Für mich ist es die Krypto-Entdeckung des Jahres: Der Künstler Charles Dellschau (1830-1923) malte faszinierende Bilder und hinterließ zahlreiche Verschlüsselungen. In der Krypto-Szene ist Dellschau bisher vollkommen unbekannt.
Irgendwann in den 1960er-Jahren entdeckte der Möbel-Restaurator Fred Washington ein paar alte Bücher auf einer Müllkippe in Houston (Texas). Sie enthielten handgemalte Bilder eines gewissen Charles Dellschau aus dem 19. Jahrhundert. Washington bewahrte die insgesamt 13 Bücher in seiner Werkstatt auf.
Auf Umwegen wurden schließlich Kunstexperten auf die ungewöhnlichen Bilder aufmerksam. So wurde Dellschau – fast 50 Jahre nach seinem Tod – zu einem namhaften Künstler. Er gilt heute als bedeutender Vertreter der Outsider-Kunst. So bezeichnet man Kunst, die außerhalb der Kunstszene und unabhängig davon entstanden ist. Einige Bilder von Dellschau gibt es hier.
Charles Dellschau war zu Lebzeiten völlig unbekannt. Er war Metzger von Beruf und hinterließ als Künstler zunächst keine Spuren. Die Dellschau-Bilder, die Washington auf der Müllkippe fand, sind nach heutigem Kenntnisstand die einzigen, die erhalten geblieben sind. Wer die Bilder (bzw. die Bücher, in denen sie enthalten sind) auf die Müllkippe geworfen hat, ist nicht bekannt.
Unerforschte Verschlüsselungen
Was lange Zeit kaum beachtet wurde: Dellschaus Bücher enthalten zahlreiche verschlüsselte Text-Passagen. In der Krypto-Literatur wird Dellschau bisher nirgends erwähnt. Um so mehr freue ich mich, dass mich die Blog-Leserin Ruth Krämer-Klink auf dieses spannende Thema aufmerksam gemacht hat.
Der Dellschau-Experte P. G. Navarro geht davon aus, dass in Dellschaus Büchern mehrere Verschlüsselungsverfahren zum Einsatz kamen. Genaueres kann man im Buch The Secrets of Dellschau von Dennis Crenshaw nachlesen, an dem Navarro mitgewirkt hat. Allerdings ist die Verschlüsselung für Navarro nur ein Nebenschauplatz. Das Buch enthält daher keine systematische Übersicht über Dellschaus Kryptogramme und geht auch sonst nicht ins Detail.
Auffällig ist, dass Dellschau in seinen Bildern häufig eine Geheimschrift verwendet. Navarro hat sie entschlüsselt. Besonders oft kommt folgendes Wort vor:
Es heißt laut Navarro im Klartext NYMZA. Dies ist der Name einer (angeblichen) Organisation, von der Dellschau in seinen Bildern berichtet. Hier sind weitere verschlüsselte Wörter:
Im zweiten Teil des Artikels gibt es einige weitere Informationen zu Dellschau. Ich hoffe, dass durch diese Artikel das Interesse an Dellschaus Verschlüsselungen geweckt wird. Vielleicht hat ja mal jemand Lust, sich ausführlicher damit zu beschäftigen. Bisher gibt es noch nicht einmal eine Zusammenstellug aller Dellschau-Kryptogramme. Welche davon gelöst und welche ungelöst sind, ist erst recht unklar. Außerdem wäre es interessant zu wissen, was Dellschau mit seinen Verschlüsselungen überhaupt bezweckte. Es gibt also noch einiges zu forschen.
Follow @KlausSchmeh
Zum Weiterlesen: Die rätselhaften Bilder und Verschlüsselungen des Charles Dellschau (Teil 2)
Kommentare (4)