Carl von Rabenhaupt verschickte 1643 einen Brief, der hauptsächlich aus Zahlen und Symbolen bestand. Kann jemand diese Verschlüsselung knacken?
Carl von Rabenhaupt (1602-1675) war ein Adliger und Offizier, der erst im fortgeschritttenen Alter von 72 Jahren zu seinem “Claim to Fame” kam. Nachdem er im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausreichend militärische Erfahrung gesammelt hatte, verdingte er sich 1672 als Heereskommandant der niederländischen Stadt Groningen. Als diese einige Wochen später vom Fürstbischof von Münster belagert wurde, war Rabenhaupt gefragt. Unter seiner Führung gelang es, Groningen zu verteidigen, was ihn zum Volkshelden machte.
Auf dem Historic Ciphers Colloquium in Kassel traf ich den Slowaken Eugen Antal. Eugen gehört zur erstaunlich aktiven Krypto-Geschichts-Szene in Tschechien und der Slowakei, die sogar eine eigene Zeitschrift (Crypto-World) herausgibt.
Eugen berichtete mir von einem verschlüsselten Brief des besagten Carl von Rabenhaupt aus dem Jahr 1646 (also aus der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs), der in einem tschechischen Archiv aufgetaucht ist. Er schickte mir dankenswerterweise einen Scan zu.
Genau genommen handelt es sich um zwei Briefe, allerdings ist nur einer verschlüsselt. Es handelt sich um Korrespondenz zwischen Carl von Rabenhaupt und einer Amalie Elisabeth. Laut Eugen Antal wurden die Nachrichten in Arnsberg abgefangen und niemals ausgeliefert. Hier ist der verschlüsselt Brief (Quelle):
Und hier das unverschlüsselte Schreiben (Quelle):
Die viele Zahlen (z. B. 20, 24, 129), die im Geheimtext vorkommen, sprechen dafür, dass von Rabenhaupt zur Verschlüsselung einen Nomenklator verwendet hat (ein Nomenklator ist eine Tabelle, die jedem Buchstaben des Alphabets und außerdem einigen Wörtern jeweils eine Zahl oder eine Zeichenfolge oder ein Symbol zuordnet). Möglicherweise stehen in diesem Fall die Symbole für Buchstaben und die Zahlen für Wörter.
Leider gibt es meines Wissens momentan weltweit keinen Spezialisten für das Knacken von Nomenklatoren (im Gegensatz zu früher, als diese Form des Verschlüsselns weit verbreitet war). Dies ist schade, denn in den Archiven schlummern noch massenweise ungelöste Nomenklator-verschlüsselte Texte.
Um den Brief dechiffrieren zu können, ist es sicherlich hilfreich, wenn man die Klartext-Passagen lesen kann. Leider ist das nicht ganz einfach.
Eugen Antal hat in der besagten Zeitschrift Crypto-World bereits einige statistische Analysen des Rabenhaupt-Kryptogramms durchgeführt – auf Slowakisch.
Kann jemand etwas zur Dechiffrierung dieses Briefs (ich werde ihn “Rabenhaupt-Kryptogramm” nennen) beitragen? Hinweise nehme ich gerne entgegen.
Follow @KlausSchmeh
Zum Weiterlesen: Die ungelöste Geheimschrift von Kaiser Ferdinand III.
Kommentare (35)