Die STIKO wird, was zu erwarten war, in Kürze eine Empfehlung zur Impfung gegen Covid-19 auch generell für Kinder ab 12 Jahren aussprechen. Der Entwurf der Beschlussempfehlung ging heute in das Stellungnahmeverfahren. Die Querdenkerszene rast vor Wut, auch das war zu erwarten. Den Entwurf der Beschlussempfehlung kennen vermutlich die meisten nicht, aber radikalen Querdenkern geht es auch nicht um die Daten, daher nimmt man auch gar nicht erst Bezug auf eventuell tatsächlich diskussionsbedürftige Punkte des Entwurfs. Man weiß, dass die STIKO, die man gerade noch gehypt hatte, weil sie sich gegen Forderungen aus der Politik verwehrt hatte, ab jetzt zur Achse des Bösen gehört. Egal, wie sie ihre Empfehlung begründet.
Ein besonders verstörendes Beispiel liefert die sog. „Achse des Guten“. Dort erfindet ein „Dr. Jochen Ziegler“, angeblich das Pseudonym eines Arztes und Biochemikers aus Hamburg, der als Berater für private Anbieter des Gesundheitssystems“ arbeite, unter der Überschrift „Die STIKO ist umgefallen“ eine völlig faktenfreie Geschichte. Ein paar Passagen aus dem kurzen Stück:
„Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt nun die Impfung der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen (…). Die Toxizität dieser immunogenen Substanzen wurde weder in Tieren noch in Phase-2-Studien ausreichend untersucht (…). Stattdessen führt der Westen gerade das größte Humanexperiment aller Zeiten durch, Wirksamkeit und Toxizität der „Impfstoffe” werden nun in der Praxis an Milliarden von Menschen ermittelt.
Dabei hat sich bereits jetzt herausgestellt, dass die „Impfstoffe” klinisch in keiner Altersgruppe gegen Infektion, schwere Krankheit (…), den Tod daran oder gegen Erregerweitergabe wirken (…). Für keine Altersgruppe besteht eine sinnvolle Indikation für diese „Impfstoffe”, es sind immunogene Toxine. Daher war es falsch, dass die Stiko die Impfung für irgendeine Altersgruppe empfohlen hat. (…).
Jugendliche sind durch das Virus gar nicht gefährdet, sie profitieren daher von der Impfung bereits a priori nicht. Niemand anders profitiert von ihrer Impfung, weil die „Impfstoffe” die Impflinge – anders als bei Impfungen wie MMR (Masern, Mumps, Röteln) – nicht sterilisieren und also die Infektiosität der Impflinge nicht nennenswert verändern. Hingegen führen die „Impfstoffe” bei Jugendlichen häufiger als bei anderen Altersgruppen zu schweren Nebenwirkungen. (…).“
Man steht etwas fassungslos vor diesem Pamphlet, das klingt, als habe einer von Putins Schreiberlingen im Wodka-Rausch zur Feder gegriffen. Immerhin, der erste Satz stimmt, wenn man großzügig darüber hinwegsieht, dass die Empfehlung noch gar nicht vorliegt. Wer noch einen Satz findet, an dem etwas stimmt, möge es sagen.
Der Autor endet mit dem Fazit, die STIKO würde mit dieser Empfehlung „jegliche Glaubwürdigkeit“ verlieren. Das immerhin kann der „Achse“ schon lange nicht mehr passieren. Aus einem Forum, das einmal angetreten war, um frechen, unkonventionellen und unabhängigen Meinungsbeiträgen mehr Raum zu verschaffen, ist ein Radikalisierungsbeschleuniger geworden, bei dem man sich offensichtlich an keine Presseethik und auch keine journalistische Sorgfaltspflicht mehr gebunden fühlt. Dass jemand wie Wolfgang Kubicki keine Hemmungen hatte, im Wahlkampf dort gegen Merkel Stimmung zu machen, und an der Radikalität der Leser/innen gescheitert ist, mag man als Achsbruch der besonderen Art sehen.
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