Der Künstler Charles Dellschau (1830-1923) malte faszinierende Bilder und hinterließ zahlreiche Verschlüsselungen. War er außerdem in einer Geheimgesellschaft aktiv?

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Charles Dellschau war zu Lebzeiten völlig unbekannt. Seine Bilder wurden nur durch einen Zufall von einer Müllkippe gerettet. Dellschaus Gemälde zeigen oft seltsame Flugobjekte. Hier ist ein Beispiel:

Dellschau-Painting-2

Dellschau war angeblich Mitglied einer geheimen Gruppe in Sonora (Texas), die in den 1850er-Jahren Fluggeräte entwickelte. Diese wurden von einem geheim gehaltenen Treibstoff betrieben. Finanziert wurden die Flugpioniere von der bereits erwähnten Geheimgesellschaft NYMZA, die in Deutschland beheimatet war. Laut Ruth Krämer-Klink, die mich auf Dellschau aufmerksam machte, wollte NYMZA (falls diese Organisation tatsächlich existierte) die Luftfahrt-Technologie im Geheimen vorantreiben und wählte dafür einen abgelegenen Ort in Übersee. Dellschau war als Zeichner in dieser Gruppe aktiv und hatte eventuell noch andere Aufgaben.

Allerdings könnte die ganze Geschichte auch frei erfunden sein. Nach meinem aktuellen Wissensstand halte ich das sogar für sehr wahrscheinlich (ich kenne Dellschau und seine Geschichte allerdings erst seit einigen Tagen).

In den Büchern, die Dellschaus Bilder enthalten, finden sich auch zahlreiche verschlüsselte Texte. Leider konnte ich im Internet nur wenige Beispiele finden. Dies liegt wohl daran, dass die Verschlüsselungen optisch weniger hermachen als die Bilder mit den Flugobjekten und daher seltener gezeigt werden. Das folgende Bild ist eine Ausnahme, denn es enthält sowohl ein Flugobjekt als auch einen verschlüsselten Text (unten rechts):

Dellschau-Painting-3

Die Geheimschrift, die Dellschau verwendete, ist längst gelöst. Laut Ruth Krämer-Klink enthält das folgende Bild den Schlüssel (ich weiß aber leider nicht, wie genau dieser zu interpretieren ist)

Dellschau-Painting-1

Charles Dellschau ist zweifellos eine faszinierende Persönlichkeit, die in der Krypto-Szene bisher völlig zu Unrecht komplett übersehen wurde. Ich bin sicher, dass ich zu diesem Thema in den nächsten Jahren noch das eine oder andere schreiben werde.

Zum Weiterlesen: Top-25 der ungelösten Verschlüsselungen – Platz 17: Das verschlüsselte Notizbuch des Künstlers James Hampton

Kommentare (7)

  1. #1 Moritz Stocker
    5. Mai 2015

    Dazu, dass das unterste Bild den Schlüssel enthalten soll:
    Auffällig ist, dass die Zeichen, die laut dem ersten Teil für “N” und “M” stehen, sowie die Zeichen, die für “Y” und “Z” stehen, benachbart sind. Dazu passt allerdings das “A” aus dem ersten Teil nicht. Das wäre dann eher ein “G”.

  2. #2 Gert Brantner
    Berlin
    6. Mai 2015

    Das hat jetzt zwar leider nicht mit den verschlüsselten Texten zu tun, aber bei Betrachtung der Zeichnungen werde ich ganz stark an die Arbeiten von Karl Hans Janke (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Hans_Janke) erinnert.

  3. #3 merzmensch
    7. Mai 2015

    Stimmt, es gibt viele Parallelen, die Dellschau mit anderen Vertretern von art brut verbindet.

    Man hat auch typologische Ähnlichkeiten in der Ästhetik von Wölfli (https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_W%C3%B6lfli) gefunden. Nur dass in Gegensatz zu den obererwähnten Outsider-Künstlern war Dellschau laut seinen Angehörigen durch keine psychische Störungen aufgefallen. Seine Exzentrik druckte sich dadurch aus (laut einer Aussage seiner Enkeltochter, s: Crenshaw), dass er sich für zwei letzte Jahrzehnte in seinem Zimmer verschliess, dort etwas malte, klebte, schrieb und zeichnete, und sein Zimmer nur verliess, um Tinte und Papier zu holen. Mit Besessenheit. Als ob er Angst hatte, dass seine Kenntnisse und Erfahrungen mit ihm das Zeitliche segnen könnten.

  4. #4 Kent
    7. Mai 2015

    According to P.G. Navarro, who wrote a book about Dellschau and worked on his cryptograms the signs on plate 1637 (the one with Peter Mennis name) should decrypt as follows:
    Left side top down: P O N M L K I H A B C D E F G
    Rights side top down: Q R S T U W X Y CH SCH (O=double the prior)
    No J or V
    P. G.Navarro, e-mail to Stephen Romano, July 30, 2012.

    In James Brett et al in Charles A. A. Dellschau 1830-1923

    This would cause the left cipher on this plate to read, in English, something like
    “O yes we didden know nothing say” and the right side “Now talk about your dirigibels”
    A dirigible is another word for air ship. Dellschau’s English was apparently sometimes a bit shaky.

    Similarly, this system would cause the cipher in Klausis Krypto Dellchau Teil 1 to read: man muss sich zu ….

  5. #5 Kent
    7. Mai 2015

    Based on the Navarro system the 7 letter cipher in the lower left corner of Dellschau plates 2364 and 2365 would decrypt to “mynbaby” (“mine baby”). A little odd perhaps but in plate 2519 the airship is called “Babymyn” in plaintext so it seems to fit.

  6. #6 Kent
    8. Mai 2015

    @Klaus/ This is a very nice initiative. Unfortunately I was not able to locate any others where I could read the cipher inscription. There seem to be only a few online and the resolution not good enough for my old eyes. If you know where more can be obtained that are readable I would be happy to take a look. All the best.Kent

  7. #7 Stephen Romano
    Brooklyn
    27. Dezember 2015

    If you want more of the coded essages, email me at romanostephen@gmail.com