1991 schickte ein Unbekannter Briefe an den Moderator einer US-Fernsehsenung. Der anonyme Schreiber behauptete, 23 Verbrechen begangen zu haben. Einige Seiten waren verschlüsselt. Bis heute sind sie ungelöst.
English version (translated with DeepL)
Seit fast acht Jahren gibt es diesen Blog, und erst zweimal habe ich über die Scorpion-Briefe gebloggt. Dabei hat dieses ungelöste Krypto-Rätsel sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Deshalb und weil ich inzwischen ein paar neue Gesichtspunkte vorstellen kann, möchte heute mal wieder auf dieses Thema eingehen.
Die Scorpion-Briefe
Die Scorpion-Briefe haben mit “America’s Most Wanted” zu tun, dem US-Gegenstück zum deutschen Fernsehklassiker “Aktenzeichen XY … ungelöst”. In den Jahren ab 1991 erhielt Joe Walsh, der langjährige Moderator dieser Reihe, mehrere anonyme Briefe von einem Verfasser, der sich “Scorpion” nannte. Dieser gab an, 23 ungelöste Verbrechen begangen zu haben – darunter Einrüche und Morde. Einige Passagen der Briefe waren verschlüsselt.
Leider hat die Polizei nur einen Teil der Scorpion-Briefe veröffentlicht. Dabei handelt es sich um drei unverschlüsselte und zwei verschlüsselte Seiten. Die beiden verschlüsselten Seiten werden S1 und S5 genannt. Mit S2, S3, S4 und S6 soll es weitere verschlüsselte Seiten geben, die aber nicht öffentlich bekannt sind.
Beginnen wir mit den drei Klartext-Seiten, auch wenn diese für uns weniger wichtig sind:
Hier ist S1, die erste verschlüsselte Passage:
Und dies ist S5:
Die beiden verschlüsselten Seiten ähneln den Briefen des Zodiac-Killers. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass der Verfasser mit diesem identisch ist. Wir haben es hier also mit einem Trittbrettfahrer (“Zodiac Copy Cat”) zu tun.
Meines Wissens sind die beiden Skorpion-Kryptogramme bisher nicht gelöst. Der Absender wurde nie ermittelt. Vermutlich handelt es sich um einen Wichtigtuer, der die 23 genannten Verbrechen nie begangen hat.
Lösungsansätze
Die beiden verschlüsselten Seiten dürften schwer zu knacken sein, da die Alphabete sehr groß sind. Der erste Chiffretext enthält 70 Zeichen, von denen 53 nur einmal vorkommen. Von den 180 Zeichen der zweiten Nachricht kommen 145 nur einmal vor. Eine Häufigkeitsanalyse bringt hier so gut wie nichts.
Wenn es sich bei den Skorpion-Kryptogrammen um echte Chiffretexte handelt, könnten sie mit einer homophonen Chiffre erstellt worden sein (d. h. mit einem Verfahren, das für einige Buchstaben mehrere Klartextentsprechungen bietet). Die beiden ersten Zodiac-Kryptogramme wurden auf diese Weise erstellt, beim zweiten kam zusätzlich eine Transposition zum Einsatz.
Allerdings sind S2 und S5 kürzer als die beiden gelösten Zodiac-Nachrichten. Außerdem ist die Anzahl der Symbole im Alphabet deutlich größer. Wenn der Verfasser der Briefe beim Verschlüsseln keinen groben Fehler gemacht hat, dürften S2 und S5 ohne weitere Informationen nicht zu lösen sein.
Septimus Severus
Im Dezember letzten Jahres hat Blog-Leser Septimus Severus aus Polen einen interessanten Kommentar zum meinem letzten Artikel über die Scorpion-Briefe veröffentlicht. Ich habe ihn daraufhin kontaktiert und ein paar Mails mit ihm ausgetaucht. Alle folgenden Aussagen beziehen sich auf S5.
Septimus hat darauf hingewiesen, dass einige Symbole in S5 recht ähnlich aussehen und sich zu Familien zusammenfassen lassen. Die folgende Grafik zeigt dies:
Kann es sein, dass die Symbole einer Familie die gleiche Bedeutung haben? Es wäre natürlich unsinnig, eine homophone Chiffre auf diese Art zu nutzen, aber vielleicht wollte der Verfasser ja, dass sie gelöst wird. Sollte diese Hypothese zutreffen, dann würden die größen Familien vermutlich für die häufigen Buchstaben wie das E oder das T stehen.
Septimus Severus hat mir außerdem folgende Grafik zugeschickt, in der einige Muster zu erkennen sind:
Lässt sich aus diesen Gedanken etwas machen? Über Kommentare dazu würde ich mich freuen.
Eine Challenge
Septimus Severus hat mir außerdem die folgende, von ihm selbst erstellte Challenge zur Verfügung gestellt:
Die Lösung funktioniert etwas anders als oben beschrieben. Um die Sache nicht zu schwieirig zu machen, möchte ich den ersten Schritt zur Lösung verraten:
Der Rest funktioniert wie eine Polybius-Chiffre. Viel Spaß!
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Further reading: The Zodiac Killer code is solved – at least in this new movie
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