Der deutsche Maler Göbel hinterließ ein Notizbuch mit etwa zehn möglicherweise verschlüsselten Passagen. Kann ein Leser diese Krypto-Rätsel lösen?
English version (translated with DeepL)
Ludwig Göbel (1889-1964) war ein deutscher Maler, der die meiste Zeit seines Lebens in Ingelheim (heute in Rheinland-Pfalz) und München verbrachte.
Göbel schuf eine große Anzahl von Porträts, Radierungen und Aquarellen. Leider gibt es keinen Wikipedia-Eintrag über Göbel, aber einige andere Webseiten bieten zahlreiche Informationen über seine Biografie und seine Kunst.
Das Notizbuch
Vor zwei Jahren kontaktierte mich Janine Werner, die ein Notizbuch besitzt, das Ludwig Göbel hinterlassen hat. Hier ist eine Seite daraus mit zwei Porträts, die der Künstler geschaffen hat:
Auf acht der Notizbuchseiten sind verschlüsselte (?) Textpassagen zu sehen.
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Es versteht sich von selbst, dass ich das Notizbuch von Ludwig Göbel in meine Encrypted Book List (#00106) aufgenommen habe.
Lösungsansätze
Vor zwei Jahren habe ich erstmals über Göbels Notizbuch gebloggt. Meine Leser haben damals einige Kommentare veröffentlicht, aber noch ist das Rätsel nicht gelöst.
Inzwischen hat mich außerdem der Göbel-Experte Peter Weiland kontaktiert. Unter anderem schrieb er mir: “Dass sich Göbel Verschlüsselungstechniken bedient haben soll, ist mir völlig neu. In seinen handschriftlichen Unterlagen habe ich jedenfalls keinen Hinweis gefunden. Weder während seiner Studien- und Militärzeit noch später als Maler in Frankfurt und Ingelheim.”
Blog-Leser Armin Krauß fand heraus: Wenn man auf Seite 1 die erste Zeile von oben nach unten und die zweite umgekehrt liest, erhält man folgenden Satz: “Umaendern kann sich niemand, bessern kann sich jeder.” Weiß ein Leser, was das zu bedeuten hat?
Laut Blog-Leser Torbjörn Andersson enthalten die Seiten 7 und 8 keinen verschlüsselten Text, sondern so genannte Q-Gruppen, wie sie im Morse-Funkverkehr genutzt werden. Jede Q-Gruppe kodiert eine bestimmte Nachricht. In diesem Fall geht es um Nachrichten aus der Fliegerei:
- qan – The surface wind direction and speed at … at … hours is …
- qao – The wind direction and speed at … at flight level … is …
- qdm – The magnetic heading for you to steer to reach me with no wind was … degrees at … hours.
- qte – Your true bearing from me is … degrees at … hours.
Leider ist mir nicht bekannt, ob und was Göbel mit der Fliegerei und Morsefunk zu tun hatte.
Auf Seite 4 sind dreistellige Zahlen zu sehen. Ich weiß nicht, was diese bedeuten. Kann ein Leser hier weiterhelfen?
Der Rest besteht hauptsächlich aus Kleinbuchstaben, die in Fünfergruppen geschrieben sind. Diese Zeilen sehen wie ein militärischer Chiffretext aus. Auf Seite 3 oben liest man außerdem “Brüder überm Sternenzelt”.
Die Leser Torbjörn Andersson und Gerd Hechtfischer vermuten, dass es sich bei den Buchstabengruppen um Übungsmaterial für jemanden handelt, der das Morsealphabet lernt. Die “Brüder überm Sternenzelt” könnten Teil dieses Materials sein, das ansonsten bedeutungslos ist. Sollte diese Erklärung zutreffen, dann hätten die Buchstabenfolgen einen ähnlichen Zweck wie der Inhalt des Rilke-Kryptogramms, über das ich bereits mehrfach gebloggt habe.
Kann ein Leser mehr zu Göbels Notizbuch sagen?
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Further reading: Another crypto mystery solved: Tony Gaffney has broken Ernest Rinzi’s encryption code
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