Zahlreiche Laser-Drucker drucken einen kaum sichtbaren Code auf jede ausgegebene Seite. Viele Details dieser undokumentierten Überwachungsmethode sind nach wie vor unbekannt. Heute kann ich ein paar weitere Informationen dazu und ein konkretes Rätsel vorstellen. 

English version (translated with DeepL)

Seit den Neunziger-Jahren fügen zahlreiche Laser-Drucker und -Kopierer jedem Ausdruck ein nahezu unsichtbares Muster hinzu, in dem verschiedene Daten über die Herkunft des Druckdokuments kodiert sind. Für die Umsetzung ist die Firmware dieser Geräte verantwortlich.

Quelle/Source: Schmeh

 

Der Machine Identification Code

Das unsichtbare Muster besteht aus einem Punktraster, das über das ganze Druckfeld verteilt ist. Die Punkte haben einen Durchmesser von nur einem Zehntel Millimeter und einen Abstand von etwa einem Millimeter. Da die Markierungen klein und außerdem mit einer hellen Farbe (gelb) gedruckt sind, sind sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Auf einem Din-A4 Blatt erscheint der Code etwa 150 Mal. Dadurch lassen sich die Informationen auch dann auslesen, wenn nur ein Papierschnipsel zur Verfügung steht oder große Teile der Ausgabe überdruckt sind.

Diese gelben Punkte, auch bekannt als Machine Identification Code (MIC), wurden 2004 in einem Artikel im PC Magazine erstmals beschrieben, was zu einem breiten Medienecho führte. In den folgenden Jahren untersuchten zahlreiche Experten die Punktmuster und fanden einige Details über sie heraus. Dazu gehörte auch Cipherbrain-Leser Peter Buck.

Bisher hat weder ein Druckerhersteller noch eine staatliche Behörde jemals etwas über diese Überwachungsmethode veröffentlicht. Es ist auch nicht bekannt, ob eine staatliche Stelle diesen Code von den Herstellern fordert. Möglich wäre, dass die NSA dahintersteckt.

Der Machine Identification Code ist übrigens nicht mit den als “EURion” bezeichneten digitalen Wasserzeichen auf Banknoten zu verwechseln, die es Fotokopiergeräten und Grafikbearbeitungsprogrammen ermöglichen, das Kopieren von Banknoten zu erkennen und abzulehnen.

Bisher sind meines Wissens vier Fälle bekannt geworden, in denen der Drucker-Code mutmaßlich zur Überführung von Straftätern führte. Der erste Fall betrifft die Whistleblowerin Reality Winner, der zweite einen Brandstifter in Berlin, der dritte einen militanten Islamisten und der vierte einen Versender von Drohbriefen. Falls meine Leser weitere Beispiele kennen, würde mich das sehr interessieren.

In der letzten Ausgabe der Sendung “Aktenzeichen XY ungelöst” wurde übrigens das folgende Erpresserschreiben gezeigt, das vermutlich mit einem Laser-Drucker erstellt wurde:

Quelle/Source: ZDF

Gedruckt wurde das Schreiben auf Fotopapier des Typs Kodak Moments, wie es in den Drogeriemärkten Rossmann und DM eingesetzt wird. Ob ein Drucker-Code enthalten ist, ist mir nicht bekannt. Ich gehe davon aus, dass die Polizei dies geprüft hat.

 

Neue Informationen

Vor einigen Wochen erhielt ich eine Mail von einem Blog-Leser namens Itermann. Als Betreiber eines Copyshops hat dieser sich mit dem Machine Identification Code beschäftigt und ein paar neue Dinge herausgefunden. Das kann man hier nachlesen.

Interessant ist vor allem das Kapitel “MICs: Eigene Untersuchungen”. Darin berichtet Herr Itermann von zahlreichen Dokumenten, die er auf die gelben Punkte hin untersucht hat. Wie erwartet, war der Code längst nicht immer vorhanden. Anscheinend drucken manche Modelle die gelben Punkte, andere nicht. Farbdrucker, die den Code normalerweise ausgeben, tun dies nicht, wenn sie im Schwarz-Weiß-Modus arbeiten. Ob es noch andere Drucker-Codes gibt, ist nicht bekannt.

 

Ein Rätsel

Zum Schluss will ich noch ein Rätsel von Herrn Itermann an meine Leser weitergeben. Auf einem Laser-Ausdruck fand er das folgende Muster aus 18 Punkten vor (im Original sind alle gelb und deutlich kleiner), die anscheinend in einem Raster von 16×32 angeordnet sind:

Quelle/Source: dys2p.com

Die Punkte repräsentieren wahrscheinlich die Seriennummer des Geräts (JWF11162) und wiederholen sich über die gesamte Seite. Das Muster ändert sich nicht mit der Uhrzeit, dem Datum oder dem Inhalt des gedruckten Dokuments. Es hat die Form eines um etwa 30 Grad geneigten Parallelogramms. Die Ausrichtung, der Start und das Ende des Musters könnten auch anders als hier abgebildet verlaufen.

Andere Seriennummern des gleichen Druckermodells lauten JWF03569, JWF86454, JWF16133, WGR08684 und WGR04248. Hier gibt es weitere Muster dieser Art.

Kann ein Leser erkennen, was hier kodiert ist?


Further readingDer rätselhafte Quittungscode von Quebec

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Kommentare (17)

  1. #1 Klaus Schmeh
    16. Oktober 2022

    Tony Patti via LinkedIn:
    Thanks Klaus Schmeh for posting additional information about this interesting topic.

    There is also a Wikipedia page at https://en.wikipedia.org/wiki/Machine_Identification_Code

  2. #2 Chris
    Vienna
    16. Oktober 2022

    This “code” has been used in Geocaching riddles for more than 10 years, e.g.
    https://www.geocaching.com/geocache/GC4CR4T_gelbe-tupferln-yellow-dots

    For non GC members, here the links to the images:
    https://s3.amazonaws.com/gs-geo-images/0f3858e7-e04e-42e6-b783-ee928623e592_l.jpg
    https://s3.amazonaws.com/gs-geo-images/381b9ad5-478c-4689-9192-b454b981fcdb_l.jpg

    This riddle (and others) can be solved using the information from e.g.
    https://w2.eff.org/Privacy/printers/docucolor/

    Regards from Vienna,
    Chris

  3. #3 Kerberos
    17. Oktober 2022

    Warum nur
    Laser-Farbdrucker? Tintenkleckser sind doch
    wohl viel verbreiteter.
    Kriminaltechnisch (außer Banknoten) wären doch
    Schwarz-Weiß- Laser auch von Interesse.
    Ein sparsames Muster an “Fliegenschiß”
    wäre auch unauffällig.Vielleicht eher weiße Punkte im
    bedruckten Bereich?
    Kerberos

  4. #4 schlappohr
    17. Oktober 2022

    Hier stellt sich sich Frage, ob das überhaupt eine Verschlüsselung ist. Es würde doch genügen, wenn es sich um ein zufälliges aber eindeutiges Muster handelt, das der Hersteller einer Druckerseriennummer zuordnen kann, wenn eine Behörde das anfordert. Warum sollte man sich die Arbeit machen, eine Verschlüsselung zu entwickeln, wenn die zu verschlüsselnden Daten (z.B. die Seriennummer) von Anfang an feststehen? Welchen Vorteil würde mir als Anwender die Kenntnis der verschlüsselten Information bringen? Die Serienummer meines Druckers steht schließlich auf der Gehäuserückseite. Die einzigen Anforderungen an das Muster sind, dass es eindeutig ist und das Druckbild nicht visuell stört, und dazu sind Zufallsmuster vermutlich am besten geeignet.

    Interessanter wäre die Frage, ob sich das Muster durch gezielte Ansteuerung der Düsen soweit stören lässt, dass es nicht mehr identifizierbar ist.

  5. #5 Kerberos
    17. Oktober 2022

    @schlappohr
    “” durch gezielte Ansteuerung der Düsen “”
    Laserdüsen?

  6. #6 Other Pattern
    17. Oktober 2022

    @Chris #2

    This is a other pattern. There are many different patterns in total, and I don’t think that’s been decoded yet.

  7. #7 schlappohr
    17. Oktober 2022

    #5
    Ja, ist natürlich Unsinn, sorry. Sagen wir Pixel.

  8. #8 Dampier
    17. Oktober 2022

    Ich denke, man könnte mit etwas herumprobieren ein eigenes gelbes Punktmuster entwickeln, das man bei allem, was verfänglich sein könnte, mitdruckt. Ersatzweise einfach eine 100%-Yellow-Fläche unterlegen 🙂

  9. #9 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2015/08/28/melden-dialog-geleakt
    17. Oktober 2022

    @viele:

    Link No. 1 hat einen Absatz “Protection of privacy and circumvention”, da steht schon, wie man das Muster durch zusätzliche Punkte stört. Gibt es alles schon.

    Hier auf Deutsch (WP).

    @Schlappohr:

    Hier stellt sich sich Frage, ob das überhaupt eine Verschlüsselung ist. Es würde doch genügen, wenn es sich um ein zufälliges aber eindeutiges Muster handelt, das der Hersteller einer Druckerseriennummer zuordnen kann, wenn eine Behörde das anfordert.

    Und dann speichert der Hersteller das Zufallsmuster (nachdem er geprüft hat, dass es eindeutig ist) als Bitmap mit der Seriennummer zusammen in der Datenbank? Und wie sucht er dann bei einer Anfrage danach – könntest Du das SQL skizzieren?

    Und das BKA, der Zoll, das Finanzamt, die Gesundheitspolizei oder wer immer schickt das Dokument immer an alle Druckerhersteller?

    Nein, das Muster muss so codiert sein, dass das BKA schon der Hersteller am Muster erkennen kann – wenn sie dann schon dabei sind, können sie auch die Seriennummer gleich ermitteln, und der Hersteller schaut dann, ah, an Copyshop Copalla in der Kohlenschwarzstr. 73, Braunschweig geliefert. Oder in einer Charge an Aldi Nord, Hannover im Juli 2007 gegangen, und die stellen dann fest: Pech gehabt, Barzahlung. Und da nie ein Servicefall draus wurde anonym geblieben.

    Oder bezahlt per Kreditkarte xy und der Käufer behauptet, es bei Ebay-Kleinanzeigen für 20€ verscherbelt zu haben, vor Jahren.

    Es gab m.W. schon einen Tatort, in dem eine schwierige Druckerspur eine Rolle spielte, länger als 6 Monate her, aber weniger als 24, und ob das Punktmuster eine Rolle gespielt hat, da bin ich mir nicht sicher. Schwierig, weil der Drucker auch mehrfach oder angeblich mehrfach weitergereicht wurde.

    “Verschlüsselung” heißt auch nicht, dass Supercrypto zum Einsatz kommen muss, aber eine Seriennummer auf ein Punktmuster abzubilden ist per se eine Form der Verschlüsselung.

    Da 64 Bytes nicht sehr viel sind hat man vielleicht etwas unternommen, um den Code zu komprimieren. Die Unterscheidung Groß-/Kleinschreibung etwa braucht man ja nicht zwingend.

  10. #10 schlappohr
    18. Oktober 2022

    Und wie sucht er dann bei einer Anfrage danach – könntest Du das SQL skizzieren?

    Es gibt da ein nettes Programm, das viele Hobbyastronomen benutzen. Man zeigt ihm einen Ausschnitt des Sternenhimmels, und das Programm nennt mit einiger Sicherheit die Position und Größe des Ausschnitts und nennt die Namen der Sterne. Das ist Musterekennung. Da die Druckerpunkte in einem Raster liegen und die Anordnung garantiert per Konstruktion eindeutig ist, ist die Mustererkennung recht einfach in diesem Fall.

    Und das BKA, der Zoll, das Finanzamt, die Gesundheitspolizei oder wer immer schickt das Dokument immer an alle Druckerhersteller?

    Ich schätze, die Hersteller schicken ihre Listen regelmäßig an die Behörden. Das geht im Ernstfall schneller.

    aber eine Seriennummer auf ein Punktmuster abzubilden ist per se eine Form der Verschlüsselung.

    Nein, das ist zunächst mel eine Codierung. Wird oft verwechselt. Eine Verschlüsselung hat den Zweck, Informationen zu verbergen, eine Codierung hingegen bereitet Informationen nur für ein bestimmtes Medium auf.

  11. #11 Kerberos
    18. Oktober 2022

    @Dampier
    “” Ersatzweise einfach eine 100%-Yellow-Fläche unterlegen “”
    Gute Idee,
    damit könnte man auch eine der Farbkasseten (-patronen) einsparen

  12. #12 Robert aus Wien
    18. Oktober 2022

    @user unknown:
    ““Verschlüsselung” heißt auch nicht, dass Supercrypto zum Einsatz kommen muss, aber eine Seriennummer auf ein Punktmuster abzubilden ist per se eine Form der Verschlüsselung.”

    Leider falsch, Sie bringen die Begriffe “Verschlüsselung” und “Codierung” durcheinander. Das ist halt nicht dasselbe.

    Hier zum Nachlesen: https://de.acervolima.com/unterschied-zwischen-verschlusselung-und-codierung/

  13. #13 Oliver Kuhlemann
    https://Kryptografie.de
    20. Oktober 2022

    Ich habe meine Erkenntnisse zu dem Thema Yellow Dots mal auf https://kryptografie.de/kryptografie/chiffre/yellow-dots-code.htm zusammengeschrieben.

    Da scheint es noch viel Stoff für Forschungen zu geben. Und viele ungelöste Kodierungen.

  14. #14 Konubix
    Süddeutschland
    20. Oktober 2022

    Das bunte Muster sieht ein Stück weit den frühen Versionen des Windows-Logos ähnlich.
    Ist es evtl. sogar der Windows-Druckertreiber?

  15. #15 Klaus Schmeh
    23. Oktober 2022

    Johnny Appleseed via Twitter:·
    K4/K5 Keys; Layer 1: TRUST, INTEREST RATE, RHAEIOY – Viginere.

    Rearrange Cols/Rows 1-10 as 3,8,5,7. Split into 2 matrices, solve simultaneously.

    Layer 2 Keys: NARCISSIST, PYRAMID SCHEME, AMERICAN WAY, ZSCD – Viginere (gets to K5)

    LAUNDER Viginere K4 Combine

  16. #16 Klaus
    6. November 2022

    Natürlich ist es eine Verschlüsselung. Es ist die Darstellung einer Informationen in einer kryptographisch, also nicht für jeden lesbaren, und steganographischen Form.

    @Robert aus Wien
    Vielleicht erstmal englisch lernen, bevor man mit englischen Worten um sich wirft und andere korrigieren will. Codieren (vom englischen Code, Schlüssel, to code, verschlüsseln) bedeutet verschlüsseln.

    @Dampier
    Eine gelbe Fläche zu drucken, um die Spionage zu verhindern funtioniert nicht, weil es Fallback-Mechanismen gibt. Z.B. werden die Punkte bei Erkennen von gelber Überlagerung in anderer Farbe gedruckt. Solche Maßnahmen weisen deutlich auf staatlichen Ursprung der Überwachung hin, weil es industriell immer um Redundanz geht um Erkennung auch bei Unvollständigkeit zu gewährleisten, vgl. indstriell eingesetzt 2D Codes. Werden Gegenmaßnahmen gegen Gegenmaßnahmen implementiert ist der Staat der Angreifer, das ist Staatsdenke.

    Name and Shame wäre wichtig und vermutlich hilfreich. Jeden Hersteller, der MIC implementiert als Staatskollabprateur und Denunziant zu unserer Überwachung bloßstellen.

    Es handelt sich auch um strafbare Computersabotage, da der Drucker nicht macht, was er soll, und um Verstoß gegen den Datenschutz, da Informationen, die uns identifizieren sollen ohne unsere Zustimmung erhoben und weitergegeben werden.

  17. #17 Klaus Schmeh
    6. November 2022

    @Klaus
    >Z.B. werden die Punkte bei Erkennen von gelber >Überlagerung in anderer Farbe gedruckt.
    Ist das so? Kann ein Laserdrucker feststellen, ob die zu bedruckende Stelle bereits bedruckt ist?