20 verschlüsselte Zettel sind an einer kanadischen Universitätsbibliothek aufgetaucht. Ein Journalist hat jetzt die Lösung präsentiert. Wurde die Aktion vielleicht sogar von der Presse angeleiert?

Am 28. März habe ich in Klausis Krypto Kolumne über die seltsamen Zettel berichtet, die an der Universität von London (Kanada) gefunden wurden. Der dortige Ökonomie-Professor Mike Moffatt war der erste, der diese Kryptogramme sammelte und in seinem Blog darüber berichtete. 20 Zettel sind inzwischen bekannt, auf der Rückseite ist jeweils die URL eines leeren Blogs abgedruckt: 000xyz.blog.ca. Inzwischen haben die mysteriösen verschlüsselten Nachrichten (“Weldon-Kryptogramme”) weltweit für Schlagzeilen gesorgt.

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Im Diskussionsforum von Moffats Blog berichtete ein Leser über eine interessante Beobachtung: Unter https://www.blog.ca/user/00000/ gibt es einige Informationen über den Betreiber des leeren Blogs. Diese wiederum nahm der kanadische Journalist Jordan Himmelfarb unter die Lupe und stieß darüber auf die örtliche Künstlerin Kelly Jazvac. Als er diese ansprach, gab sie zu verstehen, dass sie etwas über die Weldon-Kryptogramme wusste. Nach weiteren Recherchen entdeckte Himmelfarb schließlich, was hinter der Aktion steckte.

Die Lösung

Die Weldon-Kryptogramme, so berichtet Himmelfarb,  sind das Ergebnis eines Kunstprojekts. Dieses war Bestandteil einer Vorlesung zum Thema Skulpturen und Installationen, die Kelly Jazvac 2012 hielt. Die Verfasserin der Kryptogramme (es war wahrscheinlich eine Frau) war eine Studentin, die an dieser Vorlesung teilnahm. Sie fertigte 121 verschlüsselte Zettel an und deponierte diese in der Weldon-Bibliothek. Leider will die Künstlerin anonym bleiben.

Und was sagen die Kryptogramme? Laut Himmelfarb sagen sie gar nichts. Die Künstlerin dachte sich einfach 52 Fantasiebuchstaben aus, die sie als Zeichensatz auf ihren PC lud. Jeder Klein- und jeder Großbuchstabe des Alphabets wurde durch jeweils ein Fantasiezeichen ersetzt. Der Text entstand durch zufälliges Tippen. Es ist daher nicht möglich, die Kryptogramme zu lösen.

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Fazit

Die Weldon-Kryptogramme haben also keine Bedeutung. Wer weiß, vielleicht gilt dies auch für das Voynich-Manuskript oder die Zodiac-Kryptogramme.

Bleibt noch die Frage, ob die von Himmelfarb präsentierte Auflösung wirklich die richtige ist. Immerhin könnte Frau Jazvac auch gelogen haben. Vielleicht steckt auch etwas ganz anderes dahinter und vielleicht haben die Kryptogramme doch einen Sinn. Warten wir’s ab.

Der KKK-Leser masso hat gestern übrigens folgendes in das Diskussionsforum von Klausis Krypto Kolumne geschrieben:

Je mehr man sich die Geschichte und den zeitlichen Ablauf anschaut, desto mehr Ungereimtheiten wird man finden. So war der Toronto Star die erste Zeitung, die den Blogeintrag aufgriff, Mike Moffat trotz Ankündigungen in Twitter keine weiteren Infos mehr veröffentlichte und, wie könnte es anders sein, der Toronto Star das Rätsel natürlich auch löste. Der zeitliche Ablauf lässt eigentlich nur einen einzigen Schluß zu: Bei der ganzen Sache handelte es sich um eine vom Star initierte Marketing- Aktion, die vermutlich jetzt als Kunstprojekt ‘abgestempelt’ wurde, da man nicht mit dem großen, weltweiten Medieninteresse gerechnet hatte.

Hier ist der Artiukel von Jordan Himmelfarb: I cracked the code at the Western University library