Carl von Rabenhaupt verschickte 1643 einen Brief, der hauptsächlich aus Zahlen und Symbolen bestand. Kann jemand diese Verschlüsselung knacken?

Carl von Rabenhaupt (1602-1675) war ein Adliger und Offizier, der erst im fortgeschritttenen Alter von 72 Jahren zu seinem “Claim to Fame” kam. Nachdem er im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ausreichend militärische Erfahrung gesammelt hatte, verdingte er sich 1672 als Heereskommandant der niederländischen Stadt Groningen. Als diese einige Wochen später vom Fürstbischof von Münster belagert wurde, war Rabenhaupt gefragt. Unter seiner Führung gelang es, Groningen zu verteidigen, was ihn zum Volkshelden machte.

Rabenhaupt

Auf dem Historic Ciphers Colloquium in Kassel traf ich den Slowaken Eugen Antal. Eugen gehört zur erstaunlich aktiven Krypto-Geschichts-Szene in Tschechien und der Slowakei, die sogar eine eigene Zeitschrift (Crypto-World) herausgibt.

Eugen berichtete mir von einem verschlüsselten Brief des besagten Carl von Rabenhaupt aus dem Jahr 1646 (also aus der Endphase des Dreißigjährigen Kriegs), der in einem tschechischen Archiv aufgetaucht ist. Er schickte mir dankenswerterweise einen Scan zu.

Genau genommen handelt es sich um zwei Briefe, allerdings ist nur einer verschlüsselt. Es handelt sich um Korrespondenz zwischen Carl von Rabenhaupt und einer Amalie Elisabeth. Laut Eugen Antal wurden die Nachrichten in Arnsberg abgefangen und niemals ausgeliefert. Hier ist der verschlüsselt Brief (Quelle):

Rabenhaupt-encrypted

Und hier das unverschlüsselte Schreiben (Quelle):

Rabenhaupt-unencrypted

Die viele Zahlen (z. B. 20, 24, 129), die im Geheimtext vorkommen, sprechen dafür, dass von Rabenhaupt zur Verschlüsselung einen Nomenklator verwendet hat (ein Nomenklator ist eine Tabelle, die jedem Buchstaben des Alphabets und außerdem einigen Wörtern jeweils eine Zahl oder eine Zeichenfolge oder ein Symbol zuordnet). Möglicherweise stehen in diesem Fall die Symbole für Buchstaben und die Zahlen für Wörter.

Leider gibt es meines Wissens momentan weltweit keinen Spezialisten für das Knacken von Nomenklatoren (im Gegensatz zu früher, als diese Form des Verschlüsselns weit verbreitet war). Dies ist schade, denn in den Archiven schlummern noch massenweise ungelöste Nomenklator-verschlüsselte Texte.

Um den Brief dechiffrieren zu können, ist es sicherlich hilfreich, wenn man die Klartext-Passagen lesen kann. Leider ist das nicht ganz einfach.

Eugen Antal hat in der besagten Zeitschrift Crypto-World bereits einige statistische Analysen des Rabenhaupt-Kryptogramms durchgeführt – auf Slowakisch.

Kann jemand etwas zur Dechiffrierung dieses Briefs (ich werde ihn “Rabenhaupt-Kryptogramm” nennen) beitragen? Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Zum Weiterlesen: Die ungelöste Geheimschrift von Kaiser Ferdinand III.

Kommentare (35)

  1. #1 Piper
    23. Mai 2016

    Ein Schuß mit Google, ein Treffer:

    Hier wird eine Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel in Zusammenhang mit Rabenhaupt erwähnt:
    https://www.30jaehrigerkrieg.de/rabenhaupt-karl-freiherr-rabenhaupt-von-sucha-3/

    Kann jemand die Sauklaue der Briefe überhaupt entziffern, haben die Tschechen und Slovaken evtl. davon eine lesbare Abschrift erstellt?

    Als Sprache würde ich Deutsch des 17. Jahrhunderts vermuten, also orthographisch und von den Formulierungen mit unserem heutigen Deutsch kaum vergleichbar.

    Die Unterschrift “Rabenhaupt” im 2. Brief kann ich noch lesen, und irgendwo am Anfang taucht das Wort “Armee” auf. Und der Rest? Tja…

    • #2 Klaus Schmeh
      23. Mai 2016

      >Ein Schuß mit Google, ein Treffer:
      Danke, damit wäre klar, wer die Briefe emfangen hat.

  2. #3 Piper
    24. Mai 2016

    Amalie Elisabeth von Hesen-Kassel gehörte dem protestantischen Lager im 30jährigen Krieg an, Rabenhaupt war ebenfalls evangelisch (Hussiten), stammte aus Böhmen und er war mal hessen-kasselischer Generalwachtmeister, anscheinend auch noch im Jahre 1646, als die Briefe geschrieben wurden.

    Gegenspieler war der katholische Herr Kaiser, seinerzeit Ferdinand III (HRR) von Habsburg, und der war auch KÖNIG VON BÖHMEN, das könnte erklären, warum die Kopien der beiden Briefe in TSCHECHISCHEN Archiven aufgetaucht sind.

    Kopien?
    Auf beiden Briefen steht das Wort “Copia” in derselben Schriftfarbe wie der restliche Brief, welches ich mal als Kopie übersetze.
    Daher vermute ich, daß die Briefe sehr wohl zugestellt wurden, bloß zwischenzeitlich von Spionen des Kaisers abgeschrieben(kopiert) wurden und diese Kopien nach Böhmen geschickt wurden.

    Arnsberg, wo die Briefe angeblich abgefangen wurden, war im 30jährigen Krieg anscheinend katholisch, da es von protestantischen Schweden belagert wurde.

    1646 war Rabenhaupt anscheinend in der Gegend von Jülich unterwegs, Arnsberg liegt auf dem Weg von Jülich nach Kassel, somit würde auch das einen Sinn ergeben. War da evtl. ein alter Postweg aus dem Raum Köln Richtung Kassel?

  3. #4 Piper
    24. Mai 2016

    Und ein erster Versuch, die Zeichen des verschlüsselten Textes in irgendeine darstellbare Form zu bringen.
    Ich beginne am Ende von Zeile 2:

    N.N.iio-
    f.#.d.3.F.w.0upp.5.io.p.59.[CLP].72.369.269.P.nn.
    Jogartan in [-O-]p.[o|].q.i8ev.59.2z.28.24.20.72.g.49
    2i.31wfw.F[E|].ufi0.a[yü][O-].59[9=].57.iii.72.74.269
    m.pp.37703[p=].pp.#i8.[E|][O-]9.59.D.3F[V-]e.[E|]y.
    89.492z[nmM][alf].N.N.90f28.592i[O+]58i4.376.
    w.66.9058.4i.[4-]D.8.60.93.7o.N[4-]u

    Das in eckigen Klammern [] sind Zeichen, für die ich keine Ersatzzeichen im normalen Zeichensatz gefunden habe.
    So bedeutet [O+] ein O mit einem Kreuz durchgestrichen, [4-] eine 4 mit einem waagerechten Strich durchgestrichen etc.pp.
    Ein Sonderfall ist [CLP], das steht für das Zeichen, welches wie ein stehendes Schwert mit Handschutz aussieht. Es entspricht dem Logo der Firma China Light & Power bzw. dem chinesischen Zeichen für Zentral- (welches man aus den Buchstaben CLP formen kann. Raffiniert, diese Chinesen :D)
    [nmM], [alf], k.A., was das sein soll, kann ich nicht richtig entziffern, genauso wie “Jogartan in”.

  4. #5 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    24. Mai 2016

    Der Text ist (süd)deutsch; die nicht chiffrierten Teile des ersten Briefes lauten ungefähr so: “Copia / Durchlauchtige, hochgeborene Furstin gnadige Frau etc. / Dießen morgen Empfang ich andtwortschreiben von N. N. 110. / f. #. […] / so gestern in […] / 21 vndt w. F […] / 21 vndt […] / vndt alß N. N. […] / Alß mache ich meine Rechnung / 396 p. […] / 90. 14 g. […] vndt […] gottes heils […] 369 / i i. D. 13. 123. 107. 138. 83. 21 376 undt weil ich gute / hoffnung habe daß die allÿrten in ihrm vortheil lenger / alß andere werden können sich […]ben, vndt viellaichte / waß geschen solle, Er […] 277. So […] Ew. Furstin […] / vnderthanig zu bitten, die schleunige verordnung zu thun / daß m. 360. pp. […]. Viellaicht möchte p p. 93 70 D # 129 […][…] 260 Ew Furstin […] / Juny 646 / […] die landtgravin Zu Hessen / Amelie Elisabet / Vnderthanig gehorsamer / pflichtschuldiger diener / Rabenhaubt.” Mitternachtsfehler eingeschlossen. “Copia” kann auch bedeuten: daß von dem Brief eine Abschrift genommen werden sollte, oder einfach, wie heute, “cc”.

  5. #6 Peter Lichtenberger
    Perg
    24. Mai 2016

    Das ist gewönliche Kurrentschrift (wie sie bis in die 40er-Jahre üblich war; bei uns in Perg im Grundbuch leider bis in die 70er) und die Sprache ist eindeutig Deutsch; beides auf dem Stand der damaligen Zeit.

  6. #7 Thomas Ernst
    Latrobe
    24. Mai 2016

    Incipit und Explicit des nicht chiffrierten Briefs: “Durchlauchtige Hochgeborene Furstinn, gnadige Furstinn / Vndt […] etc. / Daß Geschreÿ von der Torranischen Armée Zuruck march wahr daher / entsprungen daß der Marschall Herr Vicomte de Tourenne den meisten theill / Deß groben geschutz […] / Reuß den 13 julÿ 1646 / Ew: Furstl. Gnaden / Vnderthenigh gehorsammbst / pflichtschuldiger diener / Rabenhaupt”. Man muß so einen Text ein paarmal lesen, um alles richtig zu transkribieren, und das hab’ ich noch nicht getan. Auf jeden Fall geht es um Details betreffend den sogenannten “Hessenkrieg” im Juli 1646, Truppenbewegungen Bonn und Köln usw. Amelie hatte sich mit Turenne (siehe Rechtschreibung im Brief …) alliert, und überhaupt zwischen den Fronten recht kluge Entscheidungen getroffen, wie ihre Biographie andeutet. Die Nomenklatoren im ersten Brief dürften für Namen von Beteiligten stehen, Tagesdaten und ähnliches. Eines der Zeichen – Kreis mit vielen Strichen – mag Einschließung oder Angriff bedeuten. Ich weiß nicht, wie gut diese späte Episode aus dem 30-jährigen Krieg schon dokumentiert ist – also vielleicht sind diese beiden Briefe von lokalem historischen Interesse?

  7. #8 Thomas
    24. Mai 2016

    Die von Klaus Schmeh verlinkten Seiten in der “crypto-World” scheinen ja das Einzige zu sein, was es im Internet (oder überhaupt?) über deutsche Nomenklatoren aus dem 17. Jahrhundert zu lesen gibt. Die Ergebnisse des Google-Übersetzers sind leider eher kryptisch und lassen die Inhalte nur ansatzweise erahnen. Gibt es vielleicht etwas besseres als Googles Übersetzer? Wäre doch schade, wenn diese Untersuchungen nicht über die Slowakei hinaus bekannt würden.

    • #9 Klaus Schmeh
      24. Mai 2016

      In meinem Buch “Codeknacker gegen Codemacher” gibt es ein Kapitel über Nomenklatoren. Es gibt erstaunlich viele, die gelöst wurden, und erstaunlich viele Menschen, die sich mit dem Knacken von Nomenklatoren beschäftigt haben. Leider ist das Thema in den letzten Jahrzehnten ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei gäbe es für einen Nomenklator-Knacker sicherlich viel zu tun.

  8. #10 Piper
    25. Mai 2016

    @Thomas Ernst
    ” “Copia” kann auch bedeuten: daß von dem Brief eine Abschrift genommen werden sollte, oder einfach, wie heute, “cc”.”

    Aber das schreibt man doch nicht auf das Original eines Briefes drauf, oder, wenn doch und wenn man an seine Landesherrin schreibt, doch wohl zumindestens, für wen die Kopien erstellt wurden, damit die Landesherrin informiert ist.

    Man beachte auch, daß das Datum links oben auf den Briefen in einer anderen Farbe geschrieben ist (ob’s nun auch eine andere Handschrift ist, wage ich nicht zu beurteilen).

    Das könnte evtl. das Eingangsdatum in irgendeinem Archiv sein, oder warum sollte Rabenhaupt den Brief mit einer grün-bräunlichen Tinte geschrieben haben, aber das Datum dann in blau-schwarz?

    Ok, daß der Stempel “Archiv Musea kral. Ces.” wieder eine andere Farbe hat, dürfte wohl klar sein, der stammt nicht aus der Zeit, als der Brief geschrieben wurde.

    Irgendwelche Tschechen oder Slowaken hier anwesend, die den Stempel einem genauen Ort (Museum) zuordnen können?

    Laut Wikipedia wäre Kral
    Kral, altslawische Adelsbezeichnung
    Kráľ, Gemeinde in der Slowakei

    Ces. würde ich als cesky ==> tschechisch interpretieren.

  9. #11 Thomas Ernst
    Latrobe
    25. Mai 2016

    “Copia”: ohne weiteren Zusammenhang schwer zu deuten. Die beiden Briefe scheinen mir original. Amüsant die Namensvariationen: “Torranisch”, “Tourrenne”, “Torren”, “Mouritzen Von Naßauve”. – Der Akzent auf Král. und folgender Abkürzungspunkt verraten, daß die beiden Blätter einstmals (oder auch noch) entweder zum Bestand des (Museums)archivs Královice in Prag, oder jenes in Královice in Okres Kladno gehör(t)en, und nicht aus einem von zwei namensgleichen Orten Kralovice ohne den Akut stammen. Okres Kladno in Tschechien klingt nicht vielversprechend, also vermute ich Prag, Stadtbezirk Královice, im Südosten der Stadt; ob diese Branche heute noch existiert, ist zweifelhaft. Hinsichtlich der Provenienz und Bündelung der Rabenhaupt-Briefe würde ich mich zuerst an Eugen Antal hinsichtlich der Konvolut-/Manuskriptnummer wenden – ff. 76-77 deuten ein solches ja an -, und dann ans Národní muzeum in Prag; mit etwas Glück findet sich in dem Konvolut auch ein Nomenklator. Einige der Buchstaben halte ich für einfache Abkürzungen (m. für “mit”, “p” mehrfach unterstrichen Anzahl von Kavallerie); im Brief vom 13. ist von einer “Coniunction” die Rede, also entweder Verbindung von Truppenteilen, oder “Haut euch”, ähnlich mögen die weiteren Sternzeichen auf “Vorzug” (i. e. Vormarsch), “Rückzug”, “Quartier” und ähnliches stehen. “N. N.” – aus der lateinischen Abbreviatur “nomen nominandum” abgeleitet – dürfte für einen “Hauptmacher” stehen, vielleicht “die “Kaiserlichen”; für die Zahlen braucht man mehr Vergleichsmaterial: Namen, Orte. – Die Datierungen links oben sind eine spätere Handschrift, und dürften von einem Bibliothekar als Gegenlesung der falschen Foliierung rechts unten zu verstehen sein: 18. 6 ist f. 77r, 13. 7. ist f. 76r (eine verschlurte “8” ist das nicht sein.) Solche Mehrfachfoliierungen/-datierungen entstanden, wenn Manuskripte, einzelne Blätter oder ganze Lagen, neu zusammengelegt/-gebunden wurden.

  10. #12 Thomas
    25. Mai 2016

    Zur Provenienz: Laut einem Artikel in der “crypto-world” 7-8/2013 gehört der Brief zum schriftlichen Nachlass des Geheimen kaiserlichen Rats Maximilian von Trauttmansdorff (https://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_von_und_zu_Trauttmansdorff), einem Teil des Familienarchivs Trauttmansdorff im Státní oblastní archiv (Staatlichen Gebietsarchiv) Pilsen, pracoviště Klášter, (Tschechien).
    Den Brief hat Rabenhaupt wohl am 18.(?) Juni 1646 in Neuss geschrieben, kurz vor den oder im Zusammenhang mit den “Streifzügen” ins Bergische und ins Oberstift Köln (https://books.google.de/books?id=9-lZAAAAcAAJ&pg=PA143).

  11. #13 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    26. Mai 2016

    @ Thomas: Sie finden auch immer gleich die besten Kastanien im FeuerI Ich habe beim Transkript noch Schwierigkeiten mit einigen Namen. – 13. Juli, Zeile 7, “[…] vnter meinem obristlieutenant ohn mich abgesanndt […]” – das war also, der Biographie Justii von 1812 zufolge, Johann Motz-Schmalkalden (1588 – 1655). – Daß die eingestellten Dokumente ursprünglich aus Trauttmansdorffs Nachlaß stammen sollen ist insofern interessant, als Pilsen – laut wiki – nicht weit von einem der beiden Kralovice ohne Akut liegt. Daß der Bibliotheksstempler (ich vermute 19. Jh.) – sich zwischen Královice und Kralovice vertan hat, ist unwahrscheinlich; der Kralovice-Pilsen-Akut mag jedoch später, zwecks Differenzierung, fallengelassen worden sein. Es steht weiterhin die (Nach)frage der Bezeichnung/Numerierung des gesamten Manuskriptkonvoluts im Raum, zu dem diese Blätter doch einmal gehört haben müssen, ob dieses sich nun in Prag oder Krá/alovice befindet.

  12. #14 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    26. Mai 2016

    Habe – Justi[i] Eingebung zufolge – etwas Zeit mit dem Augsburger Digitalisat des 5. Teils des “Theatrum Europaeum” (Jahre 1643-47, gedruckt 1651) verbracht (unmögliche Suchfunktion, mangelhaftes Register). Keine Amelie, kein Rabenhaupt, doch viel Hessen. Passim lernt man ein wenig gängiges “Militärdeutsch” der Zeit. “Coniunction” bezeichnet – wie hätte es anders sein können – “Bündnis”, “Verbündung”. Justi – wenn das mal kein Pseudonym ist – hatte Zugang zu “mehr als hundert Briefen Amalien’s an den Obrist-Lieutenant Adolph von May” (Justi, p. V). Über May kann ich, im selben Monat, nichts finden. Außer daß er, einer online-Quelle zufolge, 1663 starb und 1676 eine Tochter zeugte.

  13. #15 Thomas
    26. Mai 2016

    @Thomas Ernst und Klaus Schmeh
    Aus einer Fußnote in der von Piper #1 mitgeteilten Quelle ergibt sich: Im Digitalisat der UB Augsburg des “Theatri Europaei (die Ligatur gibt mein Zeichensatz nicht her) … Fünffter Theil” (https://digital.bib-bvb.de/view/bvbmets/viewer.0.5.jsp?folder_id=0&dvs=1464236853245~765&pid=250340&locale=de&usePid1=true&usePid2) findet man die Ereignisse Juni/Juli 1646 – allerdings sehr dünn – auf Seite 1016, rechte Spalte – dargestellt, dort wird Rabenhaupt auch erwähnt, vorausgegangen war die Eroberung von Zons. Und auf Seite 1017, rechte Spalte, betätigt sich Trauttmansdorff als kaiserlicher Vertreter bei den Friedensverhandlungen in Münster (womit er lt. Wiki 1645-1647 beschäftigt war).

    Auch wenn es für den Rabenhaupt-Brief keine Rolle spielen dürfte: Einige Briefe Amaliens an einen “Obristlieutenant von Mayen” – offenbar einen engen Vertrauten, dessen Name in der Amalie-Biographie als “May” geschrieben wird – gibt Justi in seinen “Hessischen Denkwürdigkeiten” (S. 407 ff. im Band 3 von 1802, Digitalisat der BayStB) wieder.

    Offenbar haben Jakub Mírka vom Staatlichen Gebietsarchiv Pilsen SOA, mirka@soaplzen.cz, und Pavel Vondruška, pavel.vondruska@crypto-world.info, schon eine Reihe von Nomenklatoren in Briefen an Trauttmansdorff aus jenem Archiv geknackt (siehe die Beispiele 7 bis 12 in https://crypto-world.info/casop15/crypto1112_13.pdf, auf derselben Seite dort übrigens auch eine Transkription des Rabenhaupt-Briefs). Sie scheinen also die Nomenklatoren-Experten zu sein. Leider zeigen die jpg-Dateien nur die Schlüssel; interessant wären ja ein Abgleich zwischen Chiffrat und Klartext und der Lösungsweg. Vielleicht kann ja Klaus Schmeh über Herrn Antal mal nachfragen. Übrigens lässt sich Slowakisch einigermaßen verständlich übersetzen, indem man den Goggle-Übersetzer nicht nur ins Deutsche, sondern auch ins Englische übertragen lässt.

  14. #16 Thomas
    26. Mai 2016

    In der der crypto-world gibt es im Anhang zu Ausgabe 12/2007 auch ein Programm “nomenclator.exe”, das, wenn ich den Text richtig verstehe, für das Lösen von Nomenklatoren bestimmt sein soll. Näheres zur Funktion kann ich dem Text leider nicht entnehmen, eine Hilfefunktion hat das Programm wohl nicht. Ob die Autoren der crypto-world Nomenklatoren schon mit Hilfe des Computers lösen können?

  15. #17 Thomas
    26. Mai 2016

    Hier nur die Zusammenfassung (der gesamte slowakische Text ist etwas zu lang) der Rabenhaupt-Analyse in der englischen Google-Übersetzung: “It is likely that the first 26 letters and numbers represent the encrypted text homophones (with a preference for letters). Moreover, these homophones replicate the statistical distribution plaintext. It is possible that homophones table contains some glyphs, but they can be identified statistically. Other numbers and glyphs are likely kłamać, bigrams and code words. In solving therefore be based on the first 26 letters and numbers and try to use statistics and appropriate words in sections identified homophones. Some interesting hypothesis: Duplicates of special interest since they occur too often Glyphs “underlined p, q” are of particular importance given the special importance of the letter “P” in the encrypted text can be assumed that the most common German letter “e” is encrypted with the letter ” u “(mapped codenamed 11) Another hypothesis is that the letter” n “is a homophone encrypted number” N5 “and also that” N57 “-” N59 “could indicate bigraphs with” N “at the beginning (” the “,” no “,” it “,” Well “). They also suggest a reasonable distance between occurrences assumed the letter “n” in plaintext.
    Cycle structure would be examined in detail, since the encrypted text appear part of the cycle where the symbols have almost the same number of occurrences.” (Das nicht übersetzte Wort “klamac´”) bedeutet “Blender” bzw. auf englisch “null”.

  16. #18 Thomas
    26. Mai 2016

    Nachtrag zur Provenienz und zu dem von Thomas Ernst angesprochenen Manuskriptkonvolut.
    In der crypto-world schreibt ein Mitarbeiter des Pilsener Archivs Folgendes:
    Im Bestand befindet sich ein Brief des in kaiserlichen Diensten stehenden französischen Offiziers Alexander de Bournonville (https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_de_Bournonville) an Maximilian vom Trauttmansdorff, dem zwei Briefe beigefügt waren. Der eine war unverschlüsselt, bei dem anderen handelt es sich um den Rabenhaupt-Brief. In seinem Brief teilte Bournonville Trauttmansdorff mit, dass die beiden Briefe des Feindes bei Arnsberg abgefangen wurden und es nicht gelungen sei, die Chiffre zu entschlüsseln.

  17. #19 Thomas
    26. Mai 2016

    Und noch zur Erklärung des Stempels auf dem Brief:
    Es heißt ausgeschrieben: “Museum Království českého”, auf deutsch: Museum des tschechischen Königreichs. Dies war die Bezeichnung des heutigen tschechischen Nationalmuseum in Prag von 1854 – 1919.

  18. #20 Thomas
    27. Mai 2016

    Dies ist der ebenfalls bei Arnsberg abgefangene unverschlüsselte Brief Rabenhaupts vom 13. Juli 1646: https://soutez2013.crypto-world.info/dopisy/obr2.jpg. (“Copia” bedeutet, dass es sich – ebenso wie bei dem chiffrierten Brief – um eine Abschrift handelt, die ein Schreiber de Bournonvilles für Trauttmansdorff angefertigt hat.
    Und dies ist der Brief de Bournonvilles, mit dem die beiden Abschriften an Trautmansdorff übersandt wurden: https://soutez2013.crypto-world.info/dopisy/obr3.jpg

  19. #21 Thomas Ernst
    Latrobe
    27. Mai 2016

    Rabenhaupts nicht chiffrierter Brief sieht im Transkript – das sicher schon jemand gemacht haben muß – ungefähr so aus:

    “Durchleuchtige Hochgeborene Furstinn, gnadige Furstinn / Vndt […]: etc.

    Daß geschreÿ von der Torranischen Armée zuruck march wahr daher / entsprungen daß der Marschall Herr Vicomte de Tourrenne den meisten theill / deß groben geschutz mitt einigen furß Volck wiedder zuruck Aber die Moßell / gehen laßen, Vnndt wurden die m [?] 150 pferde welche vmb Hammerschlags / gesch[…]ben nicht von der Armada wie Jch in meinem vnderthenigen schraiben / Vom 11 dießeß [Monats] muthmasete, abgeschnitten sonderrn der Herren Torren Furstl / Gnaden vnter meinem obristlieutenant ohn mich abgesanndt, so viell mitschreiben / ohn mich, alß die Staten Generalen vndt Herrn Mouritzen Von Naßauve / vmb meinen freÿen Vberzugh beÿ vorfall vber die Schiffbruck dort die / Armada, welche den 10[.] bei Arweiler, auslohnen vndt nun mehr in den / marche herabvertß begrieffen zuerwartten Zu welchem nun dießer / Obristlieutenant sich gestern von hier nacher Vberfell [?] erhoben, gleich wie jch mir / nun die Rechnungen briefllich machen konnen daß Von dem Abzugck dieser / Armée Ew. Furstl: Gn: Contribuenten Ziemblich Zu leiden kommen werden, / also hab mich vnter würden außbeuorstehindem ver[…]b nun gar nutzen / ZuZiehen vndt beÿ Hoch[…] Herrn Marschall de Tourenne mit hinfendungh / deß Rittmeisterß […]lischen schriftlich Zuubergeben alß ihm nicht zu wiedder= / stehen Rheinbach in passant vorghzurucken, Vndt durch die mittell / so […]ren obristlieute[nant] am Landt Zuschaffen werde rasiren, auch sich Vor / Zonß vor sein marche beÿ Bonn vndt Collen herfiele um portage Zuongagieren/ Auff welchen fall Jch mit hiesigem geschutz vndt einigen soldnern darfur Zurucken, / vndt alle mogliche Beförderungen Zuleisten mich vnterthenigh erbotten, weiles [?] / aber die Armee Zur Coniunction sehr […]ilet sich auch […] Jch durch gemein Landt= / geschreÿ bericht werden nach Julich vndt so forttreß auff Spannischen […]hen / wendet vmb sonder Zweiffell Ew Furstl: Gna[d]e quartiere zu schonen, alß / muß Jch billigh an meinen oder andern Zweiffeln, mit[…] hab eß Ew: / Furstl. Gnade Zur guten nachricht vnderthenigh hinterbringen sollen, negst / Emphellunge Zu sonderlichen gnadÿgen plibent / Ew: Furstl. Gnade / Vnderthenigh gehorsambst / pflichtschuldiger diener / Rabenhaupt

    Neuß den 13 julÿ / 1646”

    Man bedenke Karl Kraus: je länger man ein Wort ansieht, desto länger schaut es zurück. Daher ein paar Lücken. Mit “Hammerschlag” ist wohl “Behufung” gemeint; “portage”: Beute. Vielleicht lassen sich aus Rabenhaupts Schreibungen Rückschlüsse auf den Nomenklator ziehen. – Thomas’ Fundstücke: erstklassig!

    • #22 Klaus Schmeh
      27. Mai 2016

      Vielen Dank! Das hilft weiter.

  20. #23 Thomas
    27. Mai 2016

    @Thomas Ernst
    Vielen Dank für die Transkription auch des unverschlüsselten Briefes! Ja, auch Herr Mirka vom Pilsener Archiv, der die Briefe für einen krypoanalytischen Wettbewerb der crypto-world zur Verfügung stellte, hat beide gelesen, stellt er doch folgende, von ihm als spekulativ bezeichnete Überlegung zum möglichen Inhalt des verschlüsselten Briefs an:
    Er liest das in der “Copia” des verschlüsselten Briefs genannte Datum als 11. oder 13. Juni. Dabei könnte der Schreiber de Bournonvilles (beabsichtigt oder unbeabsichtigt) Juni und Juli verwechselt haben. Damit würde es sich bei dem verschlüsselten Brief um den Brief handeln, der in dem unverschlüsselten Brief vom 13. Juli als der Brief “Vom 11 dießeß” (Monats) in Bezug genommen ist. Folglich würde der verschlüsselte Brief genau die Mutmaßung Rabenhaupts enthalten, die er in den unverschlüsselten Brief dann richtigstellt. In dem Brief vom 13. Juli führt er ja aus, in dem Brief vom 11. habe er gemutmaßt, das “geschreÿ von der Torranischen Armée” rühre daher, dass sie von der Armada abgeschnitten worden war. (Wenn ich Herrn Mirka allerdings richtig verstehe, meint er, dass Rabenhaupt im Brief vom 13. Juli als wahren Grund darstellte, die Pferde der Armee Tourennes seien in der Mosel ertrunken, was ich Ihrer Transkription nicht entnehmen kann).

  21. […] während des dreissigjährigen Krieges einen verschlüsselten Brief verschickt, der bis heute nicht entschlüsselt […]

  22. #25 Thomas Ernst
    Latrobe
    27. Mai 2016

    Die Brücke “Vber die Moßell” (nicht “Aber” – mea culpa) scheint gehalten zu haben. Bei “Hammerschlagen” dachte ich zuerst an einen Ort, konnte aber nichts finden. In Grimms Wörterbuch – beim “H” war Jacob schon tot, also Qualitätsrutsch – bedeutet “Hammerschlagen” soviel wie “Benagelung”, ohnen spezifischen Verweis auf Behufung. Das mir nicht klare folgende Partizip “gesch…” ist nicht “geschunden”, i. e. “abgedeckt”, wiewohl das Transkript des Briefes eine Schinderei war, und ich nicht immer den Nagel auf den Kopf getroffen habe. – Das Wort “geschreÿ”, i. e. “Gerüchte”, zu Beginn und Ende des Briefes, – bei Vergil die schöne, windschnelle “fama” – ist auffällig: einerseits “Armada” intakt, portage Bonn, Köln, Zons, irrtümliche Mutmaßungen vom 11. – andererseits Verschonung der inkommodierten fürstlichen Quartiere vor den allierten Söldnern. Irgendetwas ist danebengegangen, und Rabenhaupt verschönpuckelt es. Da Turenne die bekannteste Figur ist, und es sicher Biographien von ihm gibt, die jedes seiner Frühstückseier dokumentieren, müßte man dort mal über den betreffenden Zeitpunkt nachlesen.

  23. #26 Thomas Ernst
    Latrobe
    27. Mai 2016

    Wenn’s schon tote Pferdlein sein sollen, dann vielleicht: “[…] welche vmb Hammerschlagen gesthorben […]” Ammerschlag in Tübingen??? Ha/emers[ch]lage(n)? Müßte nochmal auf Thomas’ Karte nachsehen. Aber anno 1646 “gesthorbene” Pferde?

  24. #27 Klaus Schmeh
    27. Mai 2016

    @Thomas, Thomas Ernst, Piper, Peter Lichtenberger: Ich bin wieder einmal begeistert, wie viele großartige Kommentare eingegangen sind.

  25. #28 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    28. Mai 2016

    In der anscheinend autobiographischen “Histoire de Henri de la Tour d’Auvergne Vicomte de Turenne […]” – “Ces Mémoires écrits de la propre main du Vicomte de Turenne […]” – heißt es: “[Turenne] […] alla passer la Moselle cinq ou six heures au-dessus de Coblents à gué, & de-là par le pays de Cologne & de Meurs à Rhimberg & ensuite à Wesel […]” (II, 1735, f. xxxvij). Der Abbé Raguenet, in seiner “Histoire du Vicomte de Turenne” (neu durchgesehen 1772, p. 131) erwähnt die Kavallerie: “[…] il laissa une partie de son infanterie a Mayence, & marcha avec l’autre, & avec toute sa cavalerie vers la Moselle, qu’il passa à un gué, six lieues au-dessus de Coblents.” Also keine Brücke – wie Turenne ursprünglich beabsichtigte (gesprengte Rheinbrücke bei Bacherach), sondern eine Furt! Von einem Verlust an Pferden kein Wort in beiden Quellen (auch nicht von Frühstückseiern). Daß Pferde von der Strömung mitgerissen wurden und ertranken, erscheint allerdings nun wahrscheinlich. Was wiederum eine seltsame “Dialektik” in den Briefen Rabenhaupts betont: warum schreibt er eigentlich einen chiffrierten und einen nicht chiffrierten Brief, vielleicht im Abstand von nur wenigen Tagen? Weil am 13. sein amanuensis Bournonvilles nicht verfügbar war? Antizipierte R. den Abfang seiner Briefe, und gab deswegen unterschiedliche Interpretationen der Lage? So wie 1778 Mozart es nicht fertigbrachte, seinem Vater aus Paris den Tod der Mutter mitzuteilen, nachdem er schon Tage vorher dem Abbé Bullinger davon geschrieben hatte?

  26. #29 Dampier
    28. Mai 2016

    Höchst spannend mal wieder.

    abo

  27. #30 Klaus Schmeh
    28. Mai 2016

    Von Eugen Antal:
    I realised from the comments on the blog (people are trying to make a transcription of the letter), that maybe it will be good to attach
    our transcription (what is also included in the article on crypto-world).

    We made our own transcription(s). These materials were also included as attachments to our article, but unfortunately the download url is not valid anymore.
    Because of a large number of distinct symbols, we used numerical mapping.
    We transcribed only the encrypted part, the plain was transcribed directly by J. Mírka.
    I’m sending you some materials with some explanation:

    1.jpg – Contains the proposed encrypted letter (scan), where we highlighted some special symbols and symbols that are represented as numbers.
    We mapped each unique symbol to a specific number, written above the symbols.
    2.jpg – Contains the key of our transcription.
    3.pdf – The electronic version, contains the transcription of the encrypted part, also the plain text. We keep the “dots” from the original letter.
    The only difference is that, we do not use the transcription of the symbols that are represented as numbers. Instead, we mark numbers as N.
    E.g. “110” will be mapped to “N110” instead of “2 2 3” (based on 1.jpg and 2.jpg).
    4.pdf – contains only the transcription of the encrypted part, based on the key from 2.jpg
    5.pdf – the same as 4.pdf, where the “dots” are included (mapped as “0″)
    https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/files/2016/05/Rabenhaupt-Antal-1.jpg
    https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/files/2016/05/Rabenhaupt-Antal-2.jpg
    https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/files/2016/05/Rabenhaupt-Antal-3.pdf
    https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/files/2016/05/Rabenhaupt-Antal-4.pdf
    https://scienceblogs.de/klausis-krypto-kolumne/files/2016/05/Rabenhaupt-Antal-5.pdf

  28. #31 Piper
    29. Mai 2016

    @Thomas Ernst

    Das hab ich erst jetzt gelesen, lol

    “Über May kann ich, im selben Monat, nichts finden. Außer daß er, einer online-Quelle zufolge, 1663 starb und 1676 eine Tochter zeugte.”

    Wie hat er denn das geschafft, wenn er schon 1663 gestorben ist?

    Haben wir hier den ersten Fall eines amtlich bestätigten deutschen Vampirs oder hast du dich einfach nur vertippt? 😀

  29. #32 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    29. Mai 2016

    @ Piper: hab’ ich in dieser seriösen Quelle gefunden: https://www.geni.com/people/Peter-Adolf-von-May/6000000031263873262. Und wenn er schon ein Vampir war, dann bitte gegenlesen Michael Ranfts “Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern”, 1734, https://de.wikisource.org/wiki/Tractat_von_dem_Kauen_und_Schmatzen_der_Todten_in_Gr%C3%A4bern. – Mehr Ernst demnächst. Und Bournonville war natürlich nicht Rabenhaupts amanuensis …

  30. #33 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    29. Mai 2016

    Ich habe mir mein eigenes Transkript des chiffrierten Briefs erstellt, mit typographischen “Mangelzeichen”, jedoch so original wie möglich. Schade, daß es sich nur um eine Kopie handelt. “396”, “369” – Kopierfehler? Und einige mehr. Ist Bournonvilles Brief verfügbar? Habe ihn bis auf zwei Wörter im Computer.

  31. #34 Thomas
    29. Mai 2016

    @Thomas Ernst
    Falls Sie den scan des Bournonville-Briefes noch nicht zur Verfügung haben:
    https://soutez2013.crypto-world.info/dopisy/obr3.jpg
    (Ich habe hier Leseprobleme: Ein Wort lese ich als “Bruict” – soll damit vielleicht “bruit” als Bezugnahme auf den unverschlüsselten Rabenhaupt-Brief gemeint sein?)

  32. #35 Thomas Ernst
    Pittsburgh
    29. Mai 2016

    Bournonville-Transkript (mit zwei dummen Lücken):

    Monsieur / V[ot]re Ex[ce]ll[ence voyra sil luy plaist des / Copies de lettres Interceptées a Arensberg / que jenvoy cyjoinct, le dessein des / ennemis, et Compte Rabenhaut eu bien / voulu les employer a attaquer Sonst / et autres lieux. Je nay pu reussir a / dechiffrer Ce qui est en chiffre, sil / Je rencontroyt aMunstre quelquon plus / heureux atreuuer la clef, lon apprendroyt peut etre des choses qui vaudroïent la peyne. Le Bruict courre que les Hessiens / apres avoir pillé Marbourg laÿant abandonné / les nostres si soyent loyes et fortifient la place. / lon prescry aussiqua Hoechst ou aux environs / soyent arrives des troupes de Bouchaym pour joyndre son Altesse LArchiduc. ~
    Je suis / Monsieur le votre tres humble ettres / obeiant seruiteur / et […]he Bournonville
    […]effam c/le 20 juyllet 1646.

    “Le Bruict courre”: “Rumor has it”, “Das Gerücht läuft um”; “Sonst”: “Zons”; “atreuuer”: “à trouver”; “lon prescry aussiqua Hoechst …”: “In Hoechst oder Umgebung sollen Buchhaims Truppen eingetroffen sein”. Etwas lasche Einstellung zum chiffrierten Brief selbst: “Vielleicht treffe ich in Münster jemanden, der mehr Glück hat, den Schlüssel zu finden; vielleicht erfährt man [daraus] ja Dinge, die es die Mühe – die Dechiffrierung – wert wären.” Wohl, weil sich Truppenbewegungen so schnell änderten, daß der Inhalt eines ein paar Tage alten Briefes schnell an Aktualität einbüßte.