Eine echte Rarität: Zwölf verschlüsselte Postkarten aus dem frühen 20. Jahrhundert warten auf ihre Dechiffrierung.

Der Krypto-Experte und Comedy-Hacker Tobias Schrödel hat mir eine Serie von zwölf wunderschönen verschlüsselten Postkarten aus den Jahren 1900 und 1901 zur Verfügung gestellt.

Verschlüsselte Postkarten sind zwar keine Seltenheit, wie Leser von Klausis Krypto Kolumne wissen (siehe etwa hier), doch so viele auf einmal und dann noch mit so schönen Motiven ist schon außergewöhnlich. Heute stelle ich die ersten zwei davon vor, der Rest kommt in den nächsten Tagen. Die zwölf Karten sind mit den Monaten von Januar bis Dezember beschriftet. Ich werde die Monatsreihenfolge jedoch nicht einhalten und stattdessen chronologisch vorgehen.

Die älteste Karte wurde am 16. Mai 1900 verschickt. Empfängerin war (wie in allen zwölf Fällen) eine Hedwig Zipfel in Zeitz. Ich nehme an, es handelt sich um die Stadt Zeitz im heutigen Sachsen-Anhalt. Abgeschickt wurde die Karte in Friedrichsort bei Kiel.

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Bitte vormerken: Am 8. Juni 2016 bin ich an einer spannenden Veranstaltung in Soest beteiligt: DIE CODEKNACKER.
Der Abend steht unter dem Motto “Faszinierend – Atemberaubend – Unterhaltsam”.
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Falls jemand einen verschlüsselten Text (z. B. Postkarte oder Brief) aus dem Raum Soest kennt, bitte melden.
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Die zweite Karte  stammt vom 26. Mai 1900. Der Absender (vermutlich der Geliebte von  Frau Zipfel) war inzwischen wohl vom fernen Kiel ins deutlich näher gelegene Heldrungen (Thüringen) weitergereist.

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Schafft es jemand, die beiden Karten zu dechiffrieren? Ich vermute stark, dass wir es hier mit zwei Liebesbotschaften zu tun haben.

Zum  Weiterlesen: Ein einzigartiger kryptologischer Schatz: 35 verschlüsselte Postkarten aus dem 19. Jahrhundert

Kommentare (5)

  1. #1 Peter Lichtenberger
    Bei der Lösung
    17. April 2016

    Das ist eine Winkelchiffre, welche ähnlich der Freimaurerchiffre ist (habe ich als Kind benutzt). Dazu zeichnet man 8eckige Sterne aus je 4 Linien und vergibt die Buchstaben zunächst nach einzelnen Halbinien, dann die Winkel aus jeweils zwei Halblinien. Da hier auch noch Punkte verwendet werden ist dies äquivalent der Freimaurerchiffre mit weiteren Buchstaben zu ergänzen. Die fetten Pünktchen auf den Linien sollen dagegen zeigen, wo sich die Mitte des Sterns befinden. Damit ist eindeutig zwischen den einzelnen Halblinien zu unterscheiden (zB. ob es jene von der Mitte nach links oben oder jene von der Mitte nach rechts unten ist).

  2. #2 Mirko Gutjahr
    Wittenberg
    17. April 2016

    War nicht so schwer: Der Anfang lautet: ” Meine liebe gute Hedwig (Schmatz) nach heutiger Nachricht von Heldrungen komme ach (sic!) erst nach Pfingsten auf Urlaub wegen den Vogelschieszen brieflich naeheres hierueber.”

  3. #3 Mirko Gutjahr
    17. April 2016

    Die zweite Karte enthält ebenfalls brisante Informationen: “Gestern abend hier angekommen. Heute Mittag ein halbes Eisbein verzehrt.(…)

  4. #4 Mirko Gutjahr
    17. April 2016

    Also: Die erste Karte lautet komplett:
    Meine liebe gute Hedwig (Schmatz) nach heutiger Nachricht von Heldrungen komme ach (sic!) erst nach Pfingsten auf Urlaub wegen den Vogelschieszen brieflich naeheres hierueber viele Gruesze von meinen Angehoerigen von mir die herzergreifenpsten (sic!) suesesten(sic!) Kuesse von P Hugo grueszt auch F Fiep”

    Die zweite Karte lautet vollständig:
    “Gestern Abend hier angekommen heute Mittag ein halbes Eisbein verzehrt ein wahrer Hochgenusz Gruesze u. Kuesse v. D. Hugo Es thut mir sehr leid dasz ich ueber den Aufenthalt der Morgensternschen Schwester in Zeits (sic!) nicht oriendiert (sic!) war D.H.”

    Beste Gruesze…äh Grüße,
    Mirko Gutjahr

    • #5 Klaus Schmeh
      18. April 2016

      Toll! Vielen Dank! Das sind mal wieder Texte aus dem wahren Leben.