2016 bloggte ich über ein Verschlüsselungsgerät, über das so gut wie nichts bekannt war. Trotz vieler Hinweise von meinen Lesern ergab sich nichts Neues. Heute möchte ich diesen Cold Case noch einmal vorstellen.
English version (translated with DeepL)
Ein altes Gerät ohne Herstellerangabe und Gebrauchsanweisung, das obendrein nirgendwo in der Literatur erwähnt wird – so etwas gibt es in der Verschlüsselungstechnik öfters. Viele Chiffriergeräte wurden nur in kleinen Stückzahlen gebaut, und die Gebrauchsanweisungen wurden aus Sicherheitsgründen oft unter Verschluss gehalten. Auf Hersteller-Logos und ähnliche verräterische Aufdrucke verzichtete man, um einem zufälligen Finder keine Hinweise zu liefern.
Der Null-Zylinder
Der britische Sammler John Alexander zeigte mir 2016 ein solches Gerät, das ich damals als “Null-Zylinder” bezeichnete. Hier ist ein Foto davon:
Der Null-Zylinder wurde in einem Gehäuse betrieben, das mit Schrauben an einer Wand befestigt werden konnte:
Weitere Informationen zum Null-Zylinder gibt es hier (unter der Überschrift “Mystery Device”). Auch der Autor dieser Seite, den ich leider nicht kenne, weiß offensichtlich nichts über den Hintergrund dieses Geräts.
Der Null-Zylinder sieht aus wie ein Chiffrierzylinder. Chiffrierzylinder wurden vermutlich schon im 15. Jahrhundert erfunden, eine größere Verbreitung fanden sie jedoch erst im frühen 20. Jahrhundert. Das mit Abstand bedeutendste Modell ist die M-94, die vom US-Militär hauptsächlich in den 1920er-Jahren genutzt wurde. Die M-94 sieht dem Null-Zylinder sehr ähnlich:
Wozu wurde das Gerät verwendet?
Bei der M-94 lässt sich jeder Buchstaben-Ring einzeln bewegen. Beim Null-Zylinder sind dagegen jeweils mehrere Ringe zusammengefasst. Auf dem folgenden Bild ist das zu erkennen:
Diese Zusammenfassung mehrerer Ringe ist rätselhaft. Für das Verschlüsseln eines Texts wie mit der M-94 ist diese Eigenschaft hinderlich. Auch für das Generieren einer Zufallsfolge macht diese Bauweise keinen Sinn.
John Alexander vermutet, dass der Null-Zylinder der Freund-Feind-Erkennung diente. Demnach müsste ein Schiff oder Flugzeug einem anderen eine Zeichenfolge (heute würde man das als “Challenge” bezeichnen) schicken. Der Empfänger müsste das Gerät dann entsprechend der Zeichenfolge einstellen und eine vom Zylinder abgelesene Buchstaben-/Zahlenfolge (“Response”) zurückschicken. Wenn man auf dem anderen Schiff bzw. Flugzeug ein baugleiches Gerät hat, kann man die Richtigkeit prüfen und so erkennen, dass es sich nicht um einen Feind handelt.
Da im obigen Bild sieben nummerierte Scheiben zu sehen sind und das Gehäuse außerdem zwei rote Buchstaben zeigt, könnte die Challenge beispielsweise E7364512O heißen. Die Response wäre im Gehäuse abzulesen: MDA1AELI …
Doch auch für die Freund-Feind-Erkennung erscheint es unsinnig, drei oder vier Buchstabenringe zu einem Block zusammenzufassen. Richard SantaColoma vermutete, dass die auf diese Weise entstehenden Buchstaben-Blöcke Codewörter sind. Das ergibt Sinn. Allerdings benötigt man bei der Freund-Feind-Erkennung keine Codewörter.
Ein Cold Case
Bereits 2016 habe ich über den Null-Zylinder gebloggt. Es gab zwar über 20 Kommentare, doch es gelang nicht, das Rätsel zu lösen. Es handelt sich hier also um einen Cold Case, den ich heute noch einmal vorstellen wollte.
Kann jemand mehr zu diesem Gerät sagen? John Alexander und ich würden uns über Kommentare freuen.
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Further reading: Revisited: Enigma’s enigmatic sister
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