Im Jahr 1808 erschien ein Kryptologiebuch, dessen Autor seinen Namen nur in verschlüsselter Form nannte. Bis heute ist das Sechs-Buchstaben-Kryptogramm ungelöst und der Autor unbekannt.
“Die Kunst, geheime Schriften zu entziffern” heißt das ominöse Buch, das im Jahr 1808 veröffentlicht wurde. In der (hochinteressanten) Geschichte der Kryptologiebücher nimmt es keinen besonderen Platz ein. Die Zeit, in der die Grenze zwischen Kryptologie und Magie noch fließend war und dadurch einige skurrile Bücher entstanden, war 1808 vorbei. Die Zeit, in der die Telegrafie der Kryptologie einen enormen Schub versetzte, hatte dagegen noch nicht begonnen. “Die Kunst, geheime Schriften zu entziffern” entstand daher in einer recht unauffäligen Kryptologie-Epoche. Kryptologiebuch-Experte Tobias Schrödel schrieb über dieses Werk: “Es beschreibt hauptsächlich einfache Substitutionen und deren Dechiffrierung.” Es ist hier online abrufbar.
Interessant ist “Die Kunst, geheime Schriften zu entziffern” heute nur noch wegen seines Autors. Dieser wird im Buch an keiner Stelle genannt und ist auch keiner anderen Quelle zu entnehmen. Tobias Schrödel, der dieses Rätsel entdeckt und erstmals veröffentlicht hat, hat selbstverständlich auch in den zwei bekannten Bibliografien zum Thema Kryptologie nachgeschaut: bei Shulman und Galland. Beide Werke nennen dieses Buch, geben aber keinen Autor an.
Immerhin: Das Vorwort von “Die Kunst, geheime Schriften zu entziffern” ist signiert, und zwar mit den Zeichen “;+1Δ+o.”. Oder in Worten: Semikolon Plus Eins Delta Plus Kreis Punkt. Ob der Punkt am Ende wirklich zum Namen gehört oder ob er nun den Namen abschließt, ist nicht bekannt. Ich vermute eher Letzteres. Sollte dies zutreffen, dann haben wir es mit einem Sechs-Buchstaben-Kryptogramm zu tun, das man auch als ABCDBE schreiben kann (andernfalls wäre die korrekte Übertragung ABCDBEF). Es ist das kürzeste Kryptogramm, das in meiner Top-25-Liste vorkommt.
Es versteht sich von selbst, dass es für das Kryptogramm ABCDBE mehrere Lösungen gibt. Jedes sechsbuchstabige Wort, bei dem der zweite und der zweitletzte Buchstabe gleich und die anderen verschieden sind, passt (ähnliche Überlegungen gelten für ABCDBEF). Es geht aber hier nicht darum, eine Lösung zu finden, sondern die richtige. Zunächst sollte es sich um einen Namen handeln. Im zweiten Schritt sollte man untersuchen, ob es eine Person des jeweiligen Namens gegeben hat, die als Autor infrage kommt.
Falls Sie irgendwelche Ideen haben, können Sie diese gerne ins Kommentarfeld schreiben. Falls Sie sogar die Lösung herausfinden, sollten Sie diese bei MysteryTwister C3 einreichen. Von dort stammt dieses Rätsel. Tobias Schrödel hat es dort eingestellt. Bei MysteryTwister C3 gibt es außerdem ein Diskussionsforum zu diesem Kryptogramm, in dem in paar interessante Beiträge nachzulesen sind. Bei allem Eifer sollte man nicht vergessen, dass das Kryptogramm auch gar keine Lösung haben könnte – vielleicht handelt es sich nur um ein paar willkürlich aneinandergereihte Zeichen. Trotz allem wünsche ich viel Spaß beim Knobeln.
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