Blog-Leser Rossignol hat eine Punktchiffre aus dem Zweiten Weltkrieg gelöst. Zwei weitere Punktchiffren warten dagegen noch auf ihre Dechiffrierung.
English version (translated with DeepL)
Der folgende Scan zeigt eine Weihnachtskarte, die William und Elizebeth Friedman im Jahr 1931 verschickt haben:
Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht erkennt, handelt es sich hier um einen verschlüsselten Text. Die y-Achse des Diagramms ist mit den Buchstaben von A bis Z beschriftet. Liest man die Diagrammpunkte von links nach rechts (teilweise stehen mehrere in einer Spalte) auf diese Weise als Buchstaben, dann erhält man folgende Botschaft:
FLUCTUATIONS VIOLENT COMES OUR XMAS WISH TO YOU MAY YOUR NEXT YEARS UPS BE MANY MAY YOUR DOWNS BE VERY FEW
Punktchiffren
Ein Verschlüsselungsverfahren, bei dem die Buchstaben durch die Position von Punkten kodiert werden, nennt man Punktchiffre. Diese Form des Verschlüsselns ist gut geeignet, um einen verschlüsselten Text zu tarnen (in diesem Fall als Diagramm). Es handelt sich also in erster Linie um eine steganografische Methode.
Punktchiffren sind schon sehr alt und wurden im Laufe der Jahrhunderte in zahlreichen Varianten verwendet. Ein Beispiel dafür sind die Zeichnungen von Johannes Walch (1551-1623), über den ich 2016 gebloggt habe.
Weitere Beispiele gibt es in meinem Buch “Versteckte Botschaften – Die faszinierende Geschichte der Steganografie”.
Die Punktchiffre von Lambros Callimahos
Vor ein paar Wochen habe ich über den NSA-Kryptologen Lambros Callimahos gebloggt. In seinem Buch “Military Cryptanalytics” ist folgende verschlüsselte Nachricht abgedruckt, die im Zweiten Weltkrieg zur Schulung von Zensoren verwendet wurde (die roten Markierungen stammen von mir):
Man braucht nicht viel Fantasie, um hier eine Punktchiffre zu vermuten. Callimahos schreibt in seinem Buch, dass man erkennen kann, dass vermutlich ein Text rückwärts und mit einer unregelmäßigenen Anordnung des Alphabets verschlüsselt ist.
Blog-Leser Rossignol aus Paris konnte das Rätsel schnell lösen. Ihm fiel auf, dass die letzten acht Punkte wie folgt lauten: H, G, F, E, D, C, B, A. Dies sind die ersten acht Buchstaben des Alphabets in umgekehrter Reihenfolge. Dies spricht dafür, dass der Verfasser des Kryptogramms den ersten Buchstaben des Klartexts als A definierte, den zweiten als B, den dritten als C und so weiter und dass er dann rückwärts verschlüsselte. Rossignol erstellte folgende Transkription (beginnend mit dem letzten Diagrammpunkt, dann der vorletzte usw.):
ABCDEFGHFIJBKCLKACEEGHFCMMNLDGDJL
Dieser verschlüsselte Text ist nicht eindeutig lösbar. Rossignol fand beispielsweise folgende Entschlüsselung:
WRAILE THE CORD AND WALL THE AMMUNITION
Deutlich wahrscheinlicher ist folgender Klartext, den Rossignol ermittelte:
PRAISE THE LORD AND PASS THE AMMUNITION
Dies ist der Titel eines patriotischen Lieds aus den USA. Glückwunsch an Rossignol für diese Dechiffrier-Leistung! Das Rätsel ist damit gelöst.
Die Punktchiffre von Guy de Cointet
Wie es der Zufall will, sind mir in letzter Zeit zwei weitere mutmaßliche Punktchiffren begegnet. Eine davon stammt aus dem Buch “A CAptain from Portugal”, über das ich unter anderem vorgestern gebloggt habe:
Kann ein Leser diesen Geheimtext (falls es einer ist) lösen?
Die Geodaesia-Punktchiffre
Eine weitere Punktchiffre fand ich kürzlich per Google auf der Webseite der Rauner Special Collections Library, die zum Dartmouth College in New Hampshire (USA) gehört.
2014 bloggte die Rauner Library über ein Geodäsie-Buch aus dem Jahr 1796, in das handschriftlich zwei verschlüsselte Texte eingetragen sind. Der erste ist leicht zu entschlüsseln, da der Schlüssel angegeben ist. Der zweite Geheimtext sieht wie folgt aus:
Die Lösung ist anscheinend nicht bekannt. Kann ein Leser weiterhelfen?
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Further reading: Wer knackt diesen verschlüsselten Brief eines Sklaverei-Gegners?
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