Mata Hari, die schöne Tänzerin, die zur Spionin wurde, ist eine Legende. Weniger bekannt ist, dass der berühmten Agentin dechiffrierte Telegramme zum Verhängnis wurden. 

Mata Hari hieß eigentlich Margaretha Geertruida Zelle und war Niederländerin. Die 1876 geborene Tochter eines Hutmachers gab sich als indische Templetänzerin aus und legte sich eine dazu passende Lebensgeschichte zurecht. Um 1904 wurde sie damit in Paris berühmt. Ihre Rolle als exotische Tänzerin spielte sie so perfekt, dass ihr schon bald die feine Gesellschaft der französischen Hauptstadt zu Füßen lag.

 

Von der Tänzerin zur Spionin

Mata Haris Erfolg ließ zwar nach einigen Jahren nach, doch bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 konnte sie sich immer wieder gut bezahlte Auftritte und die Unterstützung hochgestellter Herren sichern. Ihr teurer Lebensstil brachte sie dennoch immer wieder in Geldnöte.

Mata-Hari

Nach Ausbruch des Krieges hatte man in Frankreich andere Sorgen als die Tänze einer exotischen Schönheit. So kam Mata Haris Karriere zum Erliegen. Daher kam ihr im Jahr 1915 ein Angebot des preußischen Militär-Geheimdiensts (“Abteilung IIIb”) gerade recht, gegen Bezahlung für Deutschland zu spionieren. Ihre immer noch guten Kontakte zu französischen Politikern und Offizieren sollte sie nutzen, um die Kriegspläne der Franzosen auszukundschaften.

In einer kurzen Ausbildung lernte Mata Hari unter anderem das Schreiben mit Geheimtinte.

Eine ihrer ersten Reisen als Agentin führte Mata Hari nach Madrid, wo sie ihren Agentenführer Arnold Kalle traf. Dieser schickte anschließend ein Telegramm – verschlüsselt mit dem Codebuch des Auswärtigen Amtes (AA-Satzbuch) – an seinen IIIb-Kontaktmann in Amsterdam. Dummerweise hörte der britische Geheimdienst mit. Dort besaß man eine Kopie des AA-Satzbuchs, die ein in der deutschen Kommandantur von Brüssel arbeitender V-Mann im November 1914 angefertigt hatte. So erfuhr der britische Geheimdienst, dass Mata Hari eine Spionin war.

Die Briten warnten die Franzosen, doch noch hatten diese nicht genug in der Hand, um die ehemalige Tänzerin zu verhaften. Es fiel jedoch auf, dass Mata Hari verschlüsselte Briefe mit verschiedenen Personen austauschte. Zudem geriet ein weiteres verschlüsseltes Telegramm von Arnold Kalle nach Amsterdam in die falschen Hände. Dieses Mal konnten es die Franzosen abfangen und dechiffrieren. Das Telegramm enthielt die Anweisung, Mata Hari nach ihrer Rückkehr nach Amsterdam 20.000 holländische Gulden auszuhändigen. Im Februar 1917 wurde die Spionin verhaftet. Sie wurde zum Tode verurteilt und erschossen.

Bei ihrer Verhaftung soll Mata Hari eine Flüssigkeit dabei gehabt haben, die sie als Verhütungsmittel ausgab, bei der es sich in Wirklichkeit jedoch um eine Geheimtinte handelte.

 

Wer weiß mehr über die kryptografischen Hintergründe?

Die Kryptografie spielte bei der Verhaftung Mata Haris also eine wichtige Rolle. Wie bei vielen anderen Kriminal- und Spionagefällen gilt jedoch auch hier: Über die kryptografischen Details sagen die Quellen nur wenig aus. Das AA-Satzbuch gibt es anscheinend in der Deutschen Digitale Bibliothek. Wie die Deutschen es nutzten (möglicherweise mit einem zusätzlichen Verschlüsselungsschritt), ist mir nicht bekannt. Und welche Verschlüsselungsmethoden Mata Hari selbst nutzte (vielleicht nutzte sie nur Geheimtinte), weiß ich ebenfalls nicht.

Falls jemand mehr weiß, möge er sich bitte melden.

Mehr zu Mata Hari (wenn auch nicht zur Kryptografie, die im Zusammenhang mit ihr eine Rolle spielte) gibt es in einer Folge des sehr empfehlenswerten Podcasts Hoaxilla.

Zu Weiterlesen: Dieser Spion blamierte das US-Militär bis auf die Knochen

Kommentare (1)