… Sucharit Bhakdi.

Gemäß GWUP hat er in allen Kategorien das “Wohlgefallen” der Jury gefunden und die höchste Punktzahl erzielt. Ich hoffe sehr, dass in den nächsten Tagen hierzu mehr online erscheinen wird. Gut Ding will bekanntlich Weile haben. Interessant war für mich bei der Verleihung, dass Herr Bhakdi mittlerweile sogar auf Fox News Amerikas Untergang vorhersagt – für den Fall, dass es eine breit angelegte Impfkampagne geben wird. Chapeau – das ist umtriebig!

Nun kann ich nicht verhehlen, dass es mich freut einen kleinen Beitrag zum Widerlegen seiner seltsamen Ideen und der Hetze beigetragen zu haben. Herr Bhakdi, wie so viele andere, hat seine Thesen so oft wiederholt, er scheint mittlerweile selber daran zu glauben. Doch es wird öde ihm zuzuhören – es kommt nichts Neues mehr. Nun, als ich schrieb, dass es um den wissenschaftlichen Hintergrund seines Clubs nicht gut bestellt ist, habe ich ihm noch bescheinigt ein ansehnliches Œuvre aufzuweisen. Doch er war immer schon streitbar. Zu seinem Schaffenswerk gehören auch – ohne je an den entsprechenden Themen geforscht zu haben – Thesen zu Adjuvantien und Impfungen[Bhakdi et al., 2009], Arteriosklerose und BSE. Ohne Frage ein von sich überzeugter und streitbarer Wissenschaftler schon zu seiner aktiven Zeit.

Das Problem – und in der Preisverleihung wird dies deutlich angesprochen – mit solchen Protagonisten ist, dass sie einfach viele Leute von wissenchaftlicher Beliebigkeit überzeugen, staatliches Handeln einen böswilligen Plan unterstellen und – bei allem berechtigten Zweifel und aller berechtigter Kritik an Gestaltung und zeitlicher Abfolge an den “Anticoronamaßnahmen” – den Gemeinschaftssinn torpedieren. Wie groß der Beitrag der selbsternannten Skeptiker und Querdenker daran ist, dass in der zweiten Welle sich so viele Menschen infizieren wird vielleicht später einmal analysiert werden können – einfach wird es nicht, schon weil die Ursachen politischen Zögerns schwer zu quantifizieren sind (von den eigentlichen Epidemiologischen Aspekten einmal abgesehen).

Ganz in Abrede kann man die Wirkung der Scharlatane und Obskuranten jedoch nicht stellen. Und auch wenn es viele milde Verläufe einer SARS-CoV-2-Infektion gibt — viele Menschen leiden in Krankenhäusern, werden lange unter Spätfolgen leider oder gar sterben. Debunking und Co. ist nicht das Hauptthema des Blogs. Dieses Thema aber ist zu ernst, um es zu ignorieren. Also, Herr Bhaki, erlauben Sie mir Sie beim Wort zu nehmen:

Werden Sie kritisch. Glauben Sie nicht alles, was man so sagt. Denken Sie selber.

Oder mit Bertholt Brecht:

Wer A sagt, muß nicht B sagen. Er kann auch erkennen, daß A falsch war.

Nachtrag, 16. Dez. 2020: Bei den Skeptikern nebenan gibt es auch die Begründung (Titel: „Noch nie gab es einen passenderen Kandidaten“) – ich zitiere, denn so schnell habe nicht mitschreiben können und in diesem Fall ist die GWUP naturgemäß gut informiert:

Bei der Vergabe des „Goldenen Bretts“ gibt es eine Reihe von Kriterien: Wie abwegig sind die getätigten Behauptungen? Wie kritikresistent ist die Person, wenn sie mit Fakten widerlegt wird? Profitiert die Person auch finanziell? Finden ihre Thesen große Verbreitung? Werden pseudowissenschaftliche Thesen fälschlicherweise als echte Wissenschaft ausgegeben und entsteht dadurch eine konkrete Gefahr?

Sucharit Bhakdi punktet in all diesen Kategorien – es gab vielleicht noch nie einen Kandidaten, auf den das „Goldene Brett vorm Kopf“ so perfekt gepasst hat wie auf ihn.

Sucharit Bhakdi fällt seit Monaten immer wieder mit Aussagen auf, die dem Konsens innerhalb der Wissenschaft widersprechen: Es werde keine zweite Welle geben, der Großteil der Bevölkerung sei längst immun, man solle doch die Masken abnehmen.

Dass solche Aussagen falsch sind, ist mittlerweile angesichts der neuen Corona-Welle offensichtlich. Immer wieder wurde Bhakdi für seine Behauptungen heftig kritisiert, revidiert hat er seine Aussagen trotzdem nicht. Sein Buch „Corona Fehlalarm?“ wurde zum Bestseller – und Bhakdi selbst wurde zum beliebten Interviewpartner und Dauergast in Corona-Diskussionssendungen.

Das fasst die Sache gut zusammen. Und mein Brecht-Zitat kommt im Bewusstsein der Bhakdischen Kritikresistenz, die ja in den vorhergehenden Beiträgen hier im Blog bereits Thema war.

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Kommentare (13)

  1. #1 rolak
    16. Dezember 2020

    unter Spätfolgen leider oder gar sterben

    Aufgrund der InfektionsDynamik wäre es langfristig unvermeidlich gewesen, doch schon jetzt kenne ich leider für beides Beispiele. Hat immerhin den winzigen PositivEffekt, daß auf dieses eristische “..kennst Du denn überhaupt einen..” ein unerwartetes und Konzept-störendes ‘Ja’ zurückgeraunzt werden kann.
    Angesichts der Schwemme von partialdenkenden Querschlägern mit Recht Brecht zitiert!

  2. #2 echt?
    16. Dezember 2020

    Die Idee, Berater von Tür zu Tür zu schicken, fand ich zumindest originell. Man hätte ja die Zeugen Jehovas einsetzen können.

  3. #3 RPGNo1
    16. Dezember 2020

    Interessant war für mich bei der Verleihung, dass Herr Bhakdi mittlerweile sogar auf Fox News Amerikas Untergang vorhersagt – für den Fall, dass es eine breit angelegte Impfkampagne geben wird

    Also macht Bhakdi jetzt einen auf Wodarg und entpuppt sich als Imfgegner 2.0?
    https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/wodarg-yeadon-sterilisierungen/

    Klar, denn wenn die Impfungen so wirksam sind, wie die Daten bisher zeigen, und wir dann im Verlaufe des Jahres 2021 wieder ein halbwegs normales Leben führen können, dann werden die Ballwegs, Wodargs, Bahkdis und wie sie alle heißen, das Rampenlicht, in dem sie aktuell stehen, verlieren und wieder in der Bedeutungslosigkeit und zumindest Gewöhnlichkeit des Alltagslebens versinken. Das müssen sie natürlich mit allen Mitteln verhindern.

    Ich wage übrigens jetzt schon die Prognose, dass die o.g. Herren ein großes Triumphgeheul anstimmen werden, wenn es aufgrund der Impfungen zu einigen wenigen schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen sollte, was bei Medikamenten einfach nicht ausgeschlossen werden kann. Die vielen Millionen besser Milliarden Leben, denen die Impfung helfen wird, werden sie sie ebenso geflissentlich ignorieren.

    • #4 Christian Meesters
      16. Dezember 2020

      … wieder in der Bedeutungslosigkeit und zumindest Gewöhnlichkeit des Alltagslebens versinken.

      Da wo keine schweren Infektionen (oder min. sehr viele Tote) wird das Narrativ “ist kein Killervirus!!!111einself” wieder an Bedeutung gewinnen – der Lange Arm Hollywoods ist ja schon im Frühjahr zu spüren gewesen. Wetten das?

    • #5 Christian Meesters
      16. Dezember 2020

      ach, und: “Also macht Bhakdi jetzt einen auf Wodarg und entpuppt sich als Imfgegner 2.0?” Nun, ja, überraschend?

  4. #6 rolak
    16. Dezember 2020

    kommen sollte

    kommts ja, was allerdings bei einer Nukleinsäuregabe nicht nur nicht ausgeschlossen werden kann, sondern unausweichlich sein dürfte.

    geflissentlich ignorieren

    Warum sollte der Unsinn bzgl dieser Impfung auch anders sein als zB bei MMR…

  5. #7 RPGNo1
    16. Dezember 2020

    @Christian Meesters

    Da wo keine schweren Infektionen (oder min. sehr viele Tote) wird das Narrativ “ist kein Killervirus!!!111einself” wieder an Bedeutung gewinnen – der Lange Arm Hollywoods ist ja schon im Frühjahr zu spüren gewesen. Wetten das?

    Die Wette nehme ich nicht an, denn die würde ich wahrscheinlich verlieren. 🙂

    Aber ich denke trotzdem, dass die Reichweite der Wortführer der Coronaleugnerszene erheblich eingeschränkt wird, wenn es einigermaßen normal läuft. Wenn man wieder Party feiern, Urlaub machen oder große Sportereignisse/Konzerte ohne Einschränkungen feiern, dann werden die Schlangenölverkäufer für viele Menschen und Medien uninteressant.

    Was natürlich nicht heißt, dass sie nicht weiter versuchen werden, im Mittelpunkt zu stehen. Aber der “Erfolg” dieser Leute dürfte überschaubar sein, wie man an einem Stefan Lanka oder Hans Tolzin sieht, um mal bekannte Namen der “etablierten Impfgegnerszene zu nennen.

    Nun, ja, überraschend?

    Danke für den Link. Nein, überraschend ist Bhakdis Wandel nicht, das wollte ich mit meinem Kommentar auch nicht ausdrücken. Es ist nur konsequent, die Torpfosten über Virus, Schwere der Erkrankung, Drosten, PCR, “Gen” und wieder hin zum Virus zu verschieben, um ja im Mittelpunkt des Interesses zu bleiben und das eigene Ego zu pflegen.

  6. #9 fatmike182
    Wien
    17. Dezember 2020

    Super, Artikel, danke!
    Die Laudatio auf Bhakdi ist hier zu finden https://www.youtube.com/watch?v=C9jZR37fMaU&t=817s

    • #10 Christian Meesters
      17. Dezember 2020

      Danke – bin vor lauter Stress nicht mehr auf Suche nach dem upload gegangen

  7. #11 RPGNo1
    18. Dezember 2020

    Es wird interessant. Der selbsternannte Biologe Clemens Arvay (korrekter Diplomingenieur in „Angewandten Pflanzenwissenschaften“) attackiert die Preisverleihung, da sie nur der Herabwürdigung des renommierten Wissenschaftlers Bhakdi diene.

    https://donotlink.it/4oYk7n
    https://www.facebook.com/florian.aigner/posts/10158026380089037

    • #12 Christian Meesters
      20. Dezember 2020

      … tut mir leid, habe länger nicht gesehen, dass da ein Kommentar auf Freischaltung wartet.

      Herr Arvay schreibt:

      … die GWUP – Die Skeptiker, beziehungsweise der Wiener Ableger der sektoiden Bewegung mit Nähe zur pharmazeutischen Industrie.

      ja, nee, ist klar.

      Und weiter:

      Prof. Bhakdi, dessen Positionen zu SARS-CoV-2 ich sicher nicht alle teile, ist ein renommierter Biowissenschaftler, der sich im akademischen Bereich zuvor außerordentlich verdient gemacht hat.

      Na ja, was man als Professor publiziert entspringt nicht per se der eigenen Feder. Aber auch sonst … wenn ich nur nicht so wenig Zeit hätte und das überhaupt interessant wäre, könnte man mal einen differenzierteren Blick ausarbeiten.

      Seine Thesen als Wissenschaftler galten immer als solide, seine Kritik in der Vergangenheit als salonfähig in den Medien.

      Da lässt es Herr Arvay aber an Recherche vermissen. Wie hier im Blog bereits belegt, hatte Herr Bhakdi auch in der Vergangenheit zu vielen Themen eine wenig fundierte Meinung. Und die Nähe seines Arbeitsplatzes zum Lerchenberg hat sicher manches Interview befördert. Die Interviews mit dem ZDF haben jedoch bereits längere Zeit vor seiner Pensionierung aufgehört – warum ist mir nicht bekannt.

      Herr Arvay schreibt weiter:

      Kritik kann auch ohne Entwürdigung und Verächtlichmachung vorgebracht werden. Das ist mein Punkt.

      Guter Ausgangpunkt, Herr Arvay: Fleissig üben, vielleicht klappt es ja auch irgendwann – bis zu Ihren Schlusssätzen ist in dem Facebook-Pamphlet ordentlich viel “Entwürdigung und Verächtlichmachung” zu finden.

  8. #13 RPGNo1
    21. Dezember 2020

    @Christian Meesters

    … tut mir leid, habe länger nicht gesehen, dass da ein Kommentar auf Freischaltung wartet.

    Kein Problem. 🙂

    Hier ist eine gute Analyse von Bhakdis rhetorischen Tricks und warum diese ihn an die Spitze der Coronaleugnerszene katapultiert haben.

    https://www.volksverpetzer.de/analyse/bhakdi-ueberzeugungstricks/