Mit viel öffentlichem Tamtam, garniert mit allerhand Unterstellungen und Verschwörungstheorien, sind vor einem Vierteljahr die Protokolle des RKI-Krisenstabs freigegeben worden. Erst viel geschwärzt, dann weniger geschwärzt. Wirklich aufregende Erkenntnisse haben sich daraus bisher nicht ergeben, abgesehen davon, dass sich deutsche Behörden nach wie vor schwer tun, über den Schatten des althergebrachten „Arkanprinzips“ der Verwaltung zu springen.

Jetzt hat die (bisher zumindest) skandallose Story eine pikante Fortsetzung. Im RKI verletzt jemand seine Pflichten zur Verschwiegenheit und hat weiteres Material ungeschwärzt an eine Journalistin gegeben, an Aya Velázquez, Redaktionsmitglied des Querdenkerblatts „Demokratischer Widerstand“. In der Berliner Zeitung wird die Person als “Whistleblower” deklariert.

Whistleblower sollen durch das „Hinweisgeberschutzgesetz“ vor Nachteilen geschützt werden. Das Gesetz ist vor einem Jahr in Kraft getreten. Allerdings ist es kein Freibrief, nach eigenem Gutdünken Interna an die Presse zu geben. Der Schutz ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden, z.B. dass die Hinweise Rechtsverstöße betreffen und an die zuständen Meldestellen gehen. Die Details mögen ggf. mitlesende Jurist:innen erläutern.

Die Berliner Zeitung zitiert Aya Velazquez mit dieser Bewertung des Sachverhalts:

„Wir sollten uns daran erinnern, dass in vermeintlich gesichtslosen Behörden auch Menschen sitzen: Menschen, die sich, ebenso wie wir, ihre Gedanken machen, und für uns alle eine bessere Zukunft wollen: Frei von Totalitarismus, politischer Bevormundung und der systematischen Verletzung körperlicher Selbstbestimmungsrechte. Dieser Geist – unsere Verbundenheit als Bürger untereinander – ist uncancelbar. Die Mächtigen wissen das. Es ist das, wovor sie am meisten Angst haben. Die Achillesferse des aktuellen politischen Systems sind wir Menschen, denn jeder einzelne von uns hat Macht.“

Der Sound der Querdenker ist unüberhörbar. „Totalitarismus“? Ernsthaft? Aber dass in Behörden Menschen sitzen, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Sie diskutieren sogar untereinander und sind gewiss nicht immer einer Meinung mit der politischen Leitung. Die meisten von ihnen arbeiten auch ganz selbstverständlich an einer „besseren Zukunft“, nicht zuletzt die Mitarbeiter:innen im RKI. Und in der Tat sind wir Menschen die „Achillesferse des aktuellen politischen Systems“, vor allem die, die aus Frust und Verzweiflung politischen Rattenfängern folgen, statt sich in vernünftiger Weise für eine bessere Zukunft einzusetzen. Demokratie braucht Demokraten, keine Systemsprenger.

Ich kann die Unzufriedenheit mit der zögerlichen Freigabe behördlicher Unterlagen gut verstehen, aber ob man dem Rechtsstaat einen Gefallen tut, wenn man das Recht in die eigene Hand nimmt? Le droit, c’est moi? Oder ist das Zivilcourage? Vergleichbar mit den Klimaprotesten? Legitimer, wenngleich illegaler ziviler Ungehorsam? War es im konkreten Fall gerechtfertigt oder nicht?

Kommentare (100)

  1. #1 Joseph Kuhn
    23. Juli 2024

    Clickbaiting aus der Provinz

    “Corona: Das wollte die Regierung den Deutschen verheimlichen” – titelt ein regionales Blättchen, stellvertretend für so manche wahre Aufklärer. Bei der rechten “Jungen Freiheit” heißt es z.B. “Unzensierte RKI-Protokolle decken Regierungs-Lüge auf”. Die diversen Foren der Szene laufen sich warm.

    Der wahre Skandal ist jetzt der:

    “In den Daten finden sich brisante Details aus der Corona-Zeit – und sie verdeutlichen, dass man beim RKI deutlich differenzierter auf die Corona-Politik blickte, als die politisch Verantwortlichen und die meisten Medien der Bevölkerung Glauben machten.”

    Die Überlegungen im RKI waren differenzierter als die politische Kommunikation! Sapperlott! Wo Spahn und Lauterbach doch jederzeit die Gelegenheit hatten, die ganze Datenlage, wie sie auf github abrufbar ist, bei Lanz & Co. vorzutragen!

    Bei der Jungen Freiheit weiß man noch Schlimmeres:

    “Zudem geht aus den neuen Datensätzen hervor, daß die Wissenschaftler des RKI der Bundesregierung bei der Einschätzung unterschiedlicher Risiken für Geimpfte und Genesene ausdrücklich widersprachen.”

    Ach was! Politik wurde von der Politik gemacht, nicht vom RKI? Da verliert doch mancher die Verfassung unter dem Arm.

    Nicht, dass es nichts aufzuklären gäbe, von Spahns Maskenkäufen bis zu v.d.Leyens Impfstoffverträgen, aber etwas mehr als Skandalisierungseifer gehört schon dazu.

  2. #2 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    23. Juli 2024

    Wieder einmal Vogel-Strauss-Methode zu den RKI-Files hier.

    Zwischenergebnis der Auswertung:

    Die “Pandemie der Ungeimpften” war eine Lüge, und jeder wusste das in der Politik und beim RKI.

    Drosten hat eine Fachpublikation zurück gehalten, weil sie der Regierungspolitik widersprach.

    Die FFP2-Masken haben nie funktioniert, und waren nie geeignet für die Massen, jeder wusste das in Politik und RKI.

    Die “Impfung” hat nie funktioniert, und die häufigen und schweren Nebenwirkungen waren bekannt – dann wurde die Impfpflicht eingeführt für Soldaten und Pflegepersonal, und über die allgemeine Impfpflicht im Wissen abgestimmt, wie sinnlos und schädlich die modRNA-“Impfstoffe” sind.

    Kurz: aus den RKI-Protokollen kann man minutiös nachlesen, dass die gesamte Corona-Nummer ein einziger Multimilliarden-Betrug ist.

    Soviel zum “Placebo”.

    Wem soll man nun Glauben schenken, Blogs wie diesen, die das ganze herunterspielen, oder Leuten, die auf den Skandal hinweisen?

    Niemand von beiden.

    Wer noch alle Tasten am Klavier hat, liest die Protokolle selbst und macht sich ein eigenes Bild.

    Wer das nicht macht, ist selbst schuld, und wird halt weiter von der Pharma-Mafia an der Nase durch die Manege geführt.

    • #3 Joseph Kuhn
      23. Juli 2024

      @ Volker Birk:

      “nie funktioniert”

      Tja, dann stampfen wir Version 78 unseres living textbooks “Corona verstehen – evidenzbasiert” am besten ein.

      “wird halt weiter von der Pharma-Mafia an der Nase durch die Manege geführt”

      Gewiss. Kritische Beiträge zur Pharmaindustrie hier im Blog sollte ich auch gleich löschen, damit ihr “eigenes Bild” etwas runder wird. A propos: Werden Masken überhaupt von der Pharmaindustrie hergestellt?

      “Kurz: aus den RKI-Protokollen kann man minutiös nachlesen, dass die gesamte Corona-Nummer ein einziger Multimilliarden-Betrug ist.”

      Sicher eingefädelt von Bill Gates, George Soros und der Pharmaindustrie. Nur, was Sie behaupten, seht eben nicht in den RKI-Protokollen, jedenfalls so weit ich sie angesehen habe. Und heißt es nicht neuerdings, das RKI sei viel differenzierter gewesen als gedacht? Gehört das RKI jetzt zu den Guten oder zu den Bösen? Die Querdenker sollten sich da mal klar werden.

      Davon mal abgesehen: Die “Corona-Nummer” hat nach Angaben der DGUV mit Stand Ende März 2024 zu ca. 360.000 anerkannten Berufskrankheiten geführt. Das hat in den Coronazeiten zu Allzeithochs bei diesen Versicherungsfällen geführt. Die Anerkennung einer Berufskrankheit ist nicht ganz einfach zu erreichen. Long-Covid-Fälle stellen bis heute die gesetzliche Unfallversicherung vor allem in der Reha vor erhebliche Herausforderungen. Aber für Sie ist das ja alles nur eine Betrugsnummer, den Kopf in den Sand stecken andere.

  3. #4 RPGNo1
    23. Juli 2024

    Die Berliner Zeitung, wie nicht anders zu erwarten. Das Blatt ist inzwischen wohlbekannt, Verschwörungen und Halbwahrheiten zu Corona mit großem Wohlwollen und frei jedwede Kritik zu veröffentlichen. Ebenso gerne werden übrigens besorgte “Friedensappelle” zum Ukrainekrieg bzw. “Beweise” für die grenzenlose Überlegenheit und unerschöpflichen Ressourcen und Reserven der russischen Armee, die von kundigen “Experten” rechercherit sein sollen, publiziert

    “Corona: Das wollte die Regierung den Deutschen verheimlichen” – titelt ein regionales Blättchen

    Philippe Debionne, der Autor des Artikels, ist der News-Chef der Berliner Zeitung. Da hat die Redaktion der Schwäbischen Zeitung wohl keine Lust, eigene Recherchen über den “Skandal” anzustellen. Shame on you.

    Ach ja, was das Birk’sche Gejammer angeht. Das ist 100 % Querdenkergelaber, wie es der MWGFD nicht besser hinbekommen könnte.
    Schiffmann, Bhakdi und Ballweg sind ja so stolz auf sich, @Volker! Deckel auf, Bullshit reinkippen und “Schreddern” drücken.

  4. #5 RPGNo1
    23. Juli 2024

    Ergänzung

    Ruth Schneeberger ist der Autorin des Artikels in der Berliner Zeitung, nicht Philippe Debionne. Ändert aber letzten Ende nichts, denn Frau Schneeberger steht auch mindestens mir einem Bein im Querdenkerlager, wenn man ihre ganzen Artikel zum Thema Corona/Impfung/Impfschäden betrachtet. Das ist kein seriöser Journalismus, sondern sensationsheischendes Geschreibsel mit wenig Hand und Fuß.

    https://www.berliner-zeitung.de/autoren/ruth-schneeberger–li.87810

  5. #6 Joseph Kuhn
    23. Juli 2024

    Quellen:

    Links zu den Protokollen sowie der Kommentar von Frau Velazquez: https://www.velazquez.press/p/rki-leak-alle-protokolle-des-rki

    Wie zu erwarten geht die Sache wie ein Lauffeuer durch die Querdenker-Szene. Ob der “Whistleblower” das Material wohl vorab vollständig gesichtet und konkrete Verdachtspunkte für rechtswidriges Verhalten des RKI oder des BMG gefunden hat? Bisher läuft es in den Querdenkerforen darauf hinaus, dass RKI und Politik zuweilen unterschiedliche Ansichten hatten – das ist trivial. Auch bei anderen Themen, z.B. dem Tempolimit, setzt die Politik nicht einfach um, was die zuständige Fachbehörde für richtig hält.

    Das RKI hat inzwischen eine kurze Stellungnahme zum Leak veröffentlicht: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/C/COVID-19-Pandemie/Stellungnahme-Protokolle-2024-07-23.html. Angesichts der vom RKI ohnehin geplanten Freigabe der Dokumente wird es noch zweifelhafter, ob der “Whistleblower” hier nachvollziehbare Gründe für sein Handeln vorbringen kann, also wirklich “Whistleblowing” vorliegt und nicht einfach nur ein Bruch der Verschwiegenheitsverpflichtung.

  6. #7 Holger Koch
    23. Juli 2024

    “Internas” gibt es nicht. “Interna” ist bereits der Plural.

    • #8 Joseph Kuhn
      23. Juli 2024

      @ Holger Koch:

      Das ist so, habe es korrigiert, danke für den Hinweis.

  7. #9 Michael Schranz
    23. Juli 2024

    Nur mal so aus Interesse:

    Warum heißt es hier “Jurist:innen und Mitarbeiter:innen im RKI” und auf der anderen Seite: Legitimer, Rattenfänger, Demokraten, Systemsprenger und Querdenker.

    Kann man das gendern nicht konsequent durchsetzen?

    • #10 Joseph Kuhn
      23. Juli 2024

      @ Michael Schranz:

      Tun Sie keinen Zwang an. Hier herrscht Gender-Freiheit. Von mir aus dürfen Sie auch “Genderin” schreiben.

  8. #11 naja
    23. Juli 2024

    @ Joseph Kuhn #1
    Stimmt die Darstellung der Jungen Freiheit, bzw. gibt es Datensätze, die keinen Unterschied beim Risiko für Geimpfte und Ungeimpfte unterstützen? Es wurde nämlich schon medial so dargestellt und von uns auch diskutiert, wenn ich mich recht erinnere, als wären signifikant mehr Ungeimpfte auf Intensivstationen gelandet.

  9. #12 naja
    23. Juli 2024

    Bzw. was beinhaltet in dem Kontext “Risiko“?

  10. #13 Joseph Kuhn
    23. Juli 2024

    @ naja:

    Dazu finden Sie hier in den Blogbeiträgen, in dem oben verlinkten living textbook und überall im Netz gute Informationen. Wichtig ist der Unterschied zwischen dem Anteil Geimpfter auf Intensiv und dem Risiko, mit und ohne Impfung dahinzukommen. Je mehr geimpft sind, desto höher zwangsläufig der Anteil der Geimpften auf Intensiv. Falls das die Frage war.

    @ all:

    Die Bildzeitung ist in ihrem Element: https://m.bild.de/politik/inland/corona-experten-wussten-dass-die-regierung-luegt-und-schwiegen-669fb6cad2fbcb0f92d40f90?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

    Die Diskussion damals nachzuzeichnen, überfordert das Zentralblatt für gesundheitliche Aufklärung offensichtlich.

  11. #14 wereatheist
    23. Juli 2024

    Ich muss leider nitpicken:
    Statt le droit muss es la loi (c’est moi) heissen.

  12. #15 wereatheist
    23. Juli 2024

    Und (Schande auf mein Haupt) statt “heissen” hätte es “heißen” heißen müssen. Sorry.

  13. #16 Ingo Palme
    23. Juli 2024

    Na, da laufen sich die Sozialhygieniker und Kämpfer der Biökonomie aber wieder warm, um den Deckel drauf gehalten zu bekommen. Die Überzeugten, die meinten, einen Krieg gegen einen Virus gewinnen zu können, der Mitte März 20 von der sog. Friedensorganisation ausgerufen und dann mit mehr und mehr Übernahme von Militärs gefochten wurde.
    https://www.derstandard.at/story/2000132028004/rudolf-striedinger-general-im-krieg-gegen-das-coronavirus

    Immer schön brav und artig bleiben, damit der Paradigmenwechsel hin zu einer neuen zivil-militärisch orientienten Medizin weiterhin unthematisiert bleibt. Adieu Human-, Sozial-, Tier und Umweltmedizin.

    “Wir stehen für Global, Digital, One und Planetary Health! DIE Innovation des 21. Jahrhunderts. Eugenik und Kriegsbereitschaft inklusive. Ganz solidarisch arbeiten wir mit an dem von der NATO bereits 2016 gewünschten einem Kontrollsystems für die Mobilität von Menschenmassen”. Bürgerspflicht ist Bürgerspflicht!

    Wenn die oberste Hygiene-“Behörde” bei der Weltbank bestimmt: 90% ist das Ziel, dann schwirren die bezahlten Science-Lemminge schon aus und arbeiten artigst als Sozialingenieure, jegliche zivilisatorischen Errungenschaften nach 1945 ignorierend.

    Scheiß drauf braucht doch keiner (mehr), die EU, Deutschland, Grossbritanien, etc.) bereiten den großen Krieg bereits vor. Da ist Mensch dann sowieso nur Menschenmaterial und gehört dementsprechend darauf vorbereitet.

    Los, los, los, los, los: Baut Druck auf und diskriminiert, damit die von OECD und Worldbank gewünschte Rate erfüllt wird. Sagte der Verhaltenwissenschafter.

    Folget, folget der Wissenschaft! Folget den Disziplinierern des frühen 21. Jahrhunderts mit feinst ausgefeilten sog. “sozialen Impfungen” (social vaccines). Der heiße Sch… der sozialpsychologischen Wissenschaft.

    Schließlich ist der Mensch ein derart unrationaler Entscheidungsfinder, dass er von den Scientists einen Tritt in den Hintern braucht.

    Damit wird der Artikel 1 der allgemeinen Menschenrechte per Wissenschaft eliminiert. Aber was soll’s. Wir wissen, zweifelsfrei ist, was gut ist und was nicht, also sollen sich die Deppen schon daran halten oder anpassen.

    Hey, hoy, hey! Normative “Wissenschaft” ist seit 2015 wieder da und hat ab 2020 ihre wunderbaren Erfolge zu feiern. Wie im kalten Krieg oder in den 1920er Jahren ist sie erneut so “mutig” oder grenzüberschreitend mit sehr strukturierte Programmen zur Verhaltensänderung zu entwickeln, anzuwenden und in die Politik zu integrieren (“libertärer Paternalismus, “Verhaltenspolitik”).

    Ja, das sind Ordnungszusammenhänge zwischen Politik und Wissenschaft, die autoritären bis totalitären Regimen entsprechen. Genau das kann jedes autoritäre bis totalitäre Regime.

    Sie können richtig stolz auf sich sein, mit dabei gewesen zu sein, eine Errungenschaft der europäischen Demokratie abgerissen zu haben. Es gibt keinen Schutz mehr des einzelnen Körpers mehr vor den Zu- und Übergriffen durch den Staat.

    “Wir nudgen Euch, also schubsen, drängeln, zwängeln und zwingen Euch zur Spritze. Schrittweise hochskaliert. Schließlich ist dies sogar von Bioethik entwickelt worden. Folget, folget, Euren Tyrannen, diesen Szientokraten.

    https://www.blick.ch/politik/so-erhoehen-wir-laut-verhaltensoekonom-gerhard-fehr-50-die-impfquote-wir-ueberzeugen-nur-mit-diskriminierung-id16655369.html‘

    “Wir waren dabei und haben uns so gut dabei gefühlt”.

    Medizingeschichte kennen Sie jedenfalls nicht. Das zeigen Sie sehr klar.

    Genau solche szientokratischen Instrumente setzte sowohl der Nationalsozialismus, aber auch der Kommunismus ein, um die Menschen folgsam zu machen.

    Sie scheinen völlig nackt zu sein, was den aktuellen internationalen Stand der verhaltenswissenschaftlichen angewandten Forschung betrifft (Verhaltensökonomie/Verhaltenspolitik)

    Die Frage: Wie konnte es soweit kommen? ist für manch schon da und wird früher oder später auf jene, die in der Wohlbefindens-Blase weilen, zukommen.

    Die meisten wollen derzeit nichts davon wissen und damit in Ruhe gelassen worden. Das stört in der Tat das Wohlbefinden und die Gewissheit etwas Gutes zu tun.

    Seien Sie sich sicher, diese Frage wird auf Sie zukommen. Vielleicht tatsächlich erst nach dem vielleicht kommenden Krieg.

    Es bleibt fassungslos, dass Mitteleuropa aus dem letzten Jahrhundert nichts gelernt hat und schnurtracks sich erneut in die Erfahrung führen lässt, die vor 100 Jahren schon per Psychologie so beschrieben worden ist:

    „Wir haben’s getan, sie haben’s getan; das ist keiner, das ist ‚Es’.“

    https://wk1.staatsarchiv.at/

    “Wir” waren es ja nicht! wird einer Aufarbeitung ähnlich entgegenstehen, wie bei den staatlichen Übergriffen auf Menschen mittels Medizin, die im letzten Jahrhundert auf beiden ideologischen Seiten begangen worden sind.

    Die Kommunisten konnten das durchaus auch. Nicht nur die Nazi’s. Wenn auch die Naz’is in ihrer Tötungsindustrie unvergleichlich systematisch-barbarisch waren, um alle Schwachen, “Nicht-Normalen” und die Juden zu töten. Auf erstere also die Behinderten, die geistig schwach Entwickelten, die Schwulen, sie Szintis und Romas wird gerne vergessen.

    Ewig traurig, dass all die Aufarbeitungsarbeit der Nazi-Medizin von Gerhard Baader und all jenen, die zu seinem Kreis gehörten, völlig umsonst gewesen ist.
    Sie ist nicht mehr relevant. Sie war umsonst.

    Da sind jetzt wieder Sozialhygieniker, die verdammt ähnlich agieren und einem evo-devo-Denken folgen. Wie damals sind sie ohne Zweifel und ganz sicher für etwas Gutes einzustehen.

    Ein Nie-Wieder beginnt beim Verzicht, jemals wieder evo-devo Denken in der Politik zu etablieren.

    Die Büchse der Pandora wurde 2020 geöffnet.
    Büchsen der Pandora lassen sich nicht wieder verschließen.

    Es scheint, Europa ist bereit und willig, einen frappant ähnlichen Entwicklungsprozess wie vor 100 Jahren eingeschlagen und weiter gehen zu wollen.

    Angetrieben, frappant ähnlich wie vor 100 Jahren von der maltusianischen, eugenischen Bewegung:

    https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Der-Mythos-der-Ueberbevoelkerung,audio606216.html

    It’s the economy, stupid.
    Und Linke bzw. Progressive haben all dies “vergessen”.

  14. #17 Ingo Palme
    Wien
    23. Juli 2024

    Mein liebster Querdenker:
    Thomas Starlinger, Adjudant von Bundesminister van der Bellen https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5159334/Thomas-Starlinger_Querdenker-wird-Van-der-Bellens-Adjutant

    Mein zweitliebster Querdenker:
    Gunter Dueck, the Duck, ehemals IBM und qualitfied speaker
    https://utopiensammlerin.com/2019/02/22/interview-mit-gunter-dueck/

  15. #18 Joseph Kuhn
    23. Juli 2024

    @ Ingo Palme:

    San wir wo ang’rennt?

    Ihre Textwand lasse ich als paralogisches Kunstwerk mal so stehen. Nur ein kleines Lernzuckerl: Sozialhygiene und Rassenhygiene sind zwei Paar Stiefel. Gerhard Baader habe ich übrigens noch persönlich erlebt, manche seiner früheren Mitarbeiter kenne ich.

  16. #19 FinisFeinstes
    24. Juli 2024

    Ingo Palme hat erfolgreich Word am Thermomix installiert und seine Lieblings-Telegramkanäle auf Stufe Vernichtung bearbeitet und hier als Strudel ausgeworfen…man möcht’ sich als Mit-Österreicher fast ein bisserl genieren und sich in die Bandscheiben beißen…

  17. #20 Ingo Palme
    24. Juli 2024

    XXX

    [Edit: Dieser und ein weiterer Kommentar gelöscht. Bitte zum Thema oder gar nicht. Es gibt sicher Foren im Internet, wo Ihre Gedanken besser hinpassen. Danke. JK]

  18. #21 Ulf Martin
    24. Juli 2024

    Soso. Da kommentiert einer die RKI-Protokolle ohne sie gelesen zu haben. Und die Journalistin, die 2020 ganze 2 Artikel im «Demokratischen Widerstand» veröffentlicht hat, soll dort Redaktionsmitglied sein.

    Artur Aschmoneit hat in über 100 Blogbeiträgen auf kodoroc.de die RKI-Protokolle kommentiert, dass war vor der jetzigen völlig ungeschwärzten Version. Sein Fazit:

    «Ich würde sagen, es handelt sich ausschließlich um belastendes Material. Niemand hat diese Protokolle zur Hand genommen, um daraus etwas abzuleiten oder weiterzuentwickeln. Andere Krisenstäbe konnten das durchaus, Protokolle wurden bestätigt oder korrigiert in den Folgesitzungen. Sie bezogen sich meist auch aufeinander.

    Anfangs wirkt dieser Krisenstab wie ein aufgescheuchter Hühnerstall, der Aktionismus generierte. Man meinte anscheinend, gar keine Zeit zu haben, sich mit Papierkram zu beschäftigen. In dem Maße, wie klar wurde, es spielte überhaupt keine Rolle, was die einzelnen Ressorts und das Gremium insgesamt für empfehlenswert hielten, weil sowohl Jens Spahn als auch Lother Wieler ihre eigene Agenda umsetzten, ging man in den deutschen Beamtenmodus über. Man lieferte seine Daten ab, wandte hin und wieder etwas ein und ließ ansonsten Wieler und Schaade schalten und walten. Dazu, daß dies möglich war, hat sicher auch das unbegründbare Medium der Videokonferenz beigetragen, das Diskussionen wirkungsvoll verhindern konnte.

    Das ist mein bisheriger Stand nach ausführlichem Lesen der teilentschwärzten Protokolle bis Ende 2021.»

    • #22 Joseph Kuhn
      24. Juli 2024

      @ Ulf Martin:

      “Da kommentiert einer die RKI-Protokolle ohne sie gelesen zu haben.”

      Vielleicht haben Sie es bei Ihrer etwas selektiven Lektüre nicht bemerkt, aber ich kommentiere nicht die Protokolle, sondern den Leak und dessen Legitimation. Zwar hängt beides zusammen, daher endet mein Blogbeitrag auch offen mit Fragen. Ob der Leak legitim war, noch dazu mit ungeschwärzten Namen einfacher RKI-Mitarbeiter:innen, sollte das nicht zunächst einmal Frau Velázquez begründen, wenn sie den Anspruch hat, eine seriöse Journalistin zu sein und nicht nur ein Querdenkertratschmaul?

      “Und die Journalistin, die 2020 ganze 2 Artikel im «Demokratischen Widerstand» veröffentlicht hat, soll dort Redaktionsmitglied sein.”

      So heißt es, z.B. hier: https://www.manova.news/autoren/aya-velazquez. Wenn das nicht stimmt, korrigiere ich das gerne oben im Blogbeitrag und schreibe statt “Redaktionsmitglied” dann “Autorin”.

  19. #23 Joseph Kuhn
    24. Juli 2024

    Kubicki und die Protokolle

    Wolfgang Kubicki irrlichtert auf X beim Thema Schwärzungen:

    “Als „Dritter“, dessen Name in den Protokollen auftaucht, kann ich sagen, dass ich keine Anfrage hinsichtlich einer ungeschwärzten Veröffentlichung bekommen habe. Ich darf daher meinen Zweifel an dem Willen zur zügigen und umfassenden Veröffentlichung anmelden. WK”

    Dazu hängt er noch einen Scan einer fachlichen Anfrage von ihm zur Immunisierungsquote der Bevölkerung an.

    Mag sein, dass er, eitel wie er ist, geschaut hat, ob er vorkommt, als gefühlt wie auch objektiv bedeutsame Person. Aber wenn es um das Schwärzen von Namen geht, zumal bei einer so harmlosen Frage, ist genau die Tatsache, dass er eine Person des öffentlichen Lebens ist, ein Grund, dass sein Name nicht geschwärzt werden muss. Vielleicht ist es ihm peinlich, dass er die Immunisierungsquote der Bevölkerung nicht kannte, aber damit muss er leben.

    Weniger schön ist, dass die ungeschwärzten Namen einfacher Sachbearbeiter:innen des RKI jetzt in Querdenkerforen kursieren und manchmal sogar zu ihnen recherchiert wird. Sie haben ein Recht darauf, dass ihre Namen nicht öffentlich breitgetreten werden.

    Eine gute Journalistin hätte das auch in den geleakten Dokumenten sichergestellt. Aber ihr Motiv dürfte zu einem guten Teil gerade die Bedienung des “Wer-war-dabei-Voyeurismus” der Querdenkerszene gewesen sein. Relevante Überlegungen dazu, was sich aus den Protokollen für die Aufarbeitung der Coronapolitik ableiten lässt, was daraus z.B. für das geplante BIPAM folgen sollte, oder eine Reform des IfSG, gibt es bei den Querdenkern dagegen nicht.

  20. #24 Ulf Martin
    24. Juli 2024

    Joseph Kuhn: «Relevante Überlegungen dazu, was sich aus den Protokollen für die Aufarbeitung der Coronapolitik ableiten lässt, was daraus z.B. für das geplante BIPAM folgen sollte, oder eine Reform des IfSG, gibt es bei den Querdenkern dagegen nicht.»

    Selbstverständlich gibt es die. Zum Bsp. ganz frisch von Thomas Maul («Corona-Ticker (18): Drostens schwere Schuld», Achgut):

    «Das Entscheidende ist die erdrückende Evidenz, die gerichtsfest beweisbare Tatsachenfeststellung […], dass es sich bei der „Corona-Pandemie“ um eine wissentlich herbeigeführte Pseudo- beziehungsweise Labor- oder Testpandemie handelte. Das akzeptiert, besteht die einzige wirkungsvolle Maßnahme gegen die „Pandemie“ von Vornherein darin, das Testen einzustellen. Umgekehrt ist es kategorisch ausgeschlossen, dass politische Maßnahmen […] auch nur irgendeinen positiven Effekt auf den Verlauf einer Testpandemie überhaupt haben könnten.»

    Dass es sich um eine Testseuche gehandelt hat, kann man in den RKI-Protokollen nachlesen. Etwa wenn Ende März festgestellt wird, dass sich die Fallzahl von einer Woche auf die nächste verdreifacht hat – weil die Zahl der Tests verdreifacht wurde. Nachweisbar war das Phänomen allerdings schon 2020 ohne Kenntnis der Protokolle. Der Begriff «Scheinepidemie bzw. Pseudoepidemie» wird vom RKI selber so definiert («Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie: Fachwörter – Definitionen – Interpretationen»): «Stärkere Erfassung von Erkrankungsfällen im Vergleich zu vorherigen Perioden ohne Ablauf eines epidemischen Prozesses (z.B. durch eine erhöhte diagnostische Aktivität oder das häufigere Manifestwerden von Infektionen durch Resitzenzminderung in der Population, sodass eine Epidemie vorgetäuscht wird).»

    Weiter Maul: «Da die medizinischen und nicht-medizinischen Maßnahmen gegen eine Testpandemie wissentlich unbegründet (anlasslos) waren und kategorisch gar keinen Nutzen haben konnten, musste die Risiko-Nutzen-Bilanz jeder Maßnahme negativ ausfallen. Sämtliche Maßnahmen waren damit unverhältnismäßig und daher rechtswidrig. Der Schaden, den diese der Bevölkerung, zahllosen einzelnen Individuen, der Volkswirtschaft und dem Rechtsstaat zugefügt haben, ist monströs. Aufarbeitung beginnt erst, wenn die (Haupt-) Täter sich vor Straf- und Zivilgerichten verantworten müssen. „Ich will Handschellen klicken hören“, sagt Peter Hahne – und tatsächlich ist alles darunter ein schlechter Witz, kann der Rechtsstaat bis dahin als heillos erodiert gelten.»

    Ich finde, dass das schon eine «relvante Überlegung» ist.

    • #25 Joseph Kuhn
      24. Juli 2024

      @ Ulf Martin:

      “Sämtliche Maßnahmen waren damit unverhältnismäßig und daher rechtswidrig.”

      Das ist in der Sache falsch, wie viele Gerichtsurteile zur Rechtmäßigkeit von Maßnahmen belegen. Manches war nicht verhältnismäßig, das haben die Gerichte entsprechend gerügt. Aber solche Feinheiten interessieren Leute wie Sie ja nicht.

      “Ich will Handschellen klicken hören”

      Das sind keine Schlussfolgerungen für das BIPAM, sondern die bekannten Querdenker-Sprüche – ein aggressiv nach außen gewendeter Verfolgungswahn, im Extrem nicht anders als bei Heinrich dem Viertelvorzwölften und seinen querdenkenden Anhängseln. Das passt zu einem Hetzportal wie Achgut, hierher nicht. Weitere derartige Kommentare von Ihnen schalte ich daher nicht mehr frei.

  21. #26 Joseph Kuhn
    24. Juli 2024

    Stimmen aus dem Sommerloch

    Auch in Niedersachsen gibt es freie Wähler. Von denen hört man normalerweise nicht viel, weil sie nicht im Landtag sind. Bei der Landtagswahl 2022 haben sie 0,8 % der Zweitstimmen erreicht.

    Aber jetzt nutzen sie das Sommerloch und die RKI-Protokolle, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich helfe ihnen dabei gerne mit einem Kommentar.

    Detlev Krüger, stellvertretender Landesvorsitzender der Partei, fordert einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Bundestag:

    “Die geleakten Protokolle des Robert Koch-Instituts (RKI) offenbaren für mich ein Skandal erster Klasse und werfen ein düsteres Licht auf das Pandemie-Management in Deutschland.”

    Ob er sie wirklich so schnell lesen und bewerten konnte? Und ob er bedacht hat, dass seine Partei in Bayern mitregiert – und auch während der Coronakrise mitregiert hat?

    “Diese Dokumente haben offenbart, dass einige Entscheidungen des RKI möglicherweise nicht ausschließlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auch auf politischen Anweisungen basierten.”

    Das BMG hat die Fachaufsicht über das RKI. Das RKI ist in seiner wissenschaftlichen Arbeit frei, aber nicht bei Maßnahme-Empfehlungen. Da ist das RKI keine Ausnahme gegenüber anderen Ressortforschungseinrichtungen. Aber das ist durchaus ein interessanter Punkt, aus dem man etwas hätte machen können. In der Koalitionsvereinbarung der Ampel steht: “Das RKI soll in seiner wissenschaftlichen Arbeit weisungsungebunden sein”. Ob man darüber hinaus fordern sollte, dass das auch die Empfehlung von Maßnahmen einschließt? Oder soll künftig das BIPAM als dezidiert politiknahe Behörde die Maßnahme-Empfehlungen übernehmen? Herr Krüger, schon mal vom BIPAM gehört?

    Dann wird es etwas widersprüchlich:

    “Die Enthüllungen (…) zeigen, dass eine vollständige und objektive Aufklärung nur durch unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen und nicht durch politisch besetzte Gremien (…) gewährleistet werden kann.”

    Aber:

    “Eine im Sinne unserer Demokratie dringend erforderliche vollständige Aufklärung kann nur in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss im Deutschen Bundestag erfolgen”

    Und natürlich, Armageddon ist nah:

    “Die Veröffentlichungen können zu einer ernsten und umfassenden Verfassungskrise führen”

    Ich fürchte, diese Pressemitteilung der Freien Wähler in Niedersachsen wird sofort wieder im Sommerloch verschwinden. Da hätte mindestens noch ein Hinweis auf geheime Pläne des RKI zur Freisetzung von Krokodilen in Badeseen reingemusst.

  22. #27 Adent
    24. Juli 2024

    Wenn ich so einen Müll schon lese, “Corona war nur eine Testpandemie” wird mir übel ob der Ignoranz des Schreibenden gegenüber den Millionen Toten (weltweit) und den noch zahlreicheren an Spätfolgen leidenden.
    All diese Schandmaule sind zynische Menschen denen offensichtlich das Schicksal anderer vollkommen egal ist, Hauptsache sie haben Recht.
    Das bei der Reaktion auf Corona vieles nicht gut gelaufen ist (im großen und Ganzen auf Grund der politischen Interventionen derer die jetzt zum großen Teil in der Opposition sitzen und das Maul aufreißen) bestreitet keiner, aber dieses Querdenkergewäsch brauche ich wirklich nicht mehr lesen, immer gleich und immer dumm, das sind ziemlich oft die gleichen Leute die auch Trump und Putin toll finden und sich in ihrer Blase suhlen.

  23. #28 Adent
    24. Juli 2024

    @Joseph
    Man bekommt langsam den Eindruck die sogenannten freien Wähler sind vor allem eines, frei von jeglicher Intelligenz 🙂 Vielleicht sollten sie sich umbenenemm in volle Wähler, das würde zu ihrem Auftritt (voller Vorurteile) noch besser passen.

  24. #29 Staphylococcus rex
    24. Juli 2024

    Nur einmal angenommen, wir vergleichen die o.g. RKI-Files mit WikiLeaks, dann werden wir Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutsame Unterschiede finden.

    Erst einmal, es handelt sich um Aktivisten, die von ihrer Sache überzeugt sind und die bereit sind, sich über geltende Gesetze hinwegzusetzen. Aufgrund der Regelverstöße müssen sich diese Aktivisten mit dem juristischen Apparat auseinandersetzen.

    Im Fall von Julian Assange ist die Rechtfertigung die Aufdeckung von Kriegsverbrechen, der Vorwurf gegen ihn der Geheimnisverrat und die Gefährdung von Mitarbeitern/Informanten. In meiner persönlichen Wahrnehmung wiegt das öffentliche Interesse an der Aufdeckung von Kriegsverbrechen deutlich schwerer als das Interesse eines Staatapparates an der Vertuschung unangenehmer Ereignisse. Die Gefährdung von Mitarbeitern/Informanten ist dagegen ein unabhängiger Vorwurf, der wenn er sich bestätigt, auch berechtigte juristische Konsequenzen nach sich zieht. Auch wenn ich nicht jedes Detail im Kopf habe, würde ich in Bezug auf WikiLeaks sagen, Julian Assange hat für sein Engagement bei der Aufklärung von real existierenden Kriegsverbrechen einen sehr hohen persönlichen Preis bezahlt. Er hat Regeln gebrochen und Grenzen überschritten, dies rechtfertigt aber nicht die jahrelange Behandlung als Schwerverbrecher.

    Bei den RKI-Files sehe ich im Gegensatz dazu nicht wirklich einen Erkenntnisgewinn für die Allgemeinheit, wohl aber gesicherte Verletzungen von Dienstpflichten. Auch wenn die jeweiligen Gewichte auf den Waagschalen der Justiz im Vergleich zu WikiLeaks deutlich leichter sind, sollte jedem klar sein, wohin sich dies Waage neigen wird, wenn auf der einen Seite eine klarer Regelverstoß steht und auf der anderen Seite nur viel heiße Luft. Politischer Aktivismus sollte schon mit Sachkompetenz kombiniert werden. Was einige Querdenker hier in früheren Beiträgen von sich gegeben haben, sind Glaubensbekenntnisse aus einem Paralleluniversum, aber keine wissenschaftlichen Tatsachen. Ein gefühlter Skandal ist keine Rechtfertigung für Regelverstöße und für die Anwendung des Hinweisgeberschutzgesetzes.

    • #30 Joseph Kuhn
      24. Juli 2024

      @ Staphylococcus rex:

      Guter Vergleich.

  25. #31 RPGNo1
    24. Juli 2024

    @Ulf Martin

    Wer “Die Achse des Guten” zitiert (wie Sie) oder NachDenkSeiten zum Lesen empfiehlt (wie Aya Velázquez) hat sich schon von vorneherein aus einer seriösen Diskussion verabschiedet.

  26. #32 RPGNo1
    24. Juli 2024

    @Joseph Kuhn

    Mir scheint, deine Artikel kommt in der Leerdenkerszene nicht gut an (wie sollte es auch anders sein) und wird deswegen in einschlägigen SM-Kanälen verbreitet und “beworben”. Ich bin gespannt, wie viele von der Empöritis befallene “Experten” hier noch aufschlagen werden.

    • #33 Joseph Kuhn
      24. Juli 2024

      @ RPGNo1:

      “Mir scheint, deine Artikel kommt in der Leerdenkerszene nicht gut an”

      Sie tun sich vielleicht auch schwer damit, dass der Blogbeitrag nicht in ihr einfaches Mein-Schäufelchen-dein-Schäufelchen-Streitschema passt.

      “Ich bin gespannt, wie viele von der Empöritis befallene “Experten” hier noch aufschlagen werden.”

      Ich bin gespannt, ob wenigstens einer mal eine vernünftige Idee mitbringt, was aus den Protokollen an Konsequenzen für eine bessere Politik abzuleiten wäre, statt nur die ganzen ollen Kamellen von der erfundenen Pandemie und der nutzlosen Impfung wieder aufzukochen und irgendwelche Leute einsperren zu wollen.

      Aber das geht vermutlich aus logischen Gründen nicht, weil so einer nicht mehr als einer von ihnen zu identifizeren wäre. Da müsste ja, analog zum Fall Natalie Grams, jemand wie Wolfgang Wodarg kommen und sagen, ich habe mich vielleicht doch etwas verrannt, aber jetzt lasst uns mal nachdenken, wie man es künftig besser machen kann, in der Politik, in den Behörden, in der Wissenschaft, in den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und auch bei uns “Querdenkern”.

  27. #34 Staphylococcus rex
    24. Juli 2024

    Wenn man viel Zeit hat, kann man z.B. alte Beiträge aus der Frühphase der Pandemie lesen und unter dem Blickwinkel des heutigen Wissens betrachten:
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/108986/Notfallmediziner-hinterfragen-ambulantes-Management-bei-milden-2019-nCoV-Infektionen
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/109147/2019-nCoV-Doch-keine-Uebertragung-durch-asymptomatische-Infizierte-in-Bayern

    So gab es bereits Ende Januar/Anfang Februar 2020 im Ärzteblatt eine Reihe von Artikeln. Man kann z.B. die Frage stellen, was unterscheidet Sars-CoV1 von Sars-CoV2, warum war die eine Epidemie schnell zu ende und warum wurde das andere Virus zum Auslöser einer weltweiten Pandemie? Die Antwort findet sich bereits in den frühen Beiträgen, wenn praktisch alle Überträger frühzeitig symptomatisch werden, dann ist eine Eindämmung mit einfachen Mitteln möglich. Wenn der Anteil asympomatischer Überträger einen kritischen Wert überschreitet, dann bleibt der R0-Wert dauerhaft über 1 und wenn diese asymptomatischen Überträger sich auf mehrere Länder mit unterschiedlichen politischen Zuständigkeiten verteilt haben, dann ist die Pandemie vorprogrammiert. Für mich persönlich war am 24.02.2020 der Kontrollverlust offensichtlich und damit klar, dass uns eine Pandemie bevorsteht:
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/109618/Rapider-Anstieg-von-Covid-19-Erkrankungen-in-Italien

    Die “RKI-Files” sollte man immer im Kontext der zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Informationen lesen. Ob einzelne Namen dabei geschwärzt sind, spielt für mich eher eine untergeordnete Rolle.

  28. #35 naja
    24. Juli 2024

    @ Joseph Kuhn
    Ich hatte mich verlesen und bin statt von unterschiedlichem Risiko Geimpfter und Genesener von unterschiedlichem Risiko Geimpfter und Ungeimpfter ausgegangen. Und war dann schon verwundert.

    Ansonsten: Ich frage mich, warum jetzt die Namen irgendwelcher RKI-Sachbearbeiter, die kein politisches Mandat haben, nachzulesen sind, während der Name der oder des Whistleblowerin oder -blowers geheim zu bleiben scheint. Wenn es wichtig ist, dass wir alle Namen erfahren, im äh Geiste der Verbundenheit als Bürger untereinander, dann doch auch den Namen. Alles andere wäre politische Bevormundung und Totalitarismus usw.

  29. #36 mischi
    24. Juli 2024

    @naja: Um die Antwort der Leerdenkerszene (danke für den Begriff, RPGNo1) ohne seitenlanges Geschwurbel, Pfostenverschieben und Scheinargumente vorwegzunehmen: Ja, aber nein.

    Ich habe auch schon eine Idee, was die Szene machen könnte, falls sie wider Erwarten doch nichts Passendes finden sollte: Der Leak war nämlich alles nur eine geplante Psy-Op der Bundesregierung in Verbindung mit hier beliebige Entitäten einfügen, damit die Leerdenker ruhiggestellt werden. In Wirklichkeit wurde nämlich letzte Woche die Aktion Crowdstrike durchgeführt, um im Chaos sämtliche noch existierende Kopien durch harmlose Varianten zu ersetzen.

    Wer Alufolie hat, kann sie gerne aufsetzen.

  30. #37 Joseph Kuhn
    24. Juli 2024

    “Aya Velázquez”

    nd schreibt, “Aya Velázquez” sei ein Pseudonym. Sie wird ihre Gründe haben, nicht mit Klarnamen aufzutreten. Schade, dass sie nicht mehr Verständnis dafür aufgebracht hat, dass auch RKI-Sachbearbeiter:innen ein Recht darauf haben, dass ihre Namen nicht in aggressiven Querdenkerforen auftauchen. Aber sie hat vielleicht aus dem in diesen Kreisen üblichen Opfer-Selbstverständnis heraus eine einseitige Sicht auf den Schutz der Privatsphäre. Oder ihr geht schlicht journalistische Professionalität ab: “Jeder kann sich Journalist nennen – ohne spezielle Voraussetzungen oder einen bestimmten Ausbildungsweg, da die Berufsbezeichnung vom Gesetzgeber nicht geschützt wurde.” (Wikipedia)

    ————-
    Nachtrag 25.7.2024

    Die ZEIT schreibt heute zur Person Aya Velázquez:

    “Man muss eines wissen: Aya Velázquez hat etwa einen Film über den 29. August 2020 gemacht, als bei einer Demonstration von Rechtsextremen, Querdenkern und Reichsbürgern gegen die Coronamaßnahmen etwa 400 Menschen den Reichstag stürmten. Laut Velázquez sollen “Verfassungsschutz, Berliner Behörden und Medien den ‘Angriff auf die Demokratie’ inszeniert” haben. Eine klassische Verschwörungstheorie. Velázquez heißt wohl auch anders: Magdalena Jany – Aya Velázquez ist nur ihr Künstlername. Und sie wurde vom Verfassungsschutz beobachtet, wie sie selbst auf X schreibt.”

  31. #38 RPGNo1
    25. Juli 2024

    Der Spiegel nimmt eine sachliche Einschätzung der erneut aufgeflammten Diskussion um die RKI-Protokolle vor, insbesondere zu Schlagwort “Pandemie der Ungeimpften”

    Eine freie Journalistin hat Protokolle des Krisenstabs am Robert Koch-Institut ungeschwärzt veröffentlicht. Besonders eine Aussage zum Beitrag Ungeimpfter zur Virusausbreitung polarisiert. Was steckt dahinter?

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/corona-protokolle-worum-geht-es-in-der-diskussion-ueber-die-pandemie-der-ungeimpften-a-95c409ca-db9a-4dd9-b4f3-d1f431c2b300

    Der Faktenfinder der Tagesschau beschäftigt sich mit dem gleichen Thema.

    Neue Aufregung um RKI-Protokolle

    Erneut wurden ungeschwärzte Protokolle des RKI während der Corona-Pandemie veröffentlicht. Vor allem eine Einschätzung zur Aussage über die Pandemie der Ungeimpften wird hitzig diskutiert.

    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/rki-protokolle-100.html

    [Edit: Aus Urheberrechts- und Datenschutzgründen den archive.is-Link durch den Original Spiegel-Link ersetzt, JK]

  32. #39 Boris Büche
    Berlin
    25. Juli 2024

    @Joseph Kuhn:
    ” Sie wird ihre Gründe haben, nicht mit Klarnamen aufzutreten.”

    ND nennt den Grund im Artikel:
    “Aya Velázquez ist das Pseudonym einer früheren Sexarbeiterin, deren Klarnamen der »Tagesspiegel« enthüllt hat.”

    Fast alle öffentlich in Erscheinung tretenden
    Sexarbeiter*innen nutzen ihr berufliches Pseudonym, weltweit.

    • #40 Joseph Kuhn
      25. Juli 2024

      @ Boris Büche:

      Das meinte ich. Deswegen sollte sie eigentlich genügend Sensibilität für das Thema haben.

      Man wird vermutlich nie erfahren, ob es eine bewusste Entscheidung war gegen Hanns Joachim Friedrichs Ratschlag “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache” und für den Prangeraktivismus der Querdenker “Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen”.

  33. #41 RPGNo1
    25. Juli 2024

    @Joseph Kuhn

    [Edit: Aus Urheberrechts- und Datenschutzgründen den archive.is-Link durch den Original Spiegel-Link ersetzt, JK]

    Interessehalber: Ich habe auf SB und in anderen Blogs und Foren auch regelmäßig Archivlinks verlinkt, ohne das es Reaktionen hervorgerufen bzw. Anpassungen hervorgerufen hätte. Was ist in diesem Fall anders?

    • #42 Joseph Kuhn
      25. Juli 2024

      @ RPGNo1:

      Mir geht es in erster Linie um das Abmahnrisiko, vielleicht bin ich da zu übervorsichtig. Falls die direkte Verlinkung abmahnsicher sein sollte, lass ich sie künftig gerne stehen. Aber für die Leser:innen sind es ja auch so nur ein paar Klicks mehr.

  34. #43 RPGno1
    25. Juli 2024

    @Joseph Kuhn

    Alles klar, danke. Das merke ich mir.

  35. #44 Joseph Kuhn
    25. Juli 2024

    Leichtgläubigkeit und Wissensdefizite?

    Die Augsburger Allgemeine kommentiert den Leak heute ebenfalls. Dabei zitiert sie auch den Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Schweiger, demzufolge das Gefallen an der Skandalisierung der Protokolle “leicht zu erklären” sei. Man glaube gerne, was ins eigene Weltbild passt – das stimmt sicher, und hinzu kämen “eine gewisse Leichtgläubigkeit” bei Konsumenten von alternativen Medien Wissensdefizite: “Wer gut informiert ist, kann besser einordnen, ob Informationen plausibel sind“.

    Auch nicht ganz verkehrt, aber wie weit trägt das? Sind die Querdenker nur “leichtgläubig”? Oder leichtgläubig, eben da, wo es ins eigene Weltbild passt, und ansonsten doch eher notorisch misstrauisch? Letzteres ist vermutlich sogar oft die Wurzel ihrer Glaubenssysteme. Und gut informiert sind viele durchaus auch, Leuten wie Kuhbandner oder Sönnichsen kann man kaum unterstellen, dass sie zu dumm sind, um Informationen einzuordnen, aber sie können ihr “motivated reasoning” nicht überwinden, bleiben in ihrem misstrauischen Weltbild gefangen.

    Das ist z.B. bei vielen Homöopathen nicht anders. Sie glauben alles, was ihre Gurus sagen, vor dem Hintergrund eines tiefen Misstrauens gegenüber der sogenannten “Schulmedizin”. Das kritische Kind wird mit dem Bade ausgeschüttet.

  36. #45 Richard
    25. Juli 2024

    Die Berliner Zeitung und die Journalistin Frau Schneeberger sind hier schon mehrfach und sicher zu Recht kritisch erwähnt worden. Dennoch kann man m.E. folgenden Artikel lesen und darüber nachdenken, ob es sich gänzlich um “sensationsheischendes Geschreibsel mit wenig Hand und Fuß” (siehe #5) handelt:
    https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/neue-rki-files-was-ist-los-mit-den-deutschen-leitmedien-li.2238274

  37. #46 RPGNo1
    25. Juli 2024

    @Richard

    Mein Kommentar bleibt bestehen. Frau Scheebergers Reaktion besteht aus Anschuldigungen gegenüber anderen Personen und Medien, Geraune, selektiven Zitaten, Halbwahrheiten und ganz viel persönlicher Betroffenheit, Beleidigtsein und Enttäuschung, das andere Medien ihre und Ayas “Investigativleistung” nicht gebührend anerkennen und die Wahrheit (TM) erkennen.

  38. #47 Joseph Kuhn
    25. Juli 2024

    @ Richard:

    In dem Fall kann ich RPGNo1 nur beipflichten. Der Artikel in der Berliner Zeitung ist interessant konstruiert. Da wird z.B. der Vorwurf erhoben, die Leitmedien würden sich nicht für die Protokolle interessieren:

    “Doch was tun große Teile der Presse, deren ureigenste Aufgabe es nun wäre, sich die Protokolle genauer anzuschauen?”

    Genauer anschauen wird aber gleich darauf zum Versäumnis erklärt:

    “Erst am Abend berichteten die ersten Medien und auch die dpa zögerlich”

    Und natürlich berichten sie dann auch noch falsch:

    “Erst am Abend berichteten die ersten Medien und auch die dpa zögerlich – und merkwürdig verdreht: Anstatt erst mal die Neuigkeiten zu verkünden, lauteten die ersten Meldungen, so auch beim ZDF: Das RKI sei empört über die Leaks. Damit wurde schon mal gegen die erste journalistische Grundregel verstoßen, zuallererst die Fakten zu benennen: nämlich dass es überhaupt solche Leaks gegeben hat, von wem sie stammen und was darin zu finden ist.”

    Jetzt kann man fragen: Hat sich die Berliner Zeitung die Protokolle wirklich “genauer angesehen”, oder nur die Stellen wiedergegeben, die bereits in den Querdenker-Foren präsentiert wurden? Hat die Berliner Zeitung die “journalistische Grundregel” beachtet und die Fakten berichtet, z.B. dass es heikel ist, einfach alle Namen ungeschwärzt zu lassen, wer Frau Velázquez ist oder mit wem sie die Pressekonferenz ausgerichtet hat?

    Immerhin macht die Autorin aus ihrer Meinung kein Geheimnis: Sie war seit langem überzeugt, “dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann.”

    Am Ende werden dann “konservative” Medien noch ein bisschen gelobt, sie würden jetzt wieder kritischer berichten, was aber nichts daran ändere, dass “gerade die großen Medien und der ÖRR” versagen würden. Woraus man schließen darf, dass ihre Kritik eigentlich den liberalen Medien SZ, FAZ oder SPIEGEL gilt, denn große linke Medien gibt es nicht.

    Wie oben schon mal zitiert: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.” Und ob der Leak eine “gute Sache” war, wäre noch zu belegen, indem man sich die Protokolle “genauer anschaut”, d.h. nicht nur mit der Absicht, die eigene Meinung zu untermauern.

    Von mir aus kann man gerne “Schuldige” in den Papieren suchen, und wenn sich etwas Justiziables findet, umso besser, aber eigentlich warte ich nach wie vor darauf, dass irgendein forscher “Aufklärer” endlich einmal Vorschläge macht, was aus alldem nun für das geplante BIPAM folgt, oder für die Absichtserklärung im Koalitionsvertrag, das RKI solle in seiner wissenschaftlichen Arbeit weisungsunabhängig arbeiten, oder wie wissenschaftliche Politikberatung insgesamt zu reformieren sei usw. usw. Ich fürchte, darauf werde ich noch lange warten müssen.

  39. #48 Joseph Kuhn
    25. Juli 2024

    Andere Perspektiven

    Der Soziologe Oliver Nachtwey bringt auf X mal eine andere Perspektive ein:

    “Für Verschwörungstheoretiker war es besser, als die #rki Files geschwärzt waren. Man konnte behaupten, dass da mehr dahinterstecke. Die umgeschwärzte Veröffentlichung ist jetzt verschwörungsgeschäftsschädigend, da keine Verschwörung, sondern “nur” pol. Durcheinander/Inkompetenz.”

    P.S.: mit der anderen Perspektive meine ich nicht das “umgeschwärzt” 😉

    Andere Versionen

    Jetzt gibt es auch noch Berichte darüber, dass es bei den älteren, im Frühjahr vom RKI freigegebenen, Protokollen Differenzen zur jetzt geleakten Version gebe. Vielleicht ist das, in den Worten Oliver Nachtweys, verschwörungsgeschäftsfördernd.

    Nachtrag 27.7.2024: Was es damit auf sich hat, hat Frau Velázquez inzwischen auf X erläutert.

    Anderes Thema

    Die Coronainfektionen steigen wieder. Nicht etwa, um das gleich abzuräumen, weil womöglich mehr getestet wird, sondern sie steigen auf der Basis des Abwassermonitorings und sie steigen sogar wieder (auf niedrigem Niveau) auf den Intensivstationen.

  40. #49 RPGNo1
    25. Juli 2024

    Die Coronainfektionen steigen wieder.

    Ja, das merkt man auch an den Krankenständen. Ich weiß von zahlreichen Kollegen, die in den letzten Wochen aufgrund mehr oder weniger heftiger Erkältungssymptome vorsichtshalber im Homeoffice gearbeitet haben oder sich krank schreiben lassen mussten.

    Daher nochmal ein Dankeschön! an die BioNTech, Moderna und die auch die anderen Hersteller, dass sie uns in 2021 mit wirksamen Impfstoffen versorgt haben und dass im August auch ein neues angepasstes Vakzin auf den Markt kommt. 😀

    https://www.zeit.de/news/2024-07/24/angepasster-corona-impfstoff-kommt-im-august

  41. #50 rolak
    25. Juli 2024

    von zahlreichen Kollegen

    Bei uns war binnen der letzten zwei Monate pro Woche eine halbe Person positiv getestet worden…

  42. #51 Dilly Bobson
    25. Juli 2024

    Und wieviele negativ?

    • #52 Joseph Kuhn
      25. Juli 2024

      @ Dilly Bobson:

      Muss die Frage nicht lauten, ob die andere halbe Person negativ getestet wurde? Woraus sich Anschlussfragen ergeben: Wurden linke und rechte Hälften gleich häufig positiv oder negativ getestet, und wurde horizontal oder vertikal halbiert?

      • #53 rolak
        26. Juli 2024

        Vertikal – ist doch eine Längsschnitt’Studie’.

    • #54 rolak
      26. Juli 2024

      Selbstverständlich sämtliche anderen wg entsprechender Symptomatik prophylaktisch Getesteten, DillyBoy. Genau wie in den 18 Monaten davor – nur war in der Zeit kein einziger SarsCov-positiv.

      Reicht das oder müssen wir bei 1+1=2 anfangen?

  43. #55 RPGNo1
    25. Juli 2024

    Noch mehr Nachklang zu Corona

    In der Frühphase der Coronapandemie durften Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern nicht öffnen. Schon damals regte sich Widerstand bei einigen Geschäftsinhabern. Doch schon in den gerichtlichen Vorinstanzen waren sie damals gescheitert. Nun hat auch das Bundesverwaltungsgericht die Ladenschließungen für rechtmäßig erklärt.

    https://www.tagesschau.de/inland/regional/sachsen/mdr-urteil-geschaeftsschliessungen-in-corona-pandemie-sind-rechtsmaessig-100.html

    • #56 Joseph Kuhn
      25. Juli 2024

      @ RPGNo1:

      Wobei vor den verordneten und z.T. gerichtlich überprüften Schließungen die freiwilligen Schließungen kamen. Meldung der Tagesschau vom 17.3.2020:

      “Volkswagen schließt wegen der Ausbreitung des Coronavirus für voraussichtlich zwei bis drei Wochen einen Großteil seiner Werke in Europa. (…) Andere Autohersteller und -Zulieferer setzten ihre Produktion bereits aus. Bei Fiat sind fast alle Werke betroffen. Peugeot stoppte die Produktion europaweit. Ferrari schloss zunächst beide Werke. Ford schickte seine Mitarbeiter in Saarlouis für zwei Wochen nach Hause.”

      Man hat so viel vergessen. Moritz Schularick, heute Präsident des gewiss nicht linken Instituts für Weltwirtschaft in Kiel beklagte ein gutes Jahr später das zögerliche Handeln des Staats in der Coronakrise:

      “Und wir hatten Glück, dass wir den Virologen Christian Drosten hatten, der uns wahrscheinlich im Alleingang zwei, drei Wochen gespart hat”.

      Oder wer erinnert sich noch an Alice Weidel, 12. März 2020:

      “Ich fordere die Bundes- und Landesregierungen auf, dem Beispiel vieler europäischer Länder zu folgen und endlich die entsprechenden Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten. Das Handeln der Politik ist fahrlässig und gefährdet Leib und Leben der Menschen in unserem Land.”

      Aber das steht halt nicht in den RKI-Protokollen und passt auch nicht in das Feindbild, das die selbsternannten “Aufklärer” pflegen wollen.

  44. #57 Dirk Freyling
    Erde
    25. Juli 2024

    XXX

    [Kommentar gelöscht. Sie dürfen das gerne alles verbreiten, aber nicht hier. JK]

  45. #58 RPGNo1
    26. Juli 2024

    Danke für die Gedächtnisauffrischung in Bezug auf die AfD.

    Das waren nämlich die, die zu Beginn der Pandemie am lautesten nach harten Schutzmaßnahmen geschrien und der Regierung Zögerlichkeit vorgeworfen haben. Nur knapp 2 Monate hatte dieselbe Partei dann die Freiheitsrechte für sich entdeckt gehabt und ging auf Kuschelkurs mit den sich etablierenden Querdenkern und den Wagenknechten.

    • #59 rolak
      26. Juli 2024

      den Wagenknechten

      Herzlichen Dank für den Stups zur angemessenen Benennung, so naheliegend und doch bislang übersehen. Und das, obwohl einige angeheiratet-Verwandte den Namen ebenfalls tragen, vor ~50y liebevoll als ‘carrus servus’ verhohnepiepelt.

  46. #60 Joseph Kuhn
    26. Juli 2024

    Krise, Expertise, herrschaftsfreier Diskurs und Politik

    Die ZEIT nimmt nochmal einen vielzitierten Satz aus den Protokollen auf:

    “Aktuelle Einschätzung der RKI-Leitung ist, dass die Empfehlungen durch das RKI in der Rolle einer Bundesbehörde ausgesprochen werden, und einer ministeriellen Weisung zur Ergänzung dieser Empfehlung nachgekommen werden muss, da das BMG die Fachaufsicht über das RKI hat und sich als Institut nicht auf Freiheit der Wissenschaft berufen kann. Die wissenschaftliche Unabhängigkeit des RKI von der Politik ist insofern eingeschränkt.”

    Noch eine Protokollnotiz:

    “Es soll kein Präzedenzfall werden, dass politische Vorgaben nachträglich wissenschaftlich begründet werden.”

    Und dann als Kommentierung:

    “Ja, es gab diese Versuche der Einflussnahme aus dem Bundesgesundheitsministerium, sagt jemand, der es wissen muss, der damals dabei war im Krisenstab des RKI, im Gespräch mit ZEIT ONLINE. (…) Die RKI-Leute hätten sich manchmal nur wehren können, indem sie die Ministeriumsmitarbeiter aufgefordert hätten, aus den mündlichen Aufforderungen schriftliche Weisungen anzufertigen.”

    Der Interviewpartner aus dem RKI zieht dann dieses Fazit:

    “Man sollte das RKI an den Empfehlungen messen, die es gegeben hat, am Kontext, nicht ausschließlich an dem, was in den Protokollen steht. Die Empfehlungen wurden auf Basis der jeweils aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnislage veröffentlicht – und nicht, weil es jemand im Bundesgesundheitsministerium so wollte.”

    Man bewegt sich hier im Kontext der vieldiskutierten “Epistemisierung des Politischen”, die Berufung auf “Studien” ist in der Politik allgegenwärtig und die Querdenkerei selbst praktiziert das ja auch exzessiv.

    In Krisen steigt naheliegenderweise der Druck auf die Wissenschaft, da ist wenig Raum für einen herrschaftsfreien Diskurs. In der Coronakrise war das nicht nur gegenüber dem Krisenstab des RKI so, es gab z.B. auch ungute Aufforderungen der Politik (und auch von Anderen) an die STIKO.

    Wie hier schon mehrfach geschrieben, das ist ein Punkt, über den es auch vor dem Hintergrund des Koalitionsvertrags nachzudenken gilt: Wie kann wissenschaftliche Politikberatung insgesamt besser aufgestellt werden, wie speziell auch die durch Ressortforschungseinrichtungen und wie sind behördliche Empfehlungen vor diesem Hintergrund zu sehen.

  47. #61 Dilly Bobson
    26. Juli 2024

    @RPGNo1 #49 #55

    Daher nochmal ein Dankeschön! an die BioNTech, Moderna und die auch die anderen Hersteller, dass sie uns in 2021 mit wirksamen Impfstoffen versorgt haben und dass im August auch ein neues angepasstes Vakzin auf den Markt kommt …

    Praise the Lord

  48. #62 Dilly Bobson
    26. Juli 2024

    @rolak

    müssen wir bei 1+1=2 anfangen?

    So einfach ist das nicht. Schließlich handelt sich bei

    binnen der letzten zwei Monate pro Woche eine halbe Person

    mindestens um einen Doppelbruch.
    Und bei

    sämtliche anderen

    könnte es sich auch um Null Personen handeln.

  49. #63 Staphylococcus rex
    26. Juli 2024

    Ein Aspekt ist aus meiner Sicht in der Diskussion zu kurz gekommen: Das RKI ist ein Fachinstitut, kann also nur Empfehlungen geben, für politische Entscheidungen ist der Gesundheitsminister zuständig. Außerdem reden wir in der Wissenschaft oft über Wahrscheinlichkeiten, in der Politik sind dagegen binäre Aussagen gefragt (Verbot ja/nein). Der Erfolg politischer Entscheidungen ist außerdem abhängig von der Psychologie/Compliance der Betroffenen und von juristischen Rahmenbedingungen (der politischen Durchsetzbarkeit).

    Zwischen einem Fachinstitut wie dem RKI und der politischen Entscheidung gehört eine Schnittstelle. Diese Schnittstelle könnte ein Krisenstab sein, der von Fachleuten, Psychologen, Juristen und politischen Entscheidungsträgern besetzt ist. In dieser Schnittstelle werden durch die Fachleute Empfehlungen ausgesprochen, die Entscheidung, die Umsetzung und in jedem Fall die Verantwortung liegt aber in den Händen der Entscheidungsträger (Gesundheitsminister, Staatssekretäre).

    Aus diesem Blickwinkel wäre es interessant auf die konkreten Entscheidungsprozesse in den RKI-files zu schauen. Im Augenblick habe ich das dumpfe Gefühl, dass diese Schnittstelle zwischen Fachwelt und Politik bewußt vernachlässigt wurde, um bei unpopulären Entscheidungen den schwarzen Peter dem RKI zuzuschieben.

    Als konkretes Beispiel möchte ich auf die Ausgangsverbote ganz zu Beginn der Pandemie nennen. Wenn sich auf offener Straße zwei Jogger im größeren Abstand begegnen, dann ist da keine Infektionsgefahr. Aber wohin gehen die Leute, wenn sie die Straße verlassen? In den USA gab es während der Prohibition die Flüsterkneipen. Mit einem Ausgangsverbot verhindert man Treffen von Menschen außerhalb der eigenen Wohngemeinschaft. Außerdem ist ein Ausgangsverbot ein starkes Signal an das Unterbewußtsein, das Gefahr im Verzug ist. Auch ohne konkrete wissenschaftliche Evidenz ist eine derartige Maßnahme zeitlich begrenzt in der Frühphase einer Epidemie/Pandemie zum “Brechen der Welle” sinnvoll.

  50. #64 RPGNo1
    26. Juli 2024

    Praise the Lord

    Nö, schlicht nur ein Dankeschön. Denn wenn die Impfstoffe nicht so schnell entwickelt worden wären, dann hätte es sehr viel mehr Tote und Schwersterkrankte gegeben mit weitaus erheblicheren Folgen für Gesundheitssystem, Alltagsleben, Kultur, Bildung, Wirtschaft, Psyche. Wir würden auch noch in 2024 in großem Maß unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben.

  51. #65 Staphylococcus rex
    26. Juli 2024

    @ RPGNo1, die Aussage zu den Impfstoffen ist nicht ganz korrekt, meine erste Impfung habe ich z.B. am letzten Arbeitstag 2020 durch den Betriebsarzt bekommen 😉

    Einen Impfstoff für einen bis dahin unbekannten Erreger hinzubekommen, der wirksam ist, der verträglich ist, der in ausreichender Menge verfügbar ist und der für die letzte Meile halbwegs alltagstauglich ist, und all das in unter einem Jahr, das ist eine Leistung, vor der ich auch heute noch meinen Hut ziehe.

  52. #66 RPGNo1
    26. Juli 2024

    @Staphylococcus rex

    die Aussage zu den Impfstoffen ist nicht ganz korrekt, meine erste Impfung habe ich z.B. am letzten Arbeitstag 2020 durch den Betriebsarzt bekommen

    Ja, ok. Ich habe mir da ein wenig erzählerische Freiheit genommen. 🙂 Für die ganz überwiegende Zahl der Leute ging die Impfung erst im Frühjahr/Sommer 2021 richtig los, als genügend Vakzin zu Verfügung stand.

    Einen Impfstoff für einen bis dahin unbekannten Erreger hinzubekommen, der wirksam ist, der verträglich ist, der in ausreichender Menge verfügbar ist und der für die letzte Meile halbwegs alltagstauglich ist, und all das in unter einem Jahr, das ist eine Leistung, vor der ich auch heute noch meinen Hut ziehe.

    Ich bin in der Pharmabranche tätig, daher unterschreibe ich diese Aussage zu 100 %. Wie Entwickler, Produzenten, Zulassungsbehörden, Politik und Gesundheitssysteme damals Hand in Hand zusammengearbeitet haben, ist trotz aller Probleme und Kabbeleien, die unvermeidlicherweise zwischendurch immer wieder aufgetreten sind, einzigartig.

  53. #67 Staphylococcus rex
    26. Juli 2024

    @ RPGNo1, die Massenproduktion ging natürlich erst 2021 los. Die erzählerische Freiheit ist durchaus berechtigt. Die anfängliche begrenzte Verfügbarkeit führte zu einer anfänglichen Fokussierung auf die Hochrisikogruppen. Und das habe ich in der Praxis mitbekommen, wenige Wochen nach Beginn der Impfkampagne hat sich jeweils das Patientenspektrum in den Beatmungsbetten auf Intensivstation deutlich verändert. Mit Blick auf die Beatmungsbetten ist es durchaus berechtigt zu sagen, Covid ist eine Pandemie der Ungeimpften.

    Der Begriff “Pandemie der Ungeimpften” ist in der öffentlichen Diskussion erheblich vorbelastet. Er galt für den Wildtyp, wahrscheinlich auch für Typ Alpha. Im ambulanten Bereich wurden mit dem Typ Delta die Regeln neu geschrieben, in Bezug auf die Last für das Gesundheitswesen galt dieser Begriff aber die ganze Zeit.

  54. #68 Staphylococcus rex
    26. Juli 2024

    Kleiner Nachtrag zu meinem Beitrag #62: Im aktuellen IfSG wird im §5 die “Epidemische Lage von nationaler Tragweite spezifiziert”:
    https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__5.html

    Im Absatz 6 steht folgende Formulierung: “Aufgrund einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite kann das Bundesministerium für Gesundheit unter Heranziehung der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts Empfehlungen abgeben, um ein koordiniertes Vorgehen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland zu ermöglichen.” Hier steht nichts über die konkrete Schnittstelle zwischen RKI und BMG, ein Krisenstab mit klar geregelter Geschäftsordnung wäre aus meiner Sicht von Vorteil für die Transparenz der Entscheidungsfindung und für die Klärung der Verantwortlichkeiten.

  55. #69 naja
    26. Juli 2024

    @RPGNo #38
    Habe den Spiegel Artikel nicht gelesen, aber möchte folgendes ergänzen: “Es gibt im Moment ein Narrativ, das ich für vollkommen falsch halte: die Pandemie der Ungeimpften. Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, wir haben eine Pandemie.»
    Drosten in der Zeit im November 2021. Auch das ist also kein brandaktueller Erkenntnisgewinn durch den Leak, sondern dieser Aussage wurde damals bereits in den “Mainstreammedien” von einem Menschen mit erheblicher Reichweite widersprochen.

  56. #70 RPGNo1
    26. Juli 2024

    @naja

    Ich stimme zu. Jens Spahn hat jetzt auch eine Stellungnahme abgegeben, wie er seine damalige Aussage gemeint haben will.

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/corona-massnahmen-debatte-spahn-100.html

    Die Tagesschau geht in ihrem Faktenfinder ebenfalls auf die Bedenken von Christian Drosten ein.

    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/rki-protokolle-drosten-100.html

    Man kann es drehen und wenden, wie man will. Der angebliche Skandal ist erneut ein Sturm im Wasserglas. Aber das wird Querdenker oder “Journalisten” wie Aya Velázquez, Tim Röhn oder Ruth Schneeberger nicht davon abhalten, immer wieder vermeintliche Beweise für ein vorgebliches Fehlverhalten zu präsentieren oder simple monokausale Erklärungen für ein komplexes System darzulegen.

  57. #71 Joseph Kuhn
    27. Juli 2024

    Feinfühligkeiten

    Aya Velázquez gestern auf X:

    “@ndaktuell verbreitet in seinem neuen Portrait über mich ein Falschzitat: An keiner Stelle während unserer Pressekonferenz zu den #RKIFiles habe ich dem @rki_de “Totalitarismus” unterstellt. Ich bitte um eine Richtigstellung des Falschzitats binnen 24 Stunden, oder sehe mich gezwungen, juristisch dagegen vorzugehen.

    Ich wurde für den über mich erschienenen Artikel vom “Neuen Deutschland” auch nicht für eine Stellungnahme angefragt. Dies ist journalistisch unseriös.”

    Im ersten Absatz geht es um eine Bildunterschrift im nd-Artikel: “Auf einer Pressekonferenz unterstellte Aya Velázquez unter anderem dem Robert-Koch-Institut #Totalitarismus#”. Sie hat zwar mit dem Begriff gespielt, siehe das Zitat oben im Blogbeitrag, aber niemanden explizit adressiert. Insofern war die Bildunterschrift in der Tat problematisch. Sie lautet jetzt nur noch: “Aya Velázquez am Dienstag auf der Pressekonferenz.”

    Jetzt kann man Frau Velázquez Mimosenhaftigkeit vorhalten, man könnte aber auch die vielen forschen “Aufklärer”, die hemmungslos mit Lügenvorwürfen und Schlimmeren gegenüber konkreten Personen um sich werfen, fragen, ob sie sich nicht an Frau Velázquez ein Vorbild nehmen und mit falschen Tatsachenbehauptungen etwas zurückhaltender sein wollen.

  58. #72 Joseph Kuhn
    27. Juli 2024

    Zum Leak

    Auf X gibt Frau Velázquez zum Leak eine aufschlussreiche Hintergrundinformation:

    “Der Leak wurde aus dem Archiv des RKI gezogen. Warum aus dem Archiv? Weil es das Einzige im gesamten RKI ist, das nicht „getrackt“ wird – wo also nicht registriert wird, wer darauf zugreift. Alles andere wird getrackt: Jeder Download, jeder Versand. Das Archiv nicht. Daher kann das RKI jetzt auch nicht herausfinden, WER es aus dem Archiv gezogen hat. Es gibt technisch keine Möglichkeit, herauszubekommen, wer das war.”

    Das fragt man sich, wer weiß so was? Normalerweise nur IT-Personal.

  59. #73 Fluffy
    28. Juli 2024

    Ich frage mich,
    “Wer macht so ein Sicherheitskonzept?”
    So was spricht sich rum. Es reicht schon aus, wenn ein Mitarbeiter der IT es mal einem Kollegen erzählt. Die Leute wissen normalerweise schon, dass alle Aktivitäten getrackt werden, sorry fast alle.
    Und wer legt diese Lücke jetzt offen, auf dass sie geschlossen wird? Wahrscheinlich auch Geltungsbedürfnis.

  60. #74 zimtspinne
    28. Juli 2024

    IT wüssten sicher einige auch, wie man tracking unterbinden kann. Oder Spuren verwischen oder woanders hin lenken, wenns besondere Scherzkekse sind..

  61. #75 Joseph Kuhn
    28. Juli 2024

    @ Fluffy, @ zimspinne:

    Wer es war, ob eine Sicherheitslücke den Leak ermöglichst hat oder ob etwas anderes dahintersteckt, darum wird sich das RKI kümmern müssen. Für die politische Diskussion sollte eigentlich die Frage, ob man die Spielregeln für die wissenschaftliche Politikberatung sowie die Arbeitsweise von Ressortforschungseinrichtungen verbessern kann und wann ja, wie, relevanter sein, zumal man sich dazu anlässlich der Planungen zum BIPAM ohnehin Gedanken machen muss.

  62. #76 Uli Schoppe
    28. Juli 2024

    @Joseph Kuhn

    Irgendwie finde ich die Sicherheitslücke viel skandalöser als die RKI files ^^
    Wer zum Geier kommt auf die Idee das in der Behörde nur Mitarbeiter arbeiten die zu doof sind sowas zu finden? Und wenn dem so wäre, DAS wäre skandalös … (also die Tatsache das dann da nur völlig Unbedarfte arbeiten)
    Wenn so lax mit Daten umgegangen wird bringt mich das auf die Palme.
    Alle anderen Vorgänge liegen für mich im Bereich ganz normaler menschlicher Parameter…

    • #77 Joseph Kuhn
      28. Juli 2024

      @ Uli Schoppe:

      Ob es genau so war, wie Frau Velázquez schreibt, oder ob da noch ein paar Puzzleteile fehlen, wird man abwarten müssen. Gegen unberechtigte Zugriffe von innen kann man sich wahrscheinlich nie ganz absichern. Aber wie gesagt, daraus soll das RKI die nötigen Konsequenzen ziehen, so denn welche nötig sind.

      Mich interessiert mehr, ob man beim Ping-Pong von Vorwürfen und Rechtfertigungen stehen bleibt oder ob daraus Hinweise für eine bessere Rollenklärung von Wissenschaft, Beratungsgremien, Behörden und Politik zu gewinnen sind.

      Und in puncto Unterhaltungswert: Ob manche von denen, die jetzt – zu Recht – politischen Druck auf das RKI beklagen, im Falle einer Wiederwahl Trumps oder einer AfD-Regierungsbeteiligung in Ostdeutschland deren Durchgriffe auf wissenschaftliche Beratungsstrukturen verteidigen werden? Als Kampf gegen den “tiefen Staat” zum Beispiel?

  63. #78 Fluffy
    29. Juli 2024

    Für die politische Diskussion sollte eigentlich die Frage, ob man die Spielregeln für die wissenschaftliche Politikberatung …

    Ja,
    und ich finde, dass der Hype um die Offenlegung der Protokolle inklusive des Leaks der geschwärzten Passagen die inhaltliche Diskussion komplett an den Rand drängt. Die Frage lautet, ob das gewollt ist.
    Man sollte auch nicht verdrängen, dass die Offenlegung das Resultat juristischer Klagen von privaten Einzelpersonen war, und dass die Entschwärzung ebenfalls die die Initiative einer Einzelperson war.
    Wann wären wohl offizielle staatliche Stellen an die Öffentlichkeit gegangen?

    Fragen wären z.B.: Wurden schwere Nebenwirkungen (Sinusvenenthrombose) schon frühzeitig diskutiert? Wurde diskutiert, dass zwei Produktionslinien gab, eine hochreine für die vorläufige Zulassung, eine weitere für die Massenproduktion? Wie wurde intern über die Wirksamkeit von Masken und anderen Maßnahmen diskutiert. Wie wurden die Ergebnisse interner Diskussionen nach außen transportiert. Für solche methodischen Fragen spielen konkrete Namen eigentlich kaum eine Rolle.

    Es ergibt sich die weiterhin die Frage, wie eine Analyse erfolgen soll? Etwa über “zufällig gewählte Bürgerkommitees”? 😃😃😃
    Oder durch “neutrale Experten”? Welcher Experte ist neutral?

  64. #79 Staphylococcus rex
    29. Juli 2024

    @ JK #72, wie die Dokumentenverarbeitung im RKI organisiert ist, kann ich nicht sagen, aber im Krankenhaus ist es z.B. üblich, dass im KISS (Krankenhausinformationssystem) alle Zugriffe protokolliert werden. Dies ist eine Forderung des Datenschutzes, weil dort sensible (Patienten-)Daten verarbeitet werden. In größeren Einrichtungen gibt es immer den Konflikt zwischen Effektivität, der großzügige Zugriffsrechte erfordert und Datenschutz, der reduzierte Zugriffsrechte erfordert. Die Dokumentation der Zugriffe ist keine Bespitzelung der Mitarbeiter, sondern Teil des Datenschutzes, um zu verhindern, dass Mitarbeiter Informationen lesen, die sie nichts angehen (z.B. die Diagnosen, wenn der Bürgermeister als Patient im Krankenhaus liegt). Dies wird auch in der Datenschutzschulung klar kommuniziert. Der Archivpfad sollte für “normale” Mitarbeiter nicht zugänglich sein. Wenn aus dem RKI Archivdaten geleakt werden, ist ein Insider aus der IT die einfachste Erklärung.

    Nach meinem Verständnis ist das Leak nach Datenschutzgrundverordnung ein meldepflichtiger Verstoß bei einer Einrichtung der kritischen Infrastruktur.

  65. #80 Joseph Kuhn
    29. Juli 2024

    @ Staphylococcus rex:

    “Nach meinem Verständnis ist das Leak nach Datenschutzgrundverordnung ein meldepflichtiger Verstoß bei einer Einrichtung der kritischen Infrastruktur.”

    Wie gesagt, wir wissen nicht, ob in dem Bild nicht noch ein paar Puzzleteile fehlen. Sie schreiben es in Ihrem ersten Satz ja selbst.

    @ Fluffy:

    “Wann wären wohl offizielle staatliche Stellen an die Öffentlichkeit gegangen?”

    Es kommt darauf an, womit. Die Protokolle des RKI-Krisenstabs waren vermutlich nie dazu gedacht, veröffentlicht zu werden. Ob man das von Anfang an hätte anders handhaben sollen, auch mit Blick auf das Informationsfreiheitsrecht, weiß ich nicht. Wenn Protokolle für die Öffentlichkeit angelegt werden, sehen sie auch so aus. Aber man hätte natürlich manche Verdächtigung vermieden.

    Ärgerlicher ist, dass jetzt von den üblich querinformierten Kreisen so getan wird, als wären da die umwerfend neuen Erkenntnisse drin. Für die diversen Evaluationspapiere, die teilweise viel handfestere Kritikpunkte enthalten, interessiert sich dafür keiner mehr. Sie wurde ja “nur” offiziell veröffentlicht und nicht etwas freigeklagt oder geleakt.

    “Fragen wären z.B. …”

    Die Themen waren damals alle auf dem Tisch, manche auch hier im Blog.

    “Welcher Experte ist neutral?”

    Keiner, daher kann man so etwas nur kriteriengeleitet und mit Offenlegung potentieller Interessenkonflikte machen. Das ist kein Hexenwerk.

    Was potentielle Interessenkonflikte im staatlichen Bereich sind, darüber wiederum könnte man anlässlich des Streits um Einfluss auf das RKI einmal neu nachdenken, aber ich wiederhole mich zum gefühlt sechsdreiviertelten Mal, siehe dazu auch nebenan.

  66. #81 Joseph Kuhn
    29. Juli 2024

    Die WELT als Speerspitze der Aufklärung

    Die WELT schreibt heute (in der Printausgabe) unter der Überschrift “Unterdrückte Positionen”:

    “Ihre Aufarbeitung muss nun, dringlicher denn je, in einem Untersuchungsausschuss des Bundestags erfolgen. Und sie muss auch andere Schlüsselinstitutionen der Pandemie-Politik betreffen allen voran das Bundeskanzleramt und die Leopoldina, die mit ihren Gutachten eine entscheidende Rolle nicht nur bei den Schulschließungen spielte. Die „RKI-Files” können nur ein Anfang sein.”

    Warum nicht. Das Sommerloch braucht Inhalt. Und, cetero censeo, wenn daraus Erkenntnisse für eine Verbesserung der wissenschaftlichen Politikberatung resultieren, umso besser. Wobei man sich auch mal den politischen Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Tempolimit oder der Schuldenbremse anschauen könnte.

    Oder man könnte, – cave Sommerlochverfüllungsvorschlag – da Andreas Rosenfelder, der WELT-Autor, anderen, angeblich regierungswillfährigen, Medien ans Bein pinkelt, die früheren Artikel der WELT zur Coronaimpfung recherchieren. Anfang 2021 konnte es der WELT z.B. nicht schnell genug gehen, auch da war vom “Versagen der Verantwortlichen” die Rede, nur anders als heute; die mRNA-Technologie wurde gefeiert, die Wirksamkeit der Coronaimpfstoffe ohne jede kritische Anmerkung hervorgehoben.

    Es ist nicht leicht, rechtzeitig zu handeln, weil man nicht genug weiß, aber trotzdem handeln muss, weil man auch nicht genug weiß, um nicht zu handeln.

  67. #82 Joseph Kuhn
    29. Juli 2024

    Noch mehr Sommerloch

    In den Foren, die mehr wissen, z.B. Tichys Einblick oder Reichelts Nius, berichtet man heute über eine Folie im RKI-Material vom 5.2.2020 mit einem Hinweis auf die berühmte Furinspalte im Virus-Genom.

    Die Furinspalte war ein paar Tage vorher Gegenstand einer internationalen Telefonkonferenz, an der auch Drosten teilnahm. Was diese Furinspalte bedeutet, kann ich mangels einschlägiger Fachkompetenz nicht beurteilen und auch die Fachleute sind sich nicht einig. Wenn ich es recht sehe, ist ein künstlicher Ursprung des Virus zwar auch heute noch nicht ganz ausgeschlossen, aber die meisten Fachleute halten einen natürlichen Ursprung für wahrscheinlicher.

    Die Meldung “Furinspalte schon Anfang Februar 2020 im RKI bekannt” hätte es daher auch im Sommerloch schwer, also probiert man es damit: “Beleg im neuen RKI-Material: Wussten Corona-Entscheider schon im Februar 2020, dass das Virus vermutlich aus dem Labor stammt?” So titelt Reichelts Nius. Den logischen Sprung in der Schüssel finden Sie sicher selbst.

    Leider lenkt Nius damit von den wirklich wichtigen Fragen ab, siehe oben, Kommentar 26: Gibt es im RKI wirklich geheime Pläne, Krokodile in Badeseen auszusetzen? Warum schweigt der Gesundheitsminister dazu? Und was weiß der Menschenfresser von Randersacker über die Furinspalte?

    —————————
    Nachtrag 30.7.2024: Die „Junge Freiheit“ beantwortet die Titelfrage von Nius. Einen Gastbeitrag von Herrn Wiesendanger überschreibt sie mit dem Satz: „Dem RKI war der künstliche Ursprung des Corona-Virus bekannt“.

    Wie schön, wenn sich die gleichen Blätter über zugespitzte Formulierungen von Politikern aufregen und da dann von Lügen sprechen. In dem Fall hat sich wohl die „Junge Freiheit“ wieder einmal das Label Lügenpresse redlich verdient.

    —————————
    Und auch in Roger Köppels Weltwoche: „RKI-Protokolle zeigen: Künstlicher Ursprung des Corona-Virus war von Anfang an bekannt“

    Lügenpresse?

  68. #83 naja
    29. Juli 2024

    @ #81
    Am 19. März 2020 sind in Italien 3405 Menschen (mehr als in China) an oder mit Covid gestorben. Da waren die Schulen und Unis bereits geschlossen. Glaubt dieser Welt-Journalist das nicht? Haben die alle vergessen, dass das ein globales Ereignis war?

    • #84 Joseph Kuhn
      29. Juli 2024

      @ naja:

      “Haben die alle vergessen, dass das ein globales Ereignis war?”

      Die RKI-Protokolle sollen belegen, dass da gar nichts war. Roger Köppels Weltwoche titelt z.B.: “Ungeschwärzte RKI-Protokolle: Es gab keine «Pandemie der Ungeimpften». Es gab überhaupt keine Pandemie.” Ich frage mich, wie solche Sachen bei denen ankommen, die Angehörige verloren haben oder unter Long-Covid leiden.

      Und bei manchen Desinformationsunternehmern geht es auch einfach darum, die Kundschaft bei der Stange zu halten und deren Grundgefühl der Unzufriedenheit zu befriedigen, um es mal als Oxymoron zu formulieren.

  69. #85 wereatheist
    29. Juli 2024

    cetero censeo

    Kann das Nitpicken nicht lassen: ceterum censeo.
    Berühmt ist das Zitat ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

    Wobei man sich auch mal den politischen Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Tempolimit oder der Schuldenbremse anschauen könnte

    Da steht die Ampel oft auf Rot, obwohl Gelb schuld ist, oder so.

    • #86 Joseph Kuhn
      30. Juli 2024

      @ wereatheist:

      “ceterum”

      Frage an die gelernten Lateiner: geht “cetero” gar nicht? Herumzetern wollte ich natürlich nicht.

      “Rot … Gelb”

      Alles streng wissenschaftlich. Ceterum censeo: “gegen jeden Menschenverstand”.

  70. #87 Udo Endruscheit
    Essen
    29. Juli 2024

    Bei einem Landesgesundheitsminister schaut man ungerührt zu, wie er sich eine Fachaufsicht über die Landesärztekammer anmaßt, die ihm in diesem Universum schlicht nicht zusteht. Außer ein paar skeptischen Spinnern regt sich keiner drüber auf.

    Etwas weiter in die Vergangenheit: Es gab einmal eine grüne Ministerin (die derzeit ihren Abgang aus der Politik zelebriert), die mit dem Ziel, auf unabhängige Expertise zurückgreifen zu können (Blaupause dafür war das RKI) das Bundesinstitut für Risikobewertung gegründet hat. Als ihr etwas später deren unabhängige Expertisen nicht mehr so recht gefielen, machte sie offen Front gegen das von ihr selbst initiiere Bundesinstitut.

    Das waren noch Zeiten, da wurde wenigstens mit offenen, wenn auch gezinkten Karten gespielt. Die Diskussion über die “Unabhängigkeit” des RKI und seine Befugnisse ist nur substanzlose Haarspalterei mit dem Ziel einer Skandalisierung um jeden Preis, aber ohne sachliche Bewertung.

  71. #88 RPGNo1
    30. Juli 2024

    Ein kurzer Gedankenabriss zur Welt: Man sollte auch immer hinsehen, welche Abteilung da einen Artikel verfasst hat. Die Wissenschaftsredaktion macht nach meiner Auffassung einen ganz guten Job. Sie sind sachlich und stellen auch kritische Fragen, wie z.B. in der Vergangenheit bei der Homöopathiefrage.

    Die Attacken gegen Coronaschutzmaßnahmen, Drosten oder jetzt das RKI kommen aus einer anderen Ecke. Rosenfelder ist Feuilletonist ohne naturwissenschaftlichen Hintergrund. Tim Röhn, der sich auch immer wieder gerne zum Thema Corona äußert und polemisiert, war in der Pandemie selbstständiger Reporter bei Welt und ist die letzten 2 Jahre die Treppe bei der Zeitung hochgefallen. Seit 2023 ist er nun Ressortleiter Investigation und Reportage. In diesem politisch-gesellschaftlichen Bereich wird Agenda-Journalismus zum Thema Corona betrieben, der zudem einen nicht unwesentlichen Einschlag an Querdenken (*) enthält.

    (*) Ob aus Überzeugung oder politischen Opportunismus, dazu mag sich jeder selbst eine Meinung bilden.

  72. #89 Joseph Kuhn
    31. Juli 2024

    Ein bisschen Déjà-vu:

    Vor einem Jahr gab es die Protokolle des Expertengremiums beim Bundeskanzleramt: https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2023/06/30/corona-expertengremium-der-bundesregierung-transparenz-wider-willen/

  73. #90 Joseph Kuhn
    2. August 2024

    Kritik des Rechnungshofs

    Die Süddeutsche berichtet über die Kritik des Rechnungshofs am Finanzgebaren Spahns während der Coronakrise. Milliarden weg im Panikmodus. Der Gesamtbericht des Rechnungshofs sei, so die SZ, noch nicht veröffentlicht. Vielleicht kann ihn jemand noch schnell freiklagen, damit er etwas Aufmerksamkeit bekommt? 😉

  74. #91 Joseph Kuhn
    18. August 2024

    Manipulierte Protokolle?

    In den einschlägig erregten Medien wird jetzt berichtet, das RKI habe die freigeklagten Protokolle unmittelbar vor der gerichtlich angeordneten Freigabe verändert. Die Eingriffe habe Tom Lausen entdeckt. Der hat allerdings auch schon ganz andere Dinge “entdeckt”, die es nicht gibt, das sollte man daher genau nachprüfen.

    Wenn tatsächlich inhaltliche Änderungen nach der Veraktung der Protokolle bzw. kurz vor der Freigabe vorgenommen worden sein sollten, gäbe es in der Tat Erklärungsbedarf.

  75. #92 Staphylococcus rex
    18. August 2024

    Es kreißte der Berg und gebar ein Mäuschen…

    @ Joseph Kuhn, IT-Systeme, die in einem Word-Dokument jede Änderung protokollieren, sind üblich im Bereich Qualitätssicherung/Qualitätsmanagement. Allerdings durchlaufen QM-Dokumente noch einen Freigabeprozeß, vom Ersteller geht das Dokument zum Prüfer, dann zum Freigeber (alles unterschiedliche Personen), das freigegebene Dokument wird dann als offizielles Dokument gelenkt und frühere Versionen werden zur Nachvollziehbarkeit ins Archiv verschoben.

    Bei den RKI-Files handelt es sich aber nicht um offizielle Arbeitsvorschriften, sondern um interne Sitzungsprotokolle, die nie diesen Freigabeprozeß als offizielles Dokument durchlaufen haben. Wer sich beruflich mit QM-Dokumenten beschäftigen muß, weiß, wieviel Aufwand mit dem Freigabe- und Lenkungsprozeß verbunden ist.

    Derartige interne Sitzungsprotokolle sind konzipiert als wachsendes Dokument und waren nie als offizielles Dokument für die Veröffentlichung geplant. In der verlinkten Quelle steht z.B. explizit drin, dass nachträglich Rechtschreibkorrekturen erfolgten. Die Aufwertung als offizielles Dokument erfolgt erst nachträglich durch das Informationsfreigabegesetz, ohne dass dabei verbindlich geklärt wurde welche Version eines wachsenden Dokuments eigentlich offiziell ist: die unvollkommene Erstversion, die vorläufige Endversion ca. einem Monat nach Erstellung oder die finale Version?

    Die Eingriffe der Rechtsabteilung in die Dokumente sind aus meiner Sicht am ehesten vergleichbar den Anmerkungen eines Prüfers in den Freigabeprozeß eines QM-Dokuments. Wer es ganz genau wissen will, muss sich in diesem Fall einfach die Mühe machen, mit mehreren Versionen zu arbeiten.

    Ohne Freigabe als offizielles Dokument gibt es die letzte Version als Basis für eine Veröffentlichung, ob eine inhaltliche Veränderung als Verfälschung zu werten ist, kann aus den Metadaten aber nicht abgeleitet werden und wäre in jedem Einzelfall zu prüfen.

    • #93 Joseph Kuhn
      18. August 2024

      @ Staphylococcus rex:

      Dem kann ich nicht ganz folgen. Üblich ist, dass Protokolle aus Gremien unter den Beteiligten abgestimmt werden und das Protokoll einer Sitzung dann in der nächsten Sitzung verabschiedet wird. Das kann dann je nach Zahl der Beteiligten viele Vor-Versionen ergeben. Danach ist es fix und kann zu den Akten. Das schließt im Einzelfall nicht aus, dass nachträglich trotzdem noch ein Fehler oder eine nicht zutreffende Darstellung moniert wird, aber das sollte dann normalerweise wiederum einvernehmlich geändert werden.

      Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das RKI einseitig im Gremium bereits abgestimmte Protokolle mit Blick auf die Freigabe verändert. Das wäre zumindest, vorsichtig formuliert, unprofessionell.

      Was sein könnte, dass Beteiligte im Zuge der Abfrage, ob sie geschwärzt oder nicht geschwärzt sein wollen, Korrekturen zu den sie betreffenden Passagen angeregt haben. Aber hunderte Änderungen in einem Dokument, wie irgendwo stand? Wie gesagt, Tom Lausen verbürgt zunächst einmal keine unvoreingenommene Analyse.

      Es hilft nicht, hier ohne nähere Informationen herumzuspekulieren.

  76. #94 Staphylococcus rex
    18. August 2024

    @ Joseph Kuhn, ich habe mich nicht so tief in die RKI-Dokumente eingelesen, um den genauen Abstimmungsprozeß zu kennen. Wenn das Protokoll der vorherigen Sitzung in der nachfolgenden Sitzung angenommen wird, dann hat dies den Vorteil, dass dieses Protokoll als internes Konsensuspapier einer ganz bestimmten Dokumentenversion zuordbar ist.

    Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die RKI-Protokolle primär den Status als internes Dokument haben. Im Informationsfreiheitsgesetz gibt es keinen absoluten Rechtsanspruch auf die Originaldokumente, sondern es gibt explizite Ausnahmen für personenbezogene Daten und Betriebsgeheimnisse:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Informationsfreiheitsgesetz
    https://www.gesetze-im-internet.de/ifg/index.html

    Dies ist für mich gleichbedeutend damit, dass diese Dokumente vor der Veröffentlichung einen Freigabeprozeß durchlaufen, der in den Metadaten seinen Niederschlag findet. Wie groß die Unterschiede zwischen interner Konsensusversion und offizieller Freigabeversion sind, das kann ich als Außenstehender nicht beurteilen. Unter alleiniger Kenntnis der Metadaten, kann dies aber auch kein anderer Außenstehender beurteilen.

    Wenn Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Freigabeprozesses bestehen (darauf will Herr Lausen wahrscheinlich hinaus), dann ist das Informationsfreiheitsgesetz einfach der falsche Weg. Für diese Frage ist der Zugriff auf die Originaldokumente erforderlich und das limitiert den dafür berechtigten Personenkreis. Nach meinem Rechtsverständnis könnte dies ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss sein, eine richterliche Anordnung, wenn der begründete Verdacht auf eine strafbare Handlung besteht oder eine Historikerkommission (nach Abgabe einer Verschwiegenheitserklärung) sein.

    • #95 Joseph Kuhn
      18. August 2024

      @ Staphylococcus rex:

      “Im Informationsfreiheitsgesetz gibt es keinen absoluten Rechtsanspruch auf die Originaldokumente”

      Keinen absoluten Anspruch, aber natürlich einen Anspruch auf die Originaldokumente. In § 2 des Gesetzes heißt es: “Im Sinne dieses Gesetzes ist amtliche Information: jede amtlichen Zwecken dienende Aufzeichnung, unabhängig von der Art ihrer Speicherung. Entwürfe und Notizen, die nicht Bestandteil eines Vorgangs werden sollen, gehören nicht dazu”

      “es gibt explizite Ausnahmen für personenbezogene Daten und Betriebsgeheimnisse”

      Dazu dienen Schwärzungen oder auch die Verweigerung von Dokumenten. Ein Umschreiben von Inhalten fällt nicht unter “Ausnahmen”, sonst verlöre das Informationsfreiheitsgesetz seinen Sinn. Das Protokollieren von Sitzungen übrigens auch, die abgestimmten Protokolle sind ja auch wichtige Unterlagen für die Gremienmitglieder insgesamt. Anders würde es sich verhalten, wenn es sich nicht um abgestimmte Sitzungsprotokolle handeln würde, sondern um eine behördeninterne Mitschrift.

      Wie gesagt, jetzt muss man einmal sehen, was an der Geschichte wirklich dran ist, herumzuspekulieren hilft nicht weiter. Erst recht, da wir beide keine Juristen sind 😉

      ——————————————
      Nachtrag 25.8.2024
      Im Zweifel hilft (allerdings nicht wirklich viel) ein Blick ins Material: Habe die Protokolle bis 2021 durchgescrollt, es gibt keinen Tagesordnungspunkt „Protokoll“, „Abstimmung Protokoll“ oder dergleichen. Insofern gibt es vielleicht keine final abgestimmten Versionen. Was immer das für späte Änderungen bedeuten mag.

  77. #96 Joseph Kuhn
    19. August 2024

    Lesestoff bei Wikipedia

    https://de.wikipedia.org/wiki/Protokolle_des_RKI-Krisenstabs

    Wenn man den Wikipedia-Eintrag zu den RKI-Protokollen liest, könnte man mit Karl Valentin fast meinen, “Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.” Aber so einfach ist es natürlich nicht. Schließlich will ich auch noch das eine oder andere dazu sagen 😉

    Zum Beispiel dass mich das Vertrauen der querdenkenden Community in die Behörden freut:

    “‘Ich habe soeben Strafanzeige gegen die stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung des RKI erstattet’, schrieb der Anwalt Friedemann Däblitz am Montag auf X, ehemals Twitter.”

    Ich bin gespannt. Der gute Mann hat Erfahrung vor Gericht, auch wenn es, so Ronen Steinke in der SZ, für seine Klienten meist nicht gut ausging.

  78. #97 Joseph Kuhn
    21. August 2024

    Ein Nachklapp in eigener Sache

    In Kommentar #21 wurde auf eine Seite “kodoroc” hingewiesen, mit einem Beitrag und Leserkommentaren zu hier:

    “Der ist Soziologe, einer der sich in “Wissenschaft” übt.”

    Ich bin kein Soziologe, jedenfalls nicht dem Abschluss nach. Sich in “Wissenschaft üben” halte ich nicht für die schlechteste Sache.

    “Enthüllt wird da gar nichts.”

    Gemeint ist mein Blogbeitrag. Der “enthüllt” in der Tat nichts. Es geht darum, dass die Enthüllungseuphorie rund um die RKI-Protokolle (bisher) auf viel Phantasie beruht.

    “Trust the scienceblog. Vorbei.”

    Trust the facts.

    “Scienceblogs ist Herausgeber «unter Mitarbeit von Joseph Kuhn» eines «Living eBook»: «Corona verstehen – evidenzbasiert».”

    Scienceblogs ist nicht Herausgeber des eBooks.

    “Zitat von RKI-Dokumenten war Kuhn zuviel. Ich wurde gesperrt.”

    Aus RKI-Dokumenten darf hier jeder zitieren. Gesperrt wurde er aus anderem Grund.

    “Joseph Kuhn ist aktiv in der GWUP”

    Ich bin kein Mitglied in der GWUP und bin auch sonst nicht in der GWUP aktiv. Ich kommentiere lediglich im Blog dort.

    So machen sich manche Leute ihr ganz eigenes Bild von der Welt, und halten es dann für die Wirklichkeit.

  79. #98 Joseph Kuhn
    22. August 2024

    Ein Nachklapp von Aya Velázquez

    Aya Velázquez hat ein längeres Interview in der Berliner Zeitung gegeben.

    Das Interview ist gespickt mit Superlativen und dem Gefühl, eine geradezu historische Mission erfüllt zu haben (“in Deutschland bislang noch keinen Leak in dieser Größenordnung”, “Aufbruchsstimmung nach einer gefühlt jahrelangen Ohnmacht”, Zusammenarbeit mit “einem der besten IT-Spezialisten Deutschlands”, Veröffentlichung mit dem “größtmöglichen medialen Impact und unter maximalen Sicherheitsvorkehrungen” usw.).

    Zu Barucker und Homburg habe sie ein “hundertprozentiges Vertrauensverhältnis”, Kubicki habe “solide Textarbeit” geleistet. Vom Verfassungsschutz würde sie überwacht, aber der habe ihre Vorbereitung des Leaks nicht bemerkt. Mit der Offenlegung von Namen von RKI-Sachbearbeitern habe sie “moralisch” kein Problem, die würden in den Protokollen in “öffentlicher Funktion” auftreten. Dass sich Betroffene beim RKI melden können, wertet sie lediglich als Vorbereitung von Prozessen gegen sie. Als “Aktivistin” will sie nicht gelten.

    In ihrer Bewertung der Sachlage ist sie von keinen Zweifeln angekränkelt. Die Maßnahmen hätte es samt und sonders nicht geben dürfen, sie “waren nicht geeignet, die Verbreitung des Coronavirus aufzuhalten” und “der Journalismus” habe versagt. Tim Röhn und seine maßnahmenkritischen Mitstreiter bei der WELT werden sich das hoffentlich auch zu Herzen nehmen. Fachfrauisch äußert sie sich auch zur berüchtigten Furinspalte, daher müsse das Virus aus dem Labor kommen. In den USA sei das längst klar.

    Kritische Rückfragen der Berliner Zeitung gibt es nicht, die Redakteurin ist Teil des Milieus, an der Stelle versagt “der Journalismus” wirklich.

  80. #99 Richard
    22. August 2024

    Zitat Prof. Sandra Ciesek, Uni Frankfurt zum Thema Aufarbeitung:

    “Ich glaube, dass es kaum möglich ist, aufzuarbeiten, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt richtig oder falsch waren. Niemand, auch kein Bürgerrat, ist objektiv und neutral. Jeder hat seine Erfahrung, seine Meinung. Ich kann mir nicht vorstellen, wie so etwas objektiv beurteilt werden soll. Selbst wenn man Leute aus dem Ausland einsetzen würde, weil die scheinbar keine Eigeninteressen haben, haben die auch ihre Erfahrungen und Meinungen. Diejenigen, die sich jetzt vor allem auf Social Media zu Wort melden, ignorieren häufig, dass sich im Laufe der Pandemie das Wissen verändert hat, zum Teil wusste man manche Sachen nicht. Es wird suggeriert, dass Leute mit Absicht Fehler gemacht hätten. Meine eigene Erfahrung ist eine andere: Ich hatte den Eindruck, dass die Politik versucht hat, in einer unklaren Situation Menschenleben zu schützen.”

    https://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin-ernaehrung/corona-pandemie-welche-lehren-virologen-gezogen-haben-19916008.html