Mit “Wanted! Science-Blogs im deutschsprachigen Raum zu naturwissenschaftlichen Themen” hatte ich im Januar zur Science-Blog-Sammelaktion aufgerufen – von Blogs, die außerhalb der „Science-Blogs“ oder „SciLogs“ laufen.
Viele LeserInnen haben dazu hilfreiche Kommentare geschrieben und stückchenweise weitere Blogs zusammengetragen. Noch einmal ein herzliches Dankeschön!
Mittlerweile habe ich die Blogs durchgesehen und noch einmal abgeglichen, was davon unter die Definition des Science-Blogs fällt. Diese Definition ist das Ergebnis meiner umfassenden Recherche und umfangreicher Diskussionen. Als Grundlage fand ich Bora Zivkovichs „Science Blogs – definition, and a history“ sehr gut. Zivkovich war lange Zeit Blog Editor des Scientific American und ist ein Urgestein der Szene. In seiner Publikation „Science-blogs-definition-and-a-history hatte er zunächst festgestellt, dass es unglaublich schwer sei, Science-Blogs zu definieren: „Defining a science blog – heck, just a blog – is difficult. After all, al blog is just a piece of software that can be used in many different ways.“.
Damit hat er zweifellos Recht. Inhaltliche Kriterien bleibt er in dieser Publikation leider schuldig.
Allerdings spricht er einen anderen wichtigen Aspekt an: Er betrachtet einzelne Blog-Posts wie Gesprächsbeiträge und meint, dass sich zwischen einem Blogger und seinen/ihren LeserInenn mit der Zeit eine persönliche Beziehung aufbaut. Das halte ich für einen ganz wichtigen Aspekt, den ich so bestätigen kann.
Über die Frage, was einen Science-Blog ausmacht oder gar einen guten Science-Blog, hatten wir auf „meertext“ schon konstruktive und fruchtbare Diskussionen. Hier ist noch einmal ein kurzer Überblick über den Kriterienkatalog:
Inhaltliche Kriterien:
- Schreiben über Wissenschaft (eigene und andere)
- Schreiben über wissenschaftliche Publikationen (eigene und andere)
- Wissenschaftsnähe
- Inhaltliche Qualität: Sind die Informationen korrekt?
- Fundiertes wissenschaftliches Wissen
- Verständliche Aufbereitung komplexer Informationen
- Überwiegend selbst erstellte Inhalte
- Gekennzeichnete Zitate
- Einordnung von wissenschaftlichen Resultaten in bestehendes Wissen
- Reflexion über Forschung und Forschungsergebnisse
- Qualifiziertes, sachliches Hinterfragen von wissenschaftlichen Resultaten
- Überwiegend wissenschaftsnaher Themenkanon
- Aktualität des Themas
Weitere Kriterien, auch für eine Aussage über die Qualität von Blog-Beiträgen
- Hohe sprachliche Qualität
- Originelle Themenauswahl
- Neue Aspekte eines Themas/Forschungsgegenstandes
- Aus dem Leben eines Wissenschaftlers
- Anekdoten
- Gedankenexperimente und Meinungen
- Mehrwert durch interessante Verknüpfungen und Verlinkungen
- Mehrwert durch interessante Diskussionen.
Formale Kriterien:
- Aktualität (der Blog existiert noch)
- Konsistenz und Kontinuität (kontinuierliche Posts über mehrere Jahre)
- Gehobenes Sprachniveau: sichere Orthographie, Grammatik und Wortwahl, flüssige und ansprechende „Schreibe“, nachvollziehbare Argumentation,…
- Interaktivität, Kommunikation mit Lesern, Zulassen und Beantworten von Kommentaren
- Anzahl der Seitenaufrufe
- Anzahl der Zitate und Verlinkungen
Science-Blogs sind meist personalisierte Blogs einzelner WissenschaftlerInnen bzw. Personen mit wissenschaftlicher Ausbildung. Ein Autor, eine Autorin schreiben über einen langen Zeitraum über ihr Fachgebiet und ihre Arbeit, Wissenschaft, wissenschaftsnahe Themen und Wissensvermittlung. Solch ein Blog ist oft persönlich, meistens gibt es nur einen oder wenige Autoren.
Institutionalisierte Blogs sind wissenschaftlichen Institutionen angegeliedert.
An einigen Instituten gibt es auch Science-Blogs im o. g. Sinne.
Instituts-Blogs mit Reporting-Funktion dienen der Eigendarstellung eines Instituts mit Berichten über und von eigenen Aktivitäten. Solch ein Instituts-Blog wird oft kollaborativ geschrieben, und ist selten persönlich. Der Marketing-Aspekt überwiegt hier stark, eine Einordnung, Reflexion oder gar kritische Auseinandersetzung finden nicht statt.
Expeditions-Blogs berichten über Expeditionen, Seereisen und Exkursionen.
Sie dienen dem Reporting über eine Reise und sind damit zeitlich begrenzt. Die Blogs vieler Schiffe sind fortlaufend, auf jeder Reise schreiben andere TeilnehmerInnen. Dementsprechend gibt es regelmäßig Wiederholungen. Solche Blog sind auch ein Trainingsplatz zum Trainieren der Schreib-Expertise von Nachwuchs-WissenschaftlerInnen. Eine Einordnung, Reflexion oder gar kritische Auseinandersetzung findet nicht statt.
Liste mit Science-Blogs außerhalb der großen Blog-Plattformen:
Zunächst betreiben einige überregionale Online-Ausgaben von Zeitungen Blogs, ergänzend zu den täglich oder wöchentlich erscheinenden Print-Ausgaben. Darunter sind einige naturwissenschaftliche Science-Blogs im engeren Sinn.
Science-Blogs, die überregionalen Zeitungen und Magazinen angegliedert sind:
SPON:
Axel Bojanowski: „Graf Seismo“ (Erde, Wasser, Luft – also Erdwissenschaften, Umwelt, Meereskunde, Klimaforschung, Energien und Rohstoffe. Sammelt Studien wie andere Leute Briefmarken. Seine Maxime: Wissenschaftliche Zusammenhänge sollen so gründlich durchdacht werden, bis sie in klarer Sprache präzise und unterhaltsam erzählt werden können.
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