Das mysteriöse Voynich-Manuskript ist unter anderem für seine nichtssagenden Abbildungen bekannt. Zwei Darstellungen lassen sich jedoch als so genannte TO-Karten identifizieren.
“Das Voynich-Manuskript enthält TO-Karten”, schrieb mir vor einiger Zeit der Blogleser Stefan Zender. Zugegebenermaßen wusste ich nicht, was das ist. Dafür weiß Wikipedia bekanntlich alles, und tatsächlich findet sich dort ein entsprechender Eintrag (dieser ist mit “Radkarte” überschrieben, was eine etwas allgemeinere Bedeutung als TO-Karte hat).
Eine TO-Karte ist eine kreisrunde Darstellung des mittelalterlichen Weltbildes. Typischerweise ist im oberen Teil Asien dargestellt, im unteren sind nebeneinander Europa und Afrika zu sehen. Der Begriff “TO-Karte” bezieht sich auf die T-Form der Trennlinien und die O-Form der Karte. TO-Karten sind in der Regel geostet (Osten ist oben). Hier ist ein Beispiel:
Wie Stefan Zender aufgefallen ist, gibt es im Voynich-Manuskript zwei Darstellungen, die wahrscheinlich TO-Karten zeigen. Blogleser Richard SantaColoma hat ebenfalls bereits etwas über dieses Themas geschrieben. Hier sind die beiden Darstellungen (68v, nicht geostet, 86v, geostet):
Das Interessante daran: Die TO-Karten im Voynich-Manuskript sind beschriftet. Stefan Zender meint: „Ein sehr spannender Aspekt ist, dass die Karten nach meinem Eindruck die einzigen Stellen im Manuskript sind, an denen sich die Klartext-Bedeutung von Voynich-Wörtern – sollte es sie geben – mit hoher Wahrscheinlichkeit erschließen lässt.“ Daraus könnte sich ein Ansatz zur Dechiffrierung ergeben – zumal sich die Schreibweisen der Kontinente in vielen Sprachen nur unwesentlich unterscheiden. Stefan Zender hat sogar festgestellt, dass es in den Beschriftungen Übereinstimmungen gibt:
Sind die Übereinstimmungen so groß, dass der Zufall als Erklärung ausscheidet? Stefan Zender sieht das so und findet: “Die auffälligen Übereinstimmungen vor allem bei Asien und Europa scheinen mir zumindest ein deutlicher Beleg gegen die Annahme eines willkürlichen Buchstaben-Salats im Voynich-Manuskript zu sein. Ich bin mir zwar über das Allzweck-Gegenargument im Klaren, dass der geniale Schreiber in seinem Vortäuschungseifer auch hieran gedacht hat, doch daran mag ich angesichts des Umfangs des Manuskripts nicht glauben.”
Es zeigt sich wieder einmal: Je mehr man sich mit dem Voynich-Manuskript beschäftigt, desto mehr offene Fragen gibt es. Genau deshalb ist das Voynich-Manuskript so spannend.
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