Auf dem Lauf einer Pistole der Marke Mauser aus dem Jahr 1930 befindet sich eine Aufschrift. Diese ist in einer ungewöhnlichen Schrift verfasst. Kann jemand diesen rätselhaften Schriftzug entschlüsseln?

Als mir der Waffensammler Werner Frank seine Pistole vom Typ Mauser 1914 zeigt, gibt er mir gleich eine Lupe dazu. Ohne das Vergrößerungsglas ist ein interessantes Detail der Waffe kaum zu erkennen: eine etwa 1,2 Zentimeter lange Aufschrift auf dem Lauf. Auf dem folgenden Foto ist sie rechts über dem Abzugszüngel zu erahnen:

Mauser-Kryptogramm (3)

Die Pistole (Kaliber 7,65) stammt aus dem Jahr 1930. Werner Frank besitzt sie seit 30 Jahren und fragt sich seitdem, was die seltsame Aufschrift wohl bedeuten mag. Das folgende Foto zeigt sie im Detail:

Mauser-Cryptogram-01

Hier sind zwei weitere Darstellungen:

Mauser-Cryptogram-03

Mauser-Cryptogram-02

Die Schrift ist übrigens in die Pistole eingefräst. Sie dürfte bereits bei der Herstellung so ausgesehen haben. Dass ein Teil davon abgeblättert ist oder sich aus einem anderem Grund verändert hat, ist augenscheinlich nicht der Fall.

Leider ist mir völlig unklar, was die Aufschrift bedeutet. Handelt es sich um eine Verschlüsselung? Oder um eine in Europa wenig bekannte Schrift? Sachdienliche Hinweise nehme ich, wie immer, gerne entgegen. Vielleicht lässt sich das Rätsel ja nach 30 Jahren lösen.

Zum Weiterlesen: Top-25 der ungelösten Verschlüsselungen – Platz 19: Das Rätsel der chinesischen Goldbarren

Kommentare (25)

  1. #1 Peter
    6. Juli 2015

    Ich denke da wollte jemand die Seriennummer zerstören um die Herkunft und den Besitzer zu verbergen. Mit Polieren und ätzen könnte man die wohl wieder sichtbar machen.

  2. #2 cimddwc
    6. Juli 2015

    Sieht für mich nach einem missglückten/verkratzten GERMANY aus. Insbesondere nach einem Blick aufs Wikipedia-Bild, wo das auch an dieser Stelle steht (wenn auch anscheinend größer).

  3. #3 gedankenknick
    6. Juli 2015

    Ich halte es nicht für eine “überfräste” Seriennummer. Eine Google-Bildersuche zeigt, dass auf der rechten Pistolenseite über dem Abzug normaler Weise keine Schriften/Zeichen angebracht sind. Die von außen sichtbare Seriennummer ist in Schussrichtung links vorne am Schlitten (der auf dem hier gezeigten Bild zusammen mit dem Lauf fehlt). Die Seriennummer auf dem Korpus (so dieser eine hat) liegt vermutlich innen bzw. unter der Griffverkleidung.

    Ich halte das schon für eine persönliche Markierung bzw. Widmung. Zur Herkunft der Zeichen kann ich leider nichts sinnvolles beitragen.

  4. #4 a.pipkin
    6. Juli 2015

    Ich würde die Theorie von cimddwc unterstützen. Da hat wohl der Lehrling das Schlageisen mit dem Germany Schriftzug schräg ans Werkstück gehalten und nur die untere Hälfte eingeschlagen, dann versucht nachzubessern und mit Versatz nochmal drübergeschlagen.

  5. #5 Max Baertl
    6. Juli 2015

    Es ist vor allem bei Kriminellen ein weitverbreitetes Vorgehen, die Seriennummer/Länderkennung rauszukratzen um eine Identifikation der Waffe zu erschweren. Vielleicht war die Waffe mal in ein Verbrechen verwickelt ?

  6. #6 Adrian
    Süddeutschland
    7. Juli 2015

    Also an dieser Stelle ist bei der Waffe normalerweise nichts eingestanzt, soweit ich das der Google-Bildersuche entnehmen kann. Nur auf der anderen Seite ist etwas eingestanzt.
    cimddwc hat da schon sehr gut gesehen, dass dies der untere Teil vom Wort GERMANY sein muss – aber definitiv nicht mit dem Stanzer gefertigt wurde, der für den GERMANY Schriftzug auf der gegenüberliegenden Seite verwendet wird. Denn die Schriftart passt nicht! Das markante G ist hier nicht zu erkennen.
    Nun kann es sein, dass im Laufe der Produktion die Schriftzüge verändert wurden… Das muss ein Waffen-Profi mal beurteilen…
    Aber grundsätzlich bin ich derselben Meinung wie cimddwc. Respekt, hätte ich so nicht gesehen!

  7. #7 Peter
    7. Juli 2015

    Ich denke GERMANY kommt hin. Mit etwas Fantasie kann man ein GER erkennen.
    @cimddwc
    Ein verpatzter Doppelschlag kommt da gut hin.

  8. #8 Axel
    7. Juli 2015

    Würde auch sagen das es ein versemmeltes Germany sein soll. Ich habe mehrere Bilder von Mauser 1914 gefunden wo Germany eingestanzt war. Allerdings immer hinter dem Abzug nie davor, wie auf dem Bild hier. Bin zwar kein Fachmann für Metallbearbeitung, aber wenn der Schriftzug gefräst wäre würde es diesen “Grat” um die Buchstaben nicht geben.

  9. #9 Axel
    7. Juli 2015
  10. #10 Peter
    7. Juli 2015

    Mit Print Zeichnungsprogramm bekommt man so was ähnliches hin. Oberer Teil von Germany in den unteren Teil etwas nach rechts versetzt. Gut zu sehnen am Ende das `l` als Y und noch etwas vom N 🙂

  11. #11 Peter Lichtenberger
    Am Hitzepol
    7. Juli 2015

    Mausers wurden auch Exportiert: hier ein Beispiel für einen China-Kontrakt mit einer Gravur über dem Abzug:
    https://www.hermann-historica.de/auktion/hhm63.pl?f=NR_LOT&c=845&t=temartic_S_GB&db=kat63_s.txt

    Zweite Möglichkeit: eine persönliche Markierung des Besitzers, z.B. der Name.

  12. #12 weyoun
    7. Juli 2015

    Ich dachte es wären hebräische Buchstaben.

  13. #13 Braunschweiger
    7. Juli 2015

    Für mich sieht es auch nach einem etwas verunglückten Hebräisch oder einer ähnlichen Schrift aus, möglicherweise auch mit übereinandergesetzten Zeichen.

  14. #14 Richard SantaColoma
    https://proto57.wordpress.com/
    7. Juli 2015

    I, too, believe cimddwc is correct, that this was a flawed stamping of “Germany”. The other points here are good ones, that the raised edges of the markings imply that this was die-struck, and not engraved. If so, the die may have been accidentily held at an angle, striking only the lower half of the letters… then it might have slipped, or jumped a bit, for a second strike by the worker.

    The lower quality of the strike, compared to the nice quality of the gun, may make sense, since “Germany” was probably added later by different craftsmen, when taking some stock for export.

    In any case, maybe someone “drank their lunch”, so to speak. Or, as they also say, “Never buy a car made on Monday”.

  15. #15 gedankenknick
    7. Juli 2015

    Mich haben die Zeichen auch erst wage an Hebräisch erinnert. Zumal ich mich damit so gar nicht auskenne. Und dann habe ich mich ungemein an https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Doppelmord_in_der_Rue_Morgue erinnert gefühlt, wo jeder Zeuge eine andere Fremdsprache (des Mörders) identifizierte, die gerade er selber aber nicht sprach… Naja, und dann habe ich es mit Dieter Nuhr gehalten.

    Haben wir denn einen Leser, der des Hebräischen mächtig ist, dabei?

  16. #16 Braunschweiger
    7. Juli 2015

    @gedankenknick: Fühle mich ertappt. Nein, ich kann nicht wirklich Hebräisch.
    Das Argument mit E.A. Poe und Msr. Dupin ist wirklich gut. Vielleicht hat hier sogar die Mehrheit recht.

  17. #17 Braunschweiger
    7. Juli 2015

    Die Idee von cimddwc in #2, und weiter von a.pipkin in #4 und P. Lichtenberger #11 scheint mir ziemlich treffend zu sein. Es wäre ja auch naheliegend, dass eine exportierte Waffe mit einem “Germany” versehen wird.

    Zum Vergleich habe ich habe ich einmal das dritte Schriftbild in zwei Teile zerlegt und neu zusammengesetzt, mit einer Gegenüberstellung zu einem Mauser-Schriftzug. Das Ergebnis ist hier zu sehen: Vergleich.
    Die Annahme eines GERMANY scheint gut zu passen.

    Im Einzelnen habe ich folgendes gemacht: das heruntergeladene Schriftbild um 4° rechts herum gedreht, Kontrast erhöht. Den oberen Teil des Schriftzuges kopiert und etwas willkürlich an eine passende Stelle platziert. Ausschlaggebend war dafür eine stimmige Schrifthöhe und passende Form von insbesondere “AN”. Obere u. untere Hälften des Schriftzuges schienen überlagert, daher Teile des Bildes, die ausschließlich in die andere Hälfte zu gehören scheinen, entfernt oder überdeckt (teilweise etwas unsauber, und auch spekulativ).

    Für den Schriftvergleich habe ich die Herstellerinsignie von der linken Seite einer Pistole Mauser 1910 verwendet, die in der Wikipedia in ausreichender Auflösung zur Verfügung steht. Die bearbeitete Schrift wirkt etwas größer, was an der Auflösung des vorhandenen Fotos liegt. Man kann erkennen, dass die Schriften recht gut übereinstimmen, inbesondere E – R – M – N, das A mit umgekehrt schiefem Unterbalken, und das G passt zwar, wirkt aber in meiner Bearbeitung etwas willkürlich. Die Mauser-Schrift ist aber wiedererkennbar.

    Ingesamt bin ich recht überzeugt, dass es ein missglücktes “GERMANY” ist, zumindest so sehr, dass ich weiter untersuchen würde, ob die Annahme noch zu erhärten ist.
    — Das für den Schriftauszug verwendete Bild ist aus Wikipedia “File:Mauser_1910_IMG_6820.JPG” und zur Bearbeitung gemeinfrei (Attribution: Photograph by Rama, Wikimedia Commons, Cc-by-sa-2.0-fr).

    • #18 Klaus Schmeh
      7. Juli 2015

      Sieht sehr überzeugend aus. Der Verdacht, dass der Schriftzug GERMANY bedeutet, erhärtet sich also.

  18. #19 Joe
    Berlin
    7. Juli 2015

    Das LKA kann da bestimmt helfen. Es gibt bereits gesicherte Verfahren um diese Überstanzungen wieder lesbar zu machen.

  19. #20 Klaus Schmeh
    7. Juli 2015

    Facebook-Kommentar von Frank G. Gerigk:
    Ich hatte zunächst an Kurzzweigrunen aus dem jüngeren Futhark gedacht, doch das haut irgendwie nicht hin.
    Womöglich spielt uns die menschliche Mustererkennung im Gehirn nur einen Streich und gaukelt uns Zeichen vor, wo keine sind? Es sieht ja fast so aus, als wäre der Lauf aus Versehen unter eine Stanze geraten, in der ein Werkzeug eingespannt war, welches nach und nach Spuren auf dem Lauf hinterlassen hat, bevor es einen kleinen Ruck weitertransportiert wurde, anfänglich mit starkem Druck, danach ließ die Kraft des Werkzeugs nach. Dafür spräche, dass die “Buchstaben” zunächst ineinander verschlungen sind und hernach nur noch wie Bruchstücke erscheinen.

  20. #21 Klaus Schmeh
    7. Juli 2015

    Danke für die vielen Kommentare. Es sieht tatsächlich nach einem verunglückten GERMANY aus.

  21. #22 peterm
    Schaffhausen/Schweiz
    19. Juli 2015

    Der Griff der Waffe sieht nach Elfenbein aus.
    Dies ist/war eher üblich für Geschenke, wie diese bei Ehrungen
    oder anderen besonderen Gelegenheiten überreicht wurden.
    Damit wäre die Inschrift im Zusamenhang mit dem Anlass der Ehrung
    oder mit dem Empfänger zu sehen.
    Die verwendeten Zeichen können daher dem Gebrauch, auch rituellen Gebrauch der Vereinigung,
    der Gesellschaft, allenfalls einer damals nicht unüblichen Geheimgesellschaft etc zugeordnet sein.
    Die Bedeutung GERMANY ist eher unwahrscheinlich,
    denn die Qualität der Waffe und das eher unüblich kostbare
    Griffstück lässt es kaum zu, dass stümperhaft daran gearbeitet wurde.
    Es ist eher anzunehmen, dass besondere Sorgfalt angewendet wurde.

    • #23 Klaus Schmeh
      19. Juli 2015

      >Der Griff der Waffe sieht nach Elfenbein aus.
      Ja, es ist Elfenbein.

  22. #24 StefanB
    München
    17. August 2015

    Ob es sich um verkantet/ versetzt eingeschlagene Buchstaben handelt sollte mit besseren Bildern zu sehen sein. Wenn unter einem Auflicht- Mikroskop Aufnahmen gemacht werden aus verschiedenen Winkeln und Beleuchtung aus verschiedenen Richtungen sieht man das normal sehr gut, weil ein zweiter Einschlag Grate in den ersten aufwirft.
    So könnte man im Bildbearbeitungsprogramm den ersten und zweiten isolieren und versetzen um die Gesamtheit zu erkennen.
    Allerdings bin ich auch der Meinung dass bei einer Waffe mit Elfenbeingriff sicher eine Verpfuschte Beschriftung bemerkt worden wäre und so nicht von einer Qualitätsfirma ausgeliefert worden wäre. Selbst bei “normalen” Ausführungen gibt es so etwas kaum.
    Denkbar wäre aber ein späterer Autausch von Teilen, vielleicht gehören die Griffe ja gar nicht original zu dieser Waffe.
    Ich denke Klarheit kann eine genauere Untersuchung am Original bringen.
    Nachträgliche Veränderungen sollten auch an der Brünierung zu sehen sein.

  23. #25 Kyrmse
    São Paulo / Brasilien
    16. Juli 2016

    Wieso lesen eigentlich manche leute, die kommentare machen, nicht das, was ihre vorgänger (teils mit überzeugenden argumenten) schon geschrieben haben?