Die englische Schauspielerin Diana Dors hinterließ einen verschlüsselten Text. Dieser soll zu zwei Millionen Pfund führen, die sie irgendwo deponiert hat.
Die Schauspielerin Diana Dors (1931-1984) galt einst als die britische Marilyn Monroe. In mehreren Dutzend Filmen verkörperte sie eine verführerische Blondine, und auch ihr Privatleben war dem einer Filmdiva würdig. Diana Dors starb mit 52 Jahren an Krebs. Das folgende Bild zeigt sie mit Rudi Carrell.
Diana Dors’ verschlüsselte Nachricht
Am vergangenen Dienstag nahm ich in Warschau an einem Symposium zur Geschichte der Enigma teil. Dort traf ich unter anderem den britischen Kryptologen Andrew Clark von der University of London (auf dem Foto ist er in der Mitte abgebildet, links ist Dermot Turing, der Neffe von Alan Turing, zu sehen).
Andrew Clark erzählte mir eine Geschichte, die ich noch nicht kannte. Diana Dors, so berichtete er, habe etwa eineinhalb Jahre vor ihrem Tod ihrem Sohn einen verschlüsselten Zettel übergeben. Auf diesem war angeblich notiert, wo sich etwa zwei Millionen Pfund befanden, die Dors irgendwo deponiert hatte. Diana Dors war zu diesem Zeitpunkt bereits an Krebs erkrankt und rechnete wohl damit, nicht mehr lange zu leben. Details zu dieser Geschichte werden in einer britischen Fernseh-Dokumentation erzählt, auf die ich am Ende des Artikels eingehe. Aus dieser Dokumentation stammt das folgende Bild des verschlüsselten Zettels (ein besseres habe ich nicht).
Diana Dors Sohn Mark Dawson versuchte erst nach dem Tod seiner Mutter, das Kryptogramm zu entschlüsseln. Angeblich hatte Dors’ dritter und letzter Ehemann Alan Lake den Schlüssel dazu. Dieser überlebte Dors jedoch nur um sechs Monate. Dawson musste daher versuchen, die Verschlüsselung ohne Insider-Informationen zu knacken.
Hätte Dawson Klausis Krypto Kolumne gelesen (die es damals allerdings noch nicht gab), dann hätte er schnell erkannt, dass die erste Zeile eine Freimaurer-Verschlüsselung ist (siehe zum Beispiel hier).
Nach einigen Recherchen konnte Dawson die Verschlüsselung schließlich auch ohne Klausis Krypto Kolumne lösen. Hier ist der Schlüssel:
Der Klartext lautet (mit ergänzten Leerzeichen): LOCATIONS AND NAMES
Doch was hatte es mit dem Rest des Kryptogramms auf sich? Hier ist eine Transkription:
EAWVL XEIMO RZTIC SELKM KMRUQ QPYFC ZAOUA TNEYS QOHVQ YPLYS OEOEW TCEFY ZZEPI NYAUD RZUGM SSONV JDAER SZNVS QSHRK XPVCC WUAEJ JTWGC WQRCC NRBKZ VIITF RZLTS VOAIB NQZOK VANJJ TFAJO GYUEB XZHRY UFSDM ZEBRK GIECJ QZHFY QBYVU FNEGD EDIXF YZHOM PMNLQ XFHFO UXAEB HZSNO EAUIL JXIWD KTUDN MCCGC EURDG SRBCW GMNKC RLHER HETVP GWOGC WANVJ NGYTZ RALTM TAYTL UUSKM QIRZH
Mit dieser Verschlüsselung konnte Dawson nichts anfangen. Er holte sich daher professionelle Hilfe in Form von drei britischen Kryptologen (einer davon war Andrew Clark, der mir die Geschichte diese Woche erzählte).
Der Klartext gibt Rätsel auf
Statistische Untersuchungen sprachen für eine Vigenère-Chiffre. Der Schlüssel war jedoch nicht LOCATIONS AND NAMES, wie man vermuten könnte, sondern DMARYFLUCK (abgeleitet von Dors bürgerlichem Namen Diana Mary Fluck). Die erste Zeile entschlüsselte sich damit wie folgt:
Geheimtext: EAWVL XEIMO RZTIC SELKM KMRUQ Schlüssel: DMARY FLUCK DMARY FLUCK DMARY Klartext: BOWEN STOKE ONTRE NTRIC HARDS
Insgesamt entwpuppte sich der Klartext als eine Liste von Nachnamen, jeweils gefolgt von einer Stadt in England oder Wales:
- Bowen, Stoke On Trent
- Richards, Leeds
- Woodcock, Winchester
- Wilson, York
- Downey, Kingston Upon Hull
- Grant, Nottingham
- Sebastian, Leicester
- Leigh, Ipswich
- Morris, Cardiff
- Mason, Slough
- Edmundson, Portsmouth
- Padwell, London
- Pyewacket, Brighton
- McManus, Sunderland
- Coyle, Bournemouth
- Humphries, Birmingham
- Dante, Manchester
- Bluestone, Liverpool
- Cooper, Bristol
Über die Bedeutung dieser Liste habe ich keine weiteren Informationen gefunden. Auch die Fernseh-Dokumentation gibt keinen Aufschluss. Allem Anschein nach hat Diana Dors’ Sohn die Millionen bisher nicht gefunden. Es ist auch unklar, ob die Schauspielerin überhaupt so viel Geld hinterlassen konnte. Sie verdiente zwar sehr gut, konnte jedoch schlecht mit Geld umgehen und musste nach ihrer Karriere einen Offenbarungseid leisten.
Wer dennoch eine Idee hat, was die Namensliste bedeutet oder wie man sonst weiterkommen könnte, möge sich melden.
Hier ist der Fernseh-Dokumentation (Andrew Clark ist mehrfach darin zu sehen):
Zu dieser Sendung gab es auch eine Web-Seite, die inzwischen jedoch nur noch über das Internet-Archiv zugänglich ist.
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Zum Weiterlesen: Der Schatz und das Kryptogramm des Piraten “La Buse”
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