Kryptografie soll verhindern, dass Abhörer abhören und Mitleser mitlesen. Aber wie funktionieren diese Spionage-Techniken eigentlich? Hier gibt es ein kleine Einführung.
Es gibt eine wichtige Frage, die in der Kryptografie-Literatur sträflich vernachlässigt wird: Wozu braucht man die Kryptografie überhaupt?
Die meisten Autoren geben sich mit pauschalen Aussagen wie “man weiß nie, wer eine E-Mail mitliest” oder “die NSA kommt an alle Daten heran” zufrieden. Dies finde ich etwas unbefriedigend. In meinem Buch Kryptografie – Verfahren, Protokolle, Infrastrukturen gibt es daher ein Kapitel, in dem das Thema “Wie hört man ab und wie liest man mit?” etwas genauer betrachtet wird.
Der erste Teil des besagten Kapitels widmet sich der Frage, wie ein Abhörer (bzw. Mitleser, was in diesem Zusammenhang das gleiche ist) vorgeht, wenn er sich am Übertragungsmedium zu schaffen machen kann. Die folgenden Abschnitte enthalten eine Kurzfassung davon.
Zugegebenermaßen habe ich bei dieser Sache einen Hintergedanken: Ich bin selbst nicht der große Experte in Fragen der Abhörtechnik. Ich würde mich daher über Hinweise und Ergänzungen aller Art freuen, damit ich das besagte Kapitel möglichst kompetent aktualisieren kann.
Abhören am Kupferkabel
Kupferkabel werden vor allem zwischen Telefonanschluss und Ortsvermittlungsstelle eingesetzt. In diesem Anwendungssegment ist es oft günstiger, vorhandene Kupferleitungen mit den speziell für diesen Zweck entwickelten Technologien ISDN oder DSL zu nutzen, als moderne Glasfaserleitungen zu verlegen. Kupferkabel ist vergleichsweise einfach abzuhören, sofern der Abhörer Zugang dazu hat. Bei einem analogen Telefongespräch kann man schon mit einer Metallklemme und einem einfachen Gerät die durchfließenden Daten abfangen. Mit einer etwas aufwendigeren Technik (induktives Ankoppeln) funktioniert dies auch bei Hochfrequenzsignalen wie sie von ISDN oder DSL verwendet werden.
Abhören von Glasfaser-Leitungen
Die Technik zum Abhören von Glasfaserkabeln hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dem Abhörer stehen drei Wege zur Verfügung:
- Abhören am Spleiß: Trennt man ein Glasfaserleitung und fügt sie durch Erhitzen wieder zusammen, entsteht ein so genannter Spleiß. An diesem tritt Strahlung aus, die man messen und in die Datensignale zurückverwandeln kann. Allerdings sorgt ein Spleiß für einen Lichtverlust, der auffallen kann.
- Abhören an einer Biegung: Wird eine Glasfaserleitung gebogen, tritt ebenfalls Strahlung aus, die man messen kann. Auch hier ist aber ein Lichtverlust messbar.
- Berührungsloses Abhören: Mit empfindlichen Fotodetektoren ist es möglich, Licht aufzufangen, das ohne seitlich aus dem Kabel strahlt (Rayleigh-Streuung). Diese Art des Abhörens ist kaum nachweisbar.
Anhören drahtloser Datenübertragung
Drahtlos übertragene Daten sind naturgemäß besonders einfach abzuhören. Die Details hängen von der Techhnik ab:
- Elektromagnetische Wellen: Diese werden beispielsweise im Mobilfunk und für drahtlose lokale Netze (WLAN, WiMAX) eingesetzt. Da solche Wellen praktisch alles durchdringen, machen sie das Abhören einfach. Oft genügt eine Antenne.
- Laser: Auch die Datenübertragung per Laser ist mit einem geeignetem Gerät abhörbar.
- Richtfunk: Richtfunkstrecken lassen sich abhören, wenn man sich in die Strecke zwischen den Empfangsantennen oder deren Verlängerung stellt.
Abhören von Satelliten-Verbindungen
Auch eine Satellitenverbindung ist relativ einfach abzuhören. Die Gefahr ist sogar noch größer als bei einem Handy oder WLAN, da der Empfangsbereich eines Satelliten eine deutlich größere Fläche einnimmt. Der Abhörer benötigt neben einer Satellitenschüssel lediglich einen PC mit Receiver-Karte und eine geeignete Software (gibt es kostenlos im Internet).
Telefon-Abhören
In vielen Ländern sind Telefongesellschaften dazu verpflichtet, Ermittlungsbehörden und Geheimdienste mithören zu lassen. Die Anzahl der staatlich abgehörten Kommunikationsverbindungen liegt in Deutschland inzwischen im zweistelligen Millionenbereich pro Jahr. Schwieriger wird es für den Abhörer, wenn er nicht die Unterstützung der Telefongesellschaft in Anspruch nehmen kann. Dann kommt er vielleicht zum Erfolg, wenn er sich den Schaltschrank im Keller seines Opfers vornimmt. Der Abhörer kann theoretisch auch auf einen Masten klettern oder den Boden aufgraben, um an eine Leitung zu gelangen. Eine etwas einfachere Methode besteht darin, sich an den Verteilerkästen (meist ein grauer Kasten am Straßenrand) oder an der Ortsvermittlungsstelle (meist ein garagengroßes Gebäude) zu schaffen zu machen.
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