, die offshore lebt).
Gerade diese Forschung war bahnbrechend und hat zum Bild des extrem spezialisierten und „mäkeligen“ Orcas beigetragen.
In diesem Video stellt Andrew Trites die Southern Residents vor: Our Southern Resident Orcas are Picky Eaters (w/ Andrew Trites, Marine Mammal Research Unit at UBC)
Sie sind Lachsjäger und offenbar wirklich wählerisch.
Ihre extreme Spezialisierung macht sie anfällig – die Southern Residents sind von 200 auf 80 Tiere geschrumpft. Das hängt wahrscheinlich mit dem Rückgang der Lachse zusammen und einigen Damm-Projekten.
Bei diesen Lachs-Jägern tragen neben den Müttern u a anderem auch die Großmütter (Matrarchinnen) zum Lernen der richtigen Jagdmethode bei. Das ist ein Zeichen dafür, dass junge Zahnwale die effektivste Jagdtechnik sorgfältig und wohl über einen längeren Zeitraum lernen müssen.
John Ford und andere Orca-Forscher haben die Kommunikation der Schwertwale erforscht:
Die Residents „sprechen“ ganz anders als die Transients. Außerdem haben Residents Sprach-Clans – wie auch Pottwale und andere Wale.
D. h., dass in einem Clan ein besonderer Dialekt gepfiffen/geklickt wird. Innerhalb eines Clans unterscheiden sich die Vokalisierungen (Lautäußerungen) dann auch noch, aber nur leicht. Orcas, die Fische jagen, vokalisieren sehr viel und koordinieren auch ihre Jagd dadurch. Orcas die Meeressäuger jagen, halten bei der Jagd teilweise Funkstille.
Aufgrund des Sprachlernen etwa bei Orcas und Pottwalen sprechen Wal-Experten wie Hal Whitehead von Kultur – sie lernen nicht nur zwischen Mutter und Nachwuchs, sondern junge Tiere lernen Sprache und Verhalten auch von nicht direkt verwandten Gruppenmitgliedern.
Orcas (und Große Tümmler und wahrscheinlich auch viele andere Walarten) haben teilweise sehr ausgefeilte Jagdtechniken, junge Tiere müssen sie lange üben.
Diese elaborierten Jagdtechniken sind Teil des kulturellen Lernens, auch bei Schwertwalen.
Ich bin sicher, dass besonders spezialisierte Orca-Clans dort zu finden sind, wo ein besonders reiches Nahrungsangebot über lange Zeit hinweg sicher ist/war: Etwa in Bereichen mit Lachs- oder Thunfischvorkommen. Manchmal nutzen die Zahnwale auch Tierwanderungen oder die Fortpflanzungszeit, um dort besonders viel Nahrung abzugreifen – etwa die Fortpflanzungszeit der Robben an patagonischen Stränden, die Geburt der Glattwale-Kälber oder die Grauwalwanderung.
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