Im 18. Jahrhundert waren Bilderrätsel beliebt, die man als “hieroglyphische Epistel” bezeichnete. Leider ist diese originelle Form der Verschlüsselung inzwischen in Vergessenheit geraten.

Auf der Suche nach interessanten Verschlüsselungen habe ich in den letzten Jahren so manches Museum, so manches Archiv und so manche Privatsammlung durchstöbert. Doch meine neueste Entdeckung habe ich nicht auf Reisen, sondern zuhause am Schreibtisch gemacht – mit Unterstützung von Google und diversen Fotoseiten.

Die Rede ist von “hieroglyphischen Episteln”. So bezeichnete man anscheinend eine bestimmte Art von Texten, bei denen der Urheber einige Wörter durch kleine Zeichnungen ersetzte. Dadurch entstand eine ungewöhnlich Form der Verschlüsselung, die entfernt an ägyptische Hieroglyphen erinnert. Folgende hieroglyphische Epistel aus dem Jahr 1766 habe ich auf der Web-Seite des British Museum gefunden:

Hieroglyphic-Epistel-British-Museum-1776

Es handelt sich also um einen Brief vom Teufel an Gott (ob der Absender wohl authentisch ist?). In vielen Fällen ist es recht einfach, die Bilder durch das passende Wort zu ersetzen. Wer die englische Sprache des 18. Jahrhunderts gut kennt, dürfte erst recht keine Schwierigkeiten haben. Das Ziel der “Verschlüsselung” war also sicherlich nicht die Geheimhaltung. Man beachte außerdem, dass der Brief gedruckt ist. Vermutlich ist diese hieroglyphische Epistel eine Form der Satire.

Sucht man bei Goolge Images nach “Hieroglyphic Epistel”, findet man schnell weitere Beispiele. Die folgende Epistel wurde 1763 gedruckt und stammt erneut vom British Museum. Dieses Mal geht es um einen Brief an den Teufel (der Absender ist dagegen ein Mensch):

Hieroglyphic-Epistel-British-Museum-1763

Eine weitere hieroglyphische Epistel (aus dem Jahr 1760) gibt es bei der Library of Congress:

Hieroglyphic-Epistel-LoC-1760

Hier sind noch ein paar weitere Beispiele:

Wie es aussieht, waren hieroglyphische Episteln im 18. Jahrhundert im englischsprachigen Raum sehr beliebt. Als Absender oder Empfänger kommt auffällig oft der Teufel vor. Leider konnte ich ansonsten über diese Form der Verschlüsselung (die natürlich nur am Rande mit Kryptologie zu tun hat) nicht allzu viel herausfinden. Falls ein Leser mehr weiß, würde es mich interessieren.

Zum Weiterlesen: Aus dem 18. Jahrhundert: Ein verschlüsseltes Buch mit dreieckigen Seiten

Kommentare (8)

  1. #1 Gefbo
    19. März 2015

    Ach guck an, dann tippe ich bei Whatsapp also immer Hieroglyphische Episteln, wer hätte das gedacht? 😉

  2. #2 wahrheitsliebender
    19. März 2015

    Herr Schmeh,

    weil wir gerade alle wieder mal zufällig bei Teufel, Gott, Verschlüsselung und Hieroglyphen angekommen sind – schauen Sie sich doch mal bitte nur kurz 5 Minuten von dem Youtube-Video an, daß ich im Nachbarthread im letzten Kommentar auf “Provokation” von Adent hin beispielhaft eingestellt habe:

    https://scienceblogs.de/hier-wohnen-drachen/2015/03/17/die-erste-blume/

    Ist das nicht verblüffend?

    Gruß!

    PS: Wir hatten das Thema biblische Prophetie hier ja schon ein- zweimal und wissen voneinander, daß Sie nichts von ihr halten und ich Ihnen daraufhin die Kompetenz auf diesem Gebiet absprechen mußte….

    Nichtsdestotrotz – wie (weg)erklären Sie die Vermutung/Verbindung/das Detail um das es im Youtube-Video geht und das ja nur ein unbedeutendes Detail/”Brocken” am Rande der gigantischen Goldadern biblischer Prophetie darstellt, welche die Bibel vom ersten bis zum letzten Buch durchziehen und wie Zahnräder ineinandergreifen?

    • #3 Klaus Schmeh
      21. März 2015

      >daß Sie nichts von ihr halten und ich Ihnen
      >daraufhin die Kompetenz auf diesem Gebiet absprechen mußte….
      Ich warte noch immer auf die erste Bibel-Prophezeiung, die einer Überprüfung standhält. Es soll ja mehrere Hundert geben, da dürfte es nicht ganz so schwer sein, eine zu nennen. Mit fehlender Kompetenz meinerseits hat das nichts zu tun.

  3. #4 Gefbo
    19. März 2015

    Ja, Herr Schmeh, ich hab hier so eine Stelle an meiner Raufasertapete, die sieht exakt aus wie ein Einhorn und zwar direkt neben dem Fenster. Und wissen Sie was? Auf dem Fensterbrett steht eine Topfpflanze mit genau 8 Blättern. 8! Wenn man die 8 herumdreht, dann entsteht daraus das Symbol für Unendlichkeit!!! Es ist genau wie bei Harry Potter beschrieben! Einhornblut macht unsterblich! Erklären Sie das mal (weg)!

    @ wahrheitsliebender, wie wäre es denn mal mit Urlaub? Irgendwo, wo es schön ist, an der frischen Luft, in der Natur. Irgendwo, wo es kein Internet und kein Youtube gibt, mal nur zum Entspannen, was meinst du?

  4. #5 Liaht
    19. März 2015

    Auch wenn es verlockend ist – der erste Brief geht wohl nicht an Gott.

    Die Beschreibung des British Museum verweist auf Lord Chatham. Gemeint ist vermutlich William Pitt d. Ältere, Premierminister im 18. Jahrhundert. Eine kurze Bildersuche bringt zwar nicht die exakte Vorlage der “Hieroglyphe”, zeigt aber eine gewisse Ähnlichkeit. (Anders als beim Absender des 2. Briefs, der am Portrait von Allan Ramsay klar als John Stuart, 3. Earl von Bute erkennbar ist.)

    Auch der Text nennt mehrere andere Lords und Politiker, die im Gespräch in der Hölle auf den Adressaten kommen. Vermutlich war der Verfasser kein Freud der Whigs und bringt ihn so satirisch mit dem Teufel in Verbindung.

    Generell sollen diese Episteln wohl etwas nach Mysterium und Geheimschrift aussehen (genau was man klischeehaft von Teufelsbündlern erwartet), dabei aber so leicht zu entschlüsseln sein, dass ihr despektierlicher Inhalt noch verstanden wurde.

  5. #6 wahrheitsliebender
    20. März 2015

    @ Gefbo

    Danke für den Tipp, war heute Nachmittag in “Augsburgs westlichen Wäldern” bei strahlendem Sonnenschein unterwegs. Hat hier bei uns auf rd. 600 m über Meer sogar noch an einzelnen Stellen Schneereste. Etwas Farbe auf der blanken Schädeldecke zu tanken und Strecke zu machen, war in der Tag wiedermal angebracht.

    Habe jetzt wieder ausreichend Energie und Lust für den “vielleicht sinnvollsten Zeitvertreib auf Erden” – für das Studium des Wortes Gottes.

    Gruß!

  6. #7 nk
    22. März 2015

    Ich muss da direkt an die Fibel denken.

  7. #8 Dave
    29. März 2015

    Zitat: wahrheitsliebender
    >daß Sie nichts von ihr halten und ich Ihnen
    daraufhin die Kompetenz auf diesem Gebiet absprechen mußte….für das Studium des Wortes Gottes<
    Weiß eh Bescheid oder? Ist wirklich nicht ironish oder böse gemeint.

    Liebe Grüße und Gottes Segen