Wollen Sie 100 Mark in Silber bei einem Krypto-Preisausschreiben gewinnen? Dann sind Sie leider 140 Jahre zu spät dran.

Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Wer meint, dass Krypto-Preisausschreiben (siehe zum Beispiel hier, hier und hier) eine neue Erfindung sind, muss sich eines Besseren belehren lassen.  Der Leser Hans Jahr hat mich nun dankenswerterweise sogar auf ein kryptologisches Preisrätsel aufmerksam gemacht, das schon 140 Jahre auf dem Buckel hat. Hier ist es:

Carbonari-Cipher

Und hier ist eine Transkritption:

truqnujkbtvfqajaoa
jnqgqwlbdrtmdeavab
asnnqljxcwfislmamm
tnhncwmamqwaxtupg
at

Die Lösung des Rätsels ist nicht bekannt. Schafft es jemand, das Kryptogramm zu knacken?

Dieses Preisrätsel stammt aus dem Buch Die Geheimschrift der Carbonari, das mir leider nicht vorliegt. Die Carbonari waren ein italienischer Geheimbund ähnlich den Freimaureren. Als das besagte Buch gedruckt wurde, existierten die Carbonari schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr. Eine direkte Verbindung zwischen obigem Kryptogramm und den Carbonari gibt es vermutlich nicht.

Zur Verschlüsselung der Carbonari habe ich noch eine andere Quelle gefunden (aus dem Buch Anweisung zur Schnell- u. Geheimschrift von A. G. Montfort aus dem Jahr 1855, danke an tobias Schrödel für die Titelseite):

Montfort-Cover

Carbonari-Montfort

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen, Ihr Kaklolausis Siscenhachmomehach.

Zum Weiterlesen: Zwei alte Verschlüsselungen aus England: Wer kann sie knacken?

Kommentare (12)

  1. #1 Chemiker
    13. Februar 2015

    Ein schnelles sed ‘s/[^ ]/& /g’ | awk ‘{c=split($0, s, ” ” ) ; for ( n=1 ; n <=c ; ++n ) print s[n] }’ | xargs -L 1 | sort | uniq -c|sort -n sagt: Zehnmal a, je sechsmal m,n,q,t, je viermal j,w je dreimal b,l,u und je zweimal c,d,f,g,r,s,v,x. Die anderen Buchstaben (e,h,i,k,o,p) kommen nur je einmal vor.

    Hilft das?

  2. #2 werner67
    13. Februar 2015

    Das Buch ist an der Cornell-University online einsehbar, wenn man sich in den USA befindet (hüstel).
    Zitat aus dem Vorwort:
    “Wir nennen unsere Geheimschrift die der Carbonari, weil vornehmlich dieser politische Bund vom Anfang dieses Jahrhunderts bis in die Fünfziger Jahre sich dieses Mittels bediente […]”. Es handelt sich jedoch um die Vigenere-Chiffre, siehe Substitutionstabelle auf der vorletzten Seite.
    Allerdings lässt sich das Rätsel auch online von den von mir gefundenen Tools nicht “knacken”, da zu kurz.
    Vielleicht hat jemand anderes mehr Glück.

  3. #3 werner67
    13. Februar 2015

    Aus den Übungen im Buch geht auch hervor, dass die Tabelle anders gelesen werden muss als üblich: Erste Spalte Chiffrebuchstabe, erste Zeile Klartextbuchstabe, im Schnittpunkt der Schlüsselbuchstabe.

  4. #4 hans jahr
    14. Februar 2015

    For this case, should be applied these equations for “vigenere” variant of polyalphabetic cipher:
    Ciphertext: CT=PT+(26-K)
    Plaintext: PT=CT-(26-K)
    Key: K=CT-PT

  5. #5 hans jahr
    errata
    14. Februar 2015

    Correct equations are follows:

    Ciphertext: CT = K – PT
    Plaintext: PT = K – CT
    Key: K = CT + OT

  6. #6 hans jahr
    Beaufort
    14. Februar 2015

    Finally, its admiral sir Francis Beaufort’s cipher:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Beaufort_cipher

  7. #7 hans jahr
    14. Februar 2015

    After finding the method used to encipher message, I went on to the solution:
    Keyword: negerausdarfur
    Plaintext: unmoeglichwaereeseinemnegerausdarfurdiesegeheimschraftbegreifaichaumachen

    • #8 Klaus Schmeh
      14. Februar 2015

      Thank you very much! This cleartext is certainly politically incorrect by today’s standards but in 1875 probably nobody cared.

  8. #9 lacreatina. net
    14. Februar 2015

    lacreatina. net

    Eine kryptologische “Preisaufgabe” aus dem Jahr 1875 – Klausis Krypto Kolumne

  9. #10 Joe
    Berlin
    15. Februar 2015
  10. #11 hans jahr
    15. Februar 2015

    Ja, das ist mein blog. ich danke Ihnen für die Umsetzung, Joe.

  11. #12 Klaus Schmeh
    16. Februar 2015

    Danke noch einmal an Hans Jahr für den Tipp und die Lösung. Wie von Joe bereits erwähnt, gibt es in Hans Jahrs Blog die Details zur Lösung (allerdings auf Slowakisch): https://katkryptolog.blogspot.de/2015/02/sifra-karbonarov-podla-slobodomurara.html