Wer kann diese verschlüsselte Postkarte lösen, die 1906 innerhalb von Sachsen verschickt wurde?

Der Philokartist und Autor Günther Hunger hat mich um Hilfe gebeten. Da es sich um eine sehr spannende Sache handelt, komme ich der Bitte gerne nach – ich brauche dazu aber die Hilfe meiner Leser.

Es geht um folgende Postkarte, die 1906 von Fankenberg (Sachsen) ins ebenfalls sächsische Kötzschenbroda verschickt wurde:

Vorderseite Lützelhöhe b.Frankenberg 1905

Wie man unschwer erkennen kann, ist die Karte verschlüsselt. Auch auf der Bildseite finden sich die seltsamen Zeichen:

Rückseite Lützelhöhe b.Frankenberg 1905

Kann jemand den Code knacken? Er basiert auf einem Alphabet mit etwa 26 Buchstaben. Wahrscheinlich steckt eine monoalphabetische Verschlüsselung dahinter. Wenn kein weiterer Trick im Spiel ist, müsste die Verschlüsselung zu lösen sein.

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Hier ist der verschlüsselte Text auf der Adresseite noch einmal größer:

Vorderseite Lützelhöhe b.Frankenberg 1905

Ich würde mich freuen, wenn wir diese verschlüsselte Nachricht gelöst bekämen.

Zum Weiterlesen:

Von der NSA entschlüsselt: Zwei verschlüsselte Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg

Neuchâtel-Kryptogramm: Eine rätselhafte Postkarte aus dem Jahr 1915

Zwei verschlüsselte Postkarten aus dem Jahr 1912: Wer kann sie knacken?

Kommentare (24)

  1. #1 Klaus Schmeh
    21. April 2014

    Hier ist schon einmal eine Transkription der Bildseite:
    Drei senkrechte Zeilen (beginnend mit X):
    ABCDCEFGEHDFIJDKLMNEODHFMDKPMQOEO
    DRSBCWTIFDGEPDUEOFEHVEGSEOPGEW
    DEPSEDHFMDSQBXDFBDPMQ
    Waagrechte Zeilen:
    YFECINEO
    PMBWWTBF
    DOBK
    DFIPDFB
    DFFEHDMH
    DHPGVDEGG

  2. #2 Chris
    21. April 2014

    Hallo Klaus,

    ich hab zwar keine Ahnung von Kryptologie, lese hier nur gern mit, weil ich es interessant finde.
    Aber die Zeichen sind der musikalischen Notenschrift entnommen! Da sind halbe und Viertelnoten zu sehen, Viertelpausen, Fermaten, Wiederholungsklammern und diverse Notenhöhen ohne System.
    Vielleicht hilft dieser Anhaltspunkt ja weiter 🙂

    Liebe Grüße
    Chris

    • #3 Klaus Schmeh
      21. April 2014

      Danke für den Hinweis. Das ist mir nicht aufgefallen.
      Die drei waagerechten Striche mit dem Punkt darüber könnte man als A (im Violinschlüssel) oder als C (im Bassschlüssel) interpretieren. Für die beiden waagerechten Striche mit dem Punkt darüber gilt allerdings dasselbe. Oder sind damit Zweiunddreißigstel- bzw. Sechzehntel-Noten gemeint?

      • #4 Chris
        21. April 2014

        Hm, ich (mit Instrument im Violinschlüssel) habe die Noten nach ebendiesem interpretiert, so z. B. die erste Note im letzten, vergrößerten Ausschnitt als f3, die zweite als c3, das Zeichen davor ist ein Auflösungszeichen – es könnte natürlich selbst für einen Buchstaben stehen, aber auch irgend etwas anderes aufheben. Irgendwo im Text (ich sitze am Handy) ist auch ein “dal segno”-Zeichen. Dies besagt in “echter” Notenschrift, dass von diesem Zeichen zum gleichen Zeichen gesprungen wird.
        Ich hab den Eintrag mal abonniert – falls Infos zu bestimmten Zeichen gebraucht wird, schreib’s bitte in einen Kommentar oder Mail mich an, Mailaddy ist hinterlegt. Vielleicht kann ich ja helfen :o)
        Liebe Grüße, Chris

        • #5 Klaus Schmeh
          21. April 2014

          Danke, ich komme bei Bedarf gerne darauf zurück.

  3. #6 Nils Kopal
    21. April 2014

    Bei der ersten Transkription meint der Friedman Test aus CT2:

    KeyLen = 1.23296
    IC_analyzed = 0.06902
    IC_provided = 0.0667
    Mode = monoalphabetic/cleartext

    => scheinbar Monoalphabetisch. Automatische Analysen haben bisher nur Kauderwelsch rausgeworfen.

    Ich habe mal angenommen, der Text wäre ursprünglisch in Deutsch verfasst. Oder könnte es eine andere Sprache sein?

    • #7 Klaus Schmeh
      21. April 2014

      Es müsste Deutsch sein, da die Karte aus Sachsen stammt. Allerdings stammt sie von einem Flohmarkt. Wir haben daher keine Hintergrundinformationen.

  4. #8 joe
    Berlin
    21. April 2014

    Den einfachen senkrechten Strich würde ich als Worttrenner einstufen.
    Den Punkt-Strich-2waagerecht oder 3waagerecht kann
    durch ihr auftreten in den Wörtern ein S bzw. durch das doppelte auftretten ein ss bzw ein SZ sein.

    Jörg

  5. #9 Klaus Schmeh
    21. April 2014

    Folgender Kommentar hat mich über Facebook erreicht:
    Spontan würde ich sagen, dass hier Noten im Spiel sind bzw. die Tonleiter. Jedem fehlenden anderen Buchstaben wurde dann eine weitere “Note” zugeordnet, möglicherweise nach einem gewissen System.

  6. #10 Svechak
    21. April 2014

    Mir fällt auf, dass es nur ganz wenige (gar keine?) Buchstabenverdoppelungen gibt. Das ist für die deutsche Sprache ungewöhnlich.

  7. #11 Klaus Schmeh
    21. April 2014

    Könnte es nicht sein, dass die Viertelpause für Wortzwischenräume steht. Es ist das häufigste Symbol (18 %). Von den Wortlängen her könnte es passen.

  8. #12 Heino
    22. April 2014

    falls es kein Deutsch wäre – könnte es Sorbisch sein?

    • #13 Klaus Schmeh
      22. April 2014

      Wäre natürlich eine Möglichkeit. Gibt es im Sorbischen Buchstabenverdoppelungen?

  9. #14 Peter Lichtenberger
    Zwei Meter hinter Ostern
    22. April 2014

    Ich möchte auf einen weiteren Umstand mit Kryptopotenzial hinweisen: Die Briefmarke ist schräg geklebt. Sehr verdächtig!

  10. #15 Finn Klein
    Fürth
    22. April 2014

    Hallo, Herr Schmeh.
    Ich bin gerade etwas verwirrt. Wie sind Sie auf die Transkription gekommen? Ich vermute auf Basis der Tonhöhen, aber im Text befinden sich ja auch Zeichen, die in einer Tonleiter nichts zu suchen haben. Ich bitte um Aufklärung! 🙂

  11. #16 Pnugi
    München
    22. April 2014

    @Finn Klein
    Wenn mich nicht alles täuscht, geht es so:
    1. Buchstabe A
    2. Buchstabe B
    3. Buchstabe C

    Beginnend mit dem Buchstaben der wie ein “X” aussieht. Tonhöhen und Dergleichen spielen keine Rolle.

  12. #17 Finn Klein
    Fürth
    22. April 2014

    @Pnugi
    Vielen Dank für die schnelle Abhilfe! Jetzt muss ich nicht dumm sterben 😀

  13. #18 Heino
    22. April 2014

    Ich kann leider kein Sorbisch und habe versucht, Konsonantenverdopplungen zu ergoogeln. Leider ohne Ergebnis. 🙁

  14. #19 Finn Klein
    Fürth
    22. April 2014

    Hab mal die Buchstabenhäufigkeit analysiert, ist ja scheinbar monoalphabetisch. (Ich kann nicht sehen, dass das schon jemand vor mir erledigt hat, sollte dies dennoch so sein, entschuldige ich mich für den unnötigen Post 🙂
    a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y
    1 8 4 20 16 13 7 7 4 1 3 1 7 2 7 8 3 1 4 2 1 2 4 1 1 ∑128
    Prozentuale Häufigkeiten sind also:
    A mit 0,78%, B 6,25%, C 3,125%, D 15,62%, E 12,5%, F 10,15%, G 5,46%, H 5,46%, I 3,125%, J 0,78% K 2,34%, L 0,78%, M 5,46%, O 5,46%, P 6,25%, Q 2,34%, R 0,78%, S 3,125%, T 1,56%, U 0,78%, V 1,56%, W 3,125, X 0,78%, Y 0,78%
    Sind alles ungefähre Prozentwerte, mein Schulfächern rechnet ist nicht sooo genau…
    Hoffe ich konnte helfen

  15. #20 Delia Huegel
    Romania
    22. April 2014

    The text says (I posted an answer also on your FB account): DIE HERZLICHSTEN GRUSE UND KUSSE SENDET DIR MAX. SAGE MEINEN BESTEN DANK FUR DEINE KARTEN HOFFENDLICH KANST DU ES LESEN. ICH BIN GERADE BEI LAUNE. (this is on the address side). WIE BIST DU DENN AM SONTAG NACH HAUSE GEKOMMEN?( the short rows on the photo side) GRUS AN KARL UND ELSE. HEISGELIEBDER (?) ENGEL SEI NOCH MALS GEGRUST UND GEKUSST VON DEINEM MAX.(the three longer rows on the photo side).

    It is written from right to left, bottom to top. The equivalence in musical notes is F is E, E is F, D is G, C is A, B is H and G is D. The straight line is S, the becar is U, the two linked notes are CH, the C (4/4) is I and so on. The pause sign separates the words.

    I hope it helps. Have a musical day 🙂
    Delia

  16. #21 Armin
    22. April 2014

    Die Rückseite lautet:

    DIE HERCLICHSTEN GRÜSE
    UND KÜSSE SENDET DIR
    MAX.
    SAGE MEINEN BESTEN
    DANK FÜR DEINE
    KARTEN
    HOFFENDLICH KANST
    DU ES LESEN . ICH BIN
    GERADE BEI LAUNE .

    Bildseite 1:

    GRUS AN KARL UND ELSE .
    HEISGELIEBDER ENGEL SEI NOCHMALS
    GEGRÜST UND GEKÜSST VON DEINEM MAX.

    Bildseite 2:

    WIE BIST
    DU DENN
    AM SONN=
    TAG
    NACHHAUSE
    GEKOMMEN? M

    • #22 Klaus Schmeh
      22. April 2014

      Vielen Dank!!!!

  17. #23 Klaus Schmeh
    22. April 2014

    ACHTUNG: Die Verschlüsselung ist gelöst!!!
    Ich bereite gerade einen Artikel vor, in dem die Lösung vorgestellt wird. Um Mitternacht soll er fertig sein.

  18. #24 Subbi242
    22. April 2014

    Fantastisch, wenn solche Rätsel gelöst werden. Sie mögen zunächst klein erscheinen, aber tragen Schritt für Schritt zur Erkenntnis bei.