In einem Krimi aus der Reihe “Harter Brocken” spielt ein verschlüsselter Text eine Rolle. Der Klartext ist bekannt. Unklar ist dagegen, wie die Verschlüsselung funktioniert.

English version (translated with DeepL)

Am vorletzten Samstag gab es im ZDF mal wieder eine abendfüllende Fernsehshow mit Thomas Gottschalk. Kryptologisch interessanter erschien mir jedoch der zeitgleich im ersten Programm ausgestrahlte Krimi “Harter Brocken: Der Geheimcode”. Schon der Titel deutete an, dass darin ein verschlüsselter Text eine Rolle spielt. Also schaute ich mir den Film an. Übrigens handelte es sich dabei um eine Wiederholung aus dem Jahr 2019. Damals war dieser Krimi allerdings an mir vorbeigegangen.

Um es vorwegzunehmen: Ich fand “Harter Brocken: Der Geheimcode” zwar nicht besonders realistisch, aber durchaus spannend. Und tatsächlich kam Kryptografie darin vor. Wer Lust hat, kann sich den Krimi bis Januar 2022 noch in der ARD-Mediathek anschauen.

 

Ein harter Krypto-Brocken

Im Mittelpunkt des Films steht ein Kriminalkommmissar namens Frank Koops. Er erfährt von einer verschlüsselten Nachricht, die ein kürzlich verstorbener Molekular-Biologe hinterlassen hat. Hier ist sie:

Quelle/Source: ARD

Kommissar Koops erfährt, dass es zu diesem Kryptogramm einen dreiteiligen Schlüssel gibt. Die beiden ersten Teile sind DIE DUNKLE und SEITE. Den dritten Teil muss er raten. Es bietet sich DER MACHT an, doch der Molekular-Biologe konnte mit Science Fiction nicht viel anfangen und hätte daher kaum einen Schlüssel aus “Krieg der Sterne” gewählt.

Dafür war der Verstorbene Pink-Floyd-Fan. In Anlehnung an das Pink-Floyd-Album “The Dark Side of the Moon” kommt als Schlüssel daher DIE DUNKLE SEITE DES MONDES infrage. Diese Vermutung erweist sich als richtig. Hier ist der Schlüssel (alle folgenden Screenshots wurden zwischen 1:08 und 1:11 aufgenommen):

Quelle/Source: ARD

Die Philosophin Maria Joseph, mit der Koops zusammenarbeitet, kann mit diesem Schlüssel die Verschlüsselung lösen. In der folgenden Abbildung sieht man Geheim- und Klartext übereinander, wobei zusätzlich unter jedem Geheimtext-Buchstaben die zugehörige Position im Alphabet (A=1, B=2 usw.) angegeben ist:

Quelle/Source: ARD

 

Wie wurde der Text verschlüsselt?

Die Frage ist nun, wie aus dem Klartext mithilfe des Schlüssels der Geheimtext entsteht. Nach den Worten der Philosophin, die im Krimi zu hören sind, müsste der Molekular-Biologe eine Vigenère-Chiffre oder etwas Ähnliches verwendet haben. Ich schaffe es aber beispielsweise nicht, die letzten acht Klartext-Buchstaben (VIDABONA) in den zugehörigen Geheimtext NLSOFTGE zu verschlüsseln und dabei einen Teil von DIE DUNKLE SEITE DES MONDES als Differenz herauszubekommen.

“Vidabona” ist übrigens eine fiktive Firma, die im Film eine Rolle spielt. Ansonsten möchte ich über den Inhalt des Klartexts nicht allzu viel sagen, um nicht zu spoilern.

Findet ein Leser herus, wie die Verschlüsselung funktioniert? Es kann natürlich auch sein, dass das Kryptogramm nur aus einer sinnlosen Buchstabenfolge besteht und somit gar keine echte Verschlüsselung vorliegt. Das fände ich aber dann doch etwas enttäuschend.


Further reading: Ein Weihnachts-Krypto-Rätsel vom britischen Nachrichtendienst GCHQ

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Kommentare (11)

  1. #1 Joe
    Berlin
    1. August 2021

    Wurmreihen Subtraktion/Addition mod(26)

  2. #2 Doc Cool
    1. August 2021

    Ich halte das nur für eine Veranschaulichung ohne wirkliche Verschlüsselung, oder nur in kleinen Teilen.

    Denn:
    In der vorletzten Zeile steht zwar noch Klartext “RECHERCHIERE”
    aber schon darüber steht dort “YCQQYLYHPATFG” als vermeintlicher Klartext und das ergibt schon keinen Sinn mehr.

    Das sind wohl eher nur wahllose Buchstaben oder: jemand hat beim Chiffrieren einen Fehler gemacht.

    Ansonsten gäbe es ja noch die Autokey-Chiffre ( https://kryptografie.de/kryptografie/chiffre/autokey.htm ), die ebenfalls etwas mit Vigenere zu tun hätte, bei der es aber keine Wiederholung des Schlüssels gibt und man nicht einfach etwas aus dem Ende des Chiffrats herausgreifen könnte und mit dem Schlüssel dechiffrieren.

    Aber ich glaube eher, dass man als Publikum den durchschnittlichen Krimi-Zuschauer sieht und da reicht es, durcheinander gewürfelte Buchstaben und Ziffern zu präsentieren, um genügend den Eindruck von Verschlüsselung zu erwecken. Wozu da Kryptografie-Experten konsultieren?

  3. #3 Thomas
    1. August 2021

    @Klaus

    Man muss den ständig wiederholten Schlüssel zur Addition an die rictige Stelle schieben:

    VIDABONA + SMONDESD = NLSOFTGE

    Übrigens: Ist dies ein versteckter Hinweis auf die Methode in Armin Krauß’ challenge, bei der es sich auch um eine ähnliche Additions- oder Subtraktionschiffre (evt. mit einem Schlüssel, der etwas mit der Mondlandung zu tun hat) handeln könnte?

  4. #4 Michael BGNC
    Lake Constance
    1. August 2021

    If the cryptologist from the film had used the Cryptool 2 Vigenere Analyzer, the film would have ended very quickly …

  5. #5 Klaus Schmeh
    1. August 2021

    >Übrigens: Ist dies ein versteckter Hinweis auf
    >die Methode in Armin Krauß’ challenge
    Nein, ich kenne die Lösung der Challenge nicht. Trotzdem können natürlich ähnliche Verschlüsselungen zum Einsazu gekommen sein.

  6. #6 Klaus Schmeh
    1. August 2021

    >VIDABONA + SMONDESD = NLSOFTGE
    Passt das?
    V+S=N würde passen.
    D+O=S auch.
    Aber I+M=L nicht. Ist das ein Fehler? Oder übersehe ich da etwas?

  7. #7 Thomas
    1. August 2021

    @Klaus
    Stimmt. Das wäre aber auch der einzige Fehler in dieser Passage. Falls im Chiffretext hier ein L steht, könnte es ein Chiffrierfehler sein.

  8. #8 Michael BGNC
    Lake Constance
    2. August 2021

    With every Vigenere tool I use (rumkin.com, CT2 and my onwn), which does the mod 26 addition correct I get: VIDABONA + SMONDESD = NURNESFD. This has nothing to do with NLSOFTGE

  9. #9 Gerd
    2. August 2021

    Note that RNESFD +1 = SOFTGE.
    Seems they add +1 for an A, not 0. But NL and NU doesn’t make sense.

  10. #10 Doc Cool
    2. August 2021

    @Michael BGNC: Maybe he means the additive chiffre
    ( https://kryptografie.de/kryptografie/chiffre/additiv.htm )

    Schlüssel : SMONDESD
    Eingabe: VIDABONA
    Ausgabe: OVSOFTGE

  11. #11 Nils Kopal
    Krefeld
    6. August 2021

    Es handelt sich bei den ersten (größten) Teile des Texts wohl um einen Aminosäuren-Buchstabencode. Siehe http://www.chemgapedia.de/vsengine/glossary/de/buchstaben_00045code.glos.html

    Am Ende des Krimis sieht man, dass bei 1:24:56 der Protagonist auf einer Webseite ist, auf der man die Chiffre auch sehen kann. Die Webseite zeigt “Antikörper auf Grundlage dieser Sequenz..:” was diese Theorie auch stützt 🙂

    Btw ich habe den Krimi nicht geguckt (bin kein Fan von Krimis), nur durchgeskippt. Vielleicht kann da Jemand, der den wirklich geschaut hat, was zu sagen. Auf jeden Fall passen die Buchstaben wohl — z.B. sehe ich kein “J” welches man in dem Buchstabencode für die Aminosäuren auch nicht findet 🙂