Der britische Psychologe Robert Thouless wollte nach seinem Tod einen kryptografischen Schlüssel aus dem Jenseits übermitteln. Dies funktionierte zwar nicht, doch immerhin entstanden so einige interessante Krypto-Rätsel. Kommenden Sonntag halte ich einen Vortrag dazu.
English version (translated with DeepL)
Im Jahr 1948 startete der Brite Robert Thouless (1894-1984) ein interessantes Experiment. Er verschlüsselte eine Nachricht in einer Form, die seiner Meinung nach nicht zu knacken war, und kündigte an, nach seinem Tod – sofern möglich – den Schlüssel aus dem Jenseits zu übermitteln. Sollte jemand diesen Schlüssel empfangen und wäre er damit in der Lage, den Text zu entschlüsseln, so wäre bewiesen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass Tote mit Lebenden kommunizieren können. Eine der größten Sensationen der Wissenschaftsgeschichte wäre perfekt.
Zur Sicherheit veröffentlichte Thouless gleich zwei Nachrichten, die er mit zwei unterschiedlichen Schlüsseln verschlüsselt hatte – man weiß ja nie, was bei der Reise ins Jenseits verloren geht. Als eine der beiden Nachrichten umgehend gelöst wurde, erstellte er eine dritte. So hinterließ Thouless bei seinem Tod 1984 tatsächlich zwei ungelöste Kryptogramme und nahm die zugehörigen Schlüssel mit ins Grab.
Inzwischen haben Codeknacker allerdings beide Nachrichten mit diesseitigen Mitteln gelöst. Die beiden erfolgreichen Thouless-Dechiffrierer sind übrigens Leser dieses Blogs: Jim Gillogly und Richard Bean.
Vortrag am Sonntag
Wer mehr über Robert Thouless und sein Experiment wissen will, sollte sich am kommenden Sonntag (6.3.22) um 18 Uhr (deutsche Zeit) den Online-Vortrag “Encrypted Life-after-Death Experiments of Robert Thouless” anhören, den ich zusammen mit Elonka Dunin halten werde.
Diese Präsentation wird von der ICCH-Gruppe organisiert, für die ich schon mehrfach vorgetragen habe. Wie immer kann sich jeder Interessierte kostenlos einwählen. Der Einwahl-Link wird aus Sicherheitsgründen nicht im Internet veröffentlicht, ich schicke ihn aber auf Anfrage gerne zu.
Das Wood-Kryptogramm
Die drei von Robert Thouless veröffentlichten Kryptogramme sind zwar gelöst, doch noch immer gibt es offene Fragen zu diesem Thema. Dazu gehört eine Nachricht, die 1950 der Brite T.E. Wood verschlüsselt hat.
Wood wollte, wie Thouless, einen Text verschlüsseln und den Schlüssel nach seinem Tod aus dem Jenseits übermitteln. Seit seinem Ableben im Jahr 1972 sind inzwischen 50 Jahre vergangen, ohne dass dies funktioniert hätte. Da auch zahlreiche Codeknacker bisher nichts erreichen konnten, ist Woods Kryptogramm noch immer ungelöst.
Wie man in der folgenden Abbildung sehen kann, besteht das Wood-Kryptogramm nur aus 21 Buchstaben:
Das Verschlüsselungsverfahren, das Wood nutzte, ist das gleiche, das auch Thouless für seine zweite Nachricht verwendete:
Der Schlüssel ist ein Text, von dem jedes Wort in eine Zahl umgewandelt wird. Die entstehenden Zahlen werden ähnlich wie beim One Time Pad zum Klartext addiert. Vielleicht schafft es ja irgendwann ein Leser, diesen kryptografischen Cold Case zu knacken.
Die Tribbe-Kryptogramme
1980 forderten Frank Tribbe und Clarissa Mulders, Mitglieder der “Survival Research Foundation”, in einem Artikel ihre Leser auf, ebenfalls Kryptogramme zu erstellen und die Schlüssel nach dem Tod zu channeln. Die beiden baten außerdem darum, die verschlüsselten Texte zwecks Archivierung an die Survival Research Foundation zu schicken.
Mir ist nicht bekannt, wie viele verschlüsselte Botschaften bei der besagten Organisiation eingingen. Klar ist jedoch: Diese Botschaften wären für heutige Codeknacker äußerst interessant.
Offensichtlich existiert die Survival Research Foundation nicht mehr. Ich weiß nicht, was mit den Kryptogrammen, falls die Leser von Tribbe und Mulders welche eingeschickt haben, geschehen ist. Falls ein Leser hier weiterhelfen kann, wäre ich sehr interessiert.
Arthur Bergers Experiment
Wie ich letztes Jahr berichtete, führte auch ein gewisser Arthur Berger ein Experiment des Thouless-Typs durch. Wie alle, die ein solches Vorhaben starteten, musste sich auch Berger überlegen, welches Verschlüsselungsverfahren er verwendete. Er entschied sich für eine Art Buch-Chiffre. As Basis diente ein Wörterbuch, das (anders als bei Buch-Chiffren üblich) nicht geheim gehalten werden musste. Geheim war jedoch das Wort, das Berger aus diesem Wörterbuch auswählte. Dieses Wort war der Schlüssel, den er aus dem Jenseits übermitteln wollte. Genaueres steht im oben verlinkten Artikel.
Leider ist mir nicht bekannt, welches Wörterbuch Berger nutzte und wie der verschlüsselte Text lautete. Diese Informationen gibt es in der Literaturquelle “Berger, A.S. (1990). Tests for communication with the dead. In G. Doore (Ed.), What survives? (pp. 51–60). Tarcher.”, die ich leider nicht vorliegen habe. Kann ein Leser hier weiterhelfen?
Mein eigenes Experiment
Ungelöst ist auch ein Kryptogramm, das ich selbst vor zehn Jahren erstellt habe. Hier gibt es die Details dazu. Wie Thouless, habe ich mir vorgenommen, den Schlüssel nach meinem Tod aus dem Jenseits zu übertragen, sofern mir das möglich sein sollte.
Einstweilen können meine Leser gerne versuchen, die Nachricht ohne meine Hilfe zu knacken. Ich hoffe, es wird nicht gelingen.
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Further reading: A crypto mystery from 1948
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